Kolping-Gedenktat in Augsburg mit Ministerpräsident a.D. Dr. Günther Beckstein

2. Dezember 2010
19:00 Uhr
Kolpingzentrum , 86152 Augsburg

Der bayerische Ministerpräsident a.D. Dr. Günther Beckstein freute sich aus zwei Gründen, dass er beim Kolping-Gedenktag in Augsburg eingeladen war. Dass er als Protestant vor den 150 geladenen Gästen sprechen könne, sei für ihn ein “Ausdruck gelebter Ökumene”. In seiner Kindheit erlebte er es anders. Protestanten hätten, um die Katholiken zu ärgern am Fronleichnam Teppiche herausgehängt und die Katholiken im Gegenzug am Karfreitag geputzt. In Miteinander hätte sich Gott sei Dank viel gebessert. Viele Fragen seien nicht mehr so belastend wie früher. Ein Jugendlicher, mit dem Beckstein kürzlich sprach, verstand den Begriff Mischehe für konfessionsverbindende Ehe gar nicht mehr und meinte, dass er es doch gut finde, wenn Mann und Frau heiraten könnten.

Der zweite Grund, warum sich Beckstein über die Einladung von Verband und Kolpingeinrichtungen in der Diözese Augsburg freute, war das Thema. “Christ und Politik” sei seine Biographie und hätte ihn immer beschäftigt. Ein Journalist schrieb, nachdem Beckstein Innenminister geworden war, in einer Reportage von den zwei Gesichtern Becksteins. Der Journalist habe den Beckstein, der am Sonntag im gestrickten Pullover in seiner Gemeinde zum Gottesdienst ist und von den Menschen dort herzlich begrüßt wurde, sympathisch gefunden. Den Innenminister Beckstein beschrieb er als einen Teufel mit Krawatte. Dieser Journalist habe ihn nicht verstanden, so Beckstein. Es gebe keine zwei Personen. Mit einem befreundeten Pfarrer hat er eine Geschichte gefunden, was den Innenminister vom Pfarrer unterscheidet. Wenn am Samstagnachmittag jemand am Pfarrhaus klingelt und um Geld bittet, könne der Pfarrer helfen. Der Innenminister dürfe sich aber im Gegensatz dazu nicht Großzügig zeigen, sondern muss das Recht aufrecht erhalten. “Denn ein Recht, das nicht beachtet wird, verliert an Bedeutung”, sagte Beckstein.

So verstehe er auch die zwei Reiche Lehre Luthers. Kirche und weltlicher Bereich seien getrennt und hätten unterschiedliche Aufgaben. Die eine Seite dürfe sich aber nicht in die andere Einmischen. Dennoch ist Beckstein der Überzeugung: “Jeder Mensch, wo er steht, muss Verantwortung übernehmen auf beiden Seiten.” Das dies zu verbinden nicht immer ganz leicht ist, schilderte der bayerische Landtagsabgeordnete an mehreren Erfahrungen seiner Amtszeit. Den Einsatzbefehl zur Erschießung von zwei Straftätern, die bereits eine Frau vergewaltigt und getötet und eine weitere bereits in ihrer Gewalt hatten, zu geben, ist für einen Gegner der Todesstrafe nicht einfach. Auch wenn Beckstein auch heute noch zu dieser Entscheidung steht, sagt er doch, dass er sich vor Gott durch diese Tat schuldig machte. Ein anderes Beispiel aus der Zeit des Innenministers Beckstein ist auch die Frage des Kirchenasyls und der Integration von Ausländern. Beckstein sagt, dass er damals heftig angegriffen wurde. Bei einer Versammlung der Synode der evangelischen Kirche wurde gegen ihn demonstriert und er diskutierte die ganze Nacht mit den anderen Synodalen. Diese Gespräche haben dann auch bewirkt bei Beckstein bewirkt, dass eine Härtefallregelung eingeführt wurde. “Christliche Überzeugungen und Gespräche haben den Zweck, Macht richtig einzusetzen und Machtmissbrauch zu erkennen”, sagt Beckstein daher.

Für den Christ in der Politik erkennt Beckstein heute zwei wichtige Themen. Die Überschuldung und das weitere Anwachsen der Schulden, obwohl es uns sehr gut geht, lassen ihn nach der Generationengerechtigkeit fragen. Auch wenn viele Ausgaben, die heute getätigt werden, nicht falsch eingesetzt werden, so müssten wir uns doch fragen, ob nicht auch weniger möglich wäre. Dass der Sozialstadt heute ernst genommen werden sollte, ist für ihn das zweite wichtige Thema.

Seit Beckstein Landtagsabgeordneter ist, steht in seinem Büro die einfache Figur eines heiligen Antonius . Den “katholischen Protestanten”, wie er sich selbst bezeichnet, erinnert der Heilige der Bettler daran, dass “vor dem lebendigen Gott der Bettler genauso viel wert ist wie jeder andere Mensch, der Nobelpreisträger hat nicht mehr Würde als die demente Frau”.

Zusammenfassend sagte Beckstein am Schluss seines Vortrages: “Die Werte der Zukunft sind die Werte, die wir aus dem Glauben haben, und die Zukunft der Werte, das sind wir alle!”

http://www.kolpingwerk-augsburg.de

Bürgerreporter:in:

Kolping Augsburg aus Augsburg

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