Wetter auf dem Brocken

Trotz der derzeitigen Kälte – es wird immer wärmer auf dem Brocken - Der
Harz im Klimawandel – Durchschnittstemperatur auf dem höchsten Berg
Norddeutschlands bereits bei 4 Grad Celsius

Brocken (ein) 1896 wurde die erste Walpurgisnachtfeier auf dem Brocken
veranstaltet. Im gleichen Jahr schrieb der schwedische Physiker Arrhenius,
dass Treibhausgase, speziell CO2, das Klima der Erde verändern können – das
bei der massenhaften Verfeuerung von Kohle und Öl freigesetzte Kohlendioxid
werde die Temperaturen weltweit um bis zu 6 °C ansteigen lassen.

Wir wissen also schon sehr lange, wo das Problem des Klimawandels liegt.
Die Brockhaus- Enzyklopädie vermerkte 1970 unter dem Stichwort
„Kohlendioxid“: „Die Zunahme des Kohlendioxidgehaltes der Luft, etwa 13 % in
den letzten 100 Jahren, führt wegen verstärkter Absorption der von der
Erdoberfläche abgestrahlten Infrarotstrahlung zu einer allmählichen Erhöhung
der Durchschnittstemperatur der Lufthülle (etwa 0,5 °C in den letzten 100
Jahren)". Wir nennen es heute den Treibhauseffekt.

Bau der Wetterwarte

Der Bau der ersten Wetterwarte auf dem Brocken erfolgte 1895 – seitdem haben
wir verlässliche Klimadaten von diesem Berg und können den Klimawandel sehr
genau verfolgen. Mehrere Institutionen messen im Harz, z.B. der Deutsche
Wetterdienst (DWD), der Talsperrenbetrieb Sachsen-Anhalt
(www.talsperren-lsa.de) oder die Harzwasserwerke (www.harzwasserwerke.de).
Der DWD betreibt auf dem Brocken sogar eine sog. Klimareferenzstation, d.h.
eine mit Personal besetzte Station seines hauptamtlichen Messnetzes, die
jahrzehntelange und ununterbrochene Klimabeobachtungen vorweisen kann.
Insgesamt unterhält der DWD 12 solcher Klimareferenzstationen, die über
einen langen Zeitraum (möglichst in den kommenden 100 Jahren) mit
einheitlicher überwiegend konventioneller Messtechnik die Klimaveränderung
erfassen sollen.

Stürme und Tropentage

Am 13. November 1972 brausten über das norddeutsche Flachland Windböen mit
teilweise bis zu 170 km/h hinweg – diesem sog. Niedersachsen-Orkan fielen
europaweit über 50 Menschen zum Opfer. Wie wir heute wissen, waren das
deutliche Vorboten des Klimawandels – sie wurden damals nur noch nicht so
interpretiert.

Bereits in den 1990er Jahren wurde im Rahmen der Borkenkäferdiskussionen im
Harz angemerkt, dass in unserem Mittelgebirge die Zahl der Tropentage, d.h.
der Tage mit einem Maximum der Lufttemperatur von über 30 °C, zunimmt. Die
aktuelle Borkenkäferentwicklung ist weltweit und auch im Harz hinsichtlich
ihres Umfangs und ihrer Geschwindigkeit auch auf die globale Erwärmung
zurückzuführen.

Warm wie nie…

2003 war es dann auf dem Brocken so warm wie noch nie. Die Wetterstation
Brocken meldete am 12.8.2003 eine Maximaltemperatur von 28,2 °C – damit
wurde die aus 1992 stammende Rekordtemperatur eingestellt. Bemerkenswert ist
außerdem, dass dort an drei Tagen hintereinander die 25 °C-Marke
überschritten wurde. Das hatte es auf dem Brocken noch nie zuvor gegeben.
Der DWD nannte es das „Superjahr 2003“ – die Jahresmitteltemperatur aller
deutschen Stationen war um 1,2° C wärmer als üblich und im Durchschnitt
aller Stationen fielen 25 % Niederschlag weniger als im langjährigen Mittel.

2005 lagen auf dem Brocken die durchschnittlich gemessenen Temperaturen um
0,7 °C über dem statistisch zu erwartenden Wert. Am 20.7.2006 überschritt
die Temperatur auf dem Brocken erneut die Marke von 28 °C.
Insgesamt war der Juli 2006 der heißeste seit Menschengedenken registrierte
Juli im Harz. Ebenfalls ungewöhnlich warm waren der Winter
2006/2007 und das Frühjahr 2007. Der April 2007 war der wärmste je auf dem
Brocken gemessene April. 2011 war auf dem Brocken mit 4,8 Grad insgesamt 2
Grad zu warm und mit 1989 das wärmste Jahr seit 116 Jahren.
Der 20. August 2012 brach erneut den Wärmerekord: mit einer
Spitzentemperatur von 29 °C war es der wärmste Tag seit Beginn der
Aufzeichnungen. Auch der vergangene Winter war nur gefühlt ein besonders
langer und harter Winter. Längst haben sich durch den anhaltenden
Klimawandel unsere Maßstäbe verschoben.

Auch die bisher in zahllosen Brockenbüchern und anderen Veröffentlichungen
über unseren höchsten norddeutschen Berg zitierten Durchschnittstemperaturen
sind überholt. Heute liegt der jährliche Wert bereits über 4 °C – und er
steigt weiter.

Wie reagiert die Natur?

Der DWD dokumentiert nicht nur rein meteorologische, sondern beispielsweise
auch phänologische Daten, d.h. Beobachtungen zu im Jahresablauf periodisch
wiederkehrenden Entwicklungserscheinungen in der Natur. In unseren Breiten
wird die Pflanzenentwicklung maßgeblich durch den Temperaturverlauf
bestimmt. Phänologische Beobachtungen sind daher gute Indikatoren, um die
Folgen der Klimaänderungen für die Biosphäre zu dokumentieren.

Die DWD-Abteilung „Phänologie“ erfasst mit einer großen Anzahl überwiegend
ehrenamtlicher Mitarbeiter die im Jahresablauf periodisch wiederkehrenden
Wachstums- und Entwicklungserscheinungen ausgewählter Pflanzenarten. Sie
stehen in enger Beziehung zur Witterung und zum Klima.

Auf dem Brocken werden seit 1966 phänologische Daten aufgezeichnet. Die
Erwärmung zeigt bereits deutliche Auswirkungen auf den Jahreszyklus der
Pflanzen. So treibt beispielsweise die Fichte heute rund 20 Tage früher als
noch zu Beginn der Aufzeichnungen. Ähnliche Tendenzen lassen sich für
Huflattich- und Heidekrautblüte u.v.m. erkennen. Die Verlängerung der
Vegetationsperiode auf dem Brocken führt zur Verschiebung der
Konkurrenzverhältnisse zwischen den Arten und bringt damit das gesamte
Gefüge der Lebensgemeinschaften durcheinander.

Weitere Daten

Wer sich über die Harzer Messwerte informieren möchte, dem steht u.a.
die Webseite www.wetteronline.de mit den Wetterstationen Braunlage und
Brocken zur Verfügung. Benachbarte Stationen der engeren und weiteren
Nationalparkregion sind z.B. Wernigerode, Quedlinburg und Osterode. Mit der
Funktion „Rückblick“ kann man Messwerte der vergangenen Jahre abrufen. Auf
www.dwd.de können neben den Wetterdaten auch zahlreiche Informationen zur
Erfassung der phänologischen Daten eingesehen werden. Auch in Badenhausen werden Wetterdaten gesammelt. Sie werden dem Deutschen Wetterdienst übermittelt. Zur Dokumentation des örtlichen Klimas pflegen Kurorte mehr oder weniger zahlreiche Datenaufzeichnungen.

Bürgerreporter:in:

Winfried Kippenberg aus Bad Grund (Harz)

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