„Wir sind Familie“

Gemeinsam geht’s: Die Bewohner des Ruhesitz Wetterstein und die Schüler der Franz-von-Assisi-Schule besuchten die Sonderschau Modewelten im Textilmuseum und hatten viel Spaß miteinander.
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Ruhesitz Wetterstein und Franz-von-Assisi-Schule arbeiten im dritten Schuljahr zusammen

Im September 2017 ging das Projekt „Schüler AG“ der Franz-von-Assisi-Schule mit dem Ruhesitz Wetterstein an den Start. Inzwischen ist es zu einem wahren Herzensprojekt geworden. Jede Woche treffen sich „die Alten und die Jungen“ und wachsen immer mehr zusammen. Wie in einer Familie.

Im Rahmen dieses sozialen Projektes begleiten Schüler der Franz-von-Assisi-Schule Menschen, die im Ruhesitz Wetterstein wohnen und gemeinsam etwas erleben wollen. Fast jeden Donnerstagnachmittag geht es seit Mitte September miteinander auf Tour. Der Kalender ist gut gefüllt mit Aktivitäten. Da feiert man zusammen Weihnachten, meditiert in der Kapelle, geht in die Puppenkiste, ins Kino, auf Konzerte und vieles mehr.

Ein echtes Assisi-Erlebnis

Erst kürzlich besuchten sie die Mozart-Sonderausstellung im Textilmuseum. „Aufgrund des Mozartjahrs haben wir im ersten Halbjahr viele Aktionen rund um den Komponisten Wolfgang Amadeus Mozart. Es stehen Referate an, die Schüler müssen sich mit dem Thema intensiv beschäftigen“, sagt Lehrerin Eva-Maria Lettenmeier. Da bot sich ein Besuch des Textilmuseums in Augsburg (tim) förmlich an. Dort läuft im Moment die Dauerausstellung Mozarts Modewelten. Natürlich gemeinsam mit „ihren Alten“ aus dem Ruhesitz Wetterstein. Das sollte wieder ein echtes „Assisi-Erlebnis“ werden. Pünktlich um 14 Uhr trafen „die drei Alten“ Konrad Mayr, Christel Höffken und Heimbeirat Franz Funk begleitet von Pflegedienstleiter Alexander Krug auf „die Jungen“ der Schüler AG. Eine professionelle Führung gab es nicht, Lehrerin Eva-Maria Lettenmeier hat diesen Part jedoch hervorragend übernommen und die einzelnen Stationen sehr anschaulich erklärt. Allein die prachtvollen Kleider faszinierten Jung und Alt ganz besonders. Damals war die Art zu leben doch eine ganz andere. Da fuhr man mit der Kutsche über das Land und hatte mit ganz anderen Dingen zu kämpfen als heute. Viele Briefe und Gegenstände erinnerten an die Zeit, als Mozart lebte. Nach dem Museumsbesuch schloss sich wie bei jedem Treffen ein Kaffeeklatsch an. Hier tauscht man sich aus und tut sich gut. Man wächst sich ans Herz.

Herzensprojekt Wetterstein

„Mit unserem Herzensprojekt Wetterstein gehen wir bereits ins dritte Jahr und ich freue mich, dass wir diesmal zehn Jugendliche aus den 7. und 9. Klassen dafür begeistern konnten. Das ist nicht selbstverständlich“, sagt Lettenmeier, die die Arbeitsgruppe sehr gerne leitet. Von Anfang an war Heimbeirat Franz Funk angetan von dieser Idee und fand bislang immer Bewohner, die gerne mitgehen. Heuer sind es insgesamt vier Frauen und drei Männer. Schon die Tatsache, dass Schüler sich freiwillig ein Seniorenheim für ihre Arbeitsgruppe ausgesucht hatten, machte uns sehr neugierig. Und es lohnt sich für beide Seiten. „Wir haben durchgehalten und wir freuen uns, wenn wir von den Schülern nicht mehr als alte, sondern als normale Mitmenschen gesehen werden. Und wir durften beweisen, dass wir aufgeschlossen und lernfähig sind, Humor haben und zünftig feiern können. Es ist immer eine Freude und etwas Besonderes für mich, wenn wir die jungen Menschen treffen. Wir haben sie inzwischen sehr ins Herz geschlossen. Das sind praktisch unsere Kinder“, sagt Funk. Der Altersunterschied vermischt sich sehr schnell und wir freuen uns sehr, wenn die Schüler im zweiten Jahr noch freiwillig zu uns kommen wollen. „Dann haben wir scheinbar alles richtig gemacht“, lacht er. „Wir blasen nicht nur Trübsal, sondern können auch lustig sein. Das Zusammensein mit den Schülern genießen wir sehr. Wir werden dadurch innerlich jünger. Die jugendliche Frische, Ungezwungenheit und das soziale Engagement schätzen wir sehr. Da springt etwas über.“

Bewohner Konrad Mayr (85) ist gerne in einer Gemeinschaft, er geht noch oft in Konzerte. Aber das mit den Schülern der Assisi-Schule ist schon etwas ganz Besonderes. Dass eine Schule so etwas macht, finde ich toll. Auch seine Nachbarin Christel Höffken ist begeistert von diesem Herzensprojekt. Sie lebt erst seit April im Wetterstein und geht gerne ins dortige Café, um sich zu unterhalten. Als sie von der Schüler AG gehört hat, war sie sofort Feuer und Flamme.

Wir lachen viel miteinander

Aber auch die Schüler sind ganz begeistert und möchten ihre Senioren nicht mehr hergeben. Wie Emilian Sempfle, der neu zu dem Projekt dazu gestoßen ist. „Mir gefällt es sehr gut. Mit dem älteren Menschen können wir etwas Schönes unternehmen. Und das macht immer viel Spaß. Wir lachen viel miteinander“, sagt der 13-Jährige aus Augsburg. Simon Schimpel geht in die siebte Klasse und hatte immer schon viel Freude im Umgang mit älteren Menschen. Sein Vater leitet zwei Altenheime, da war schon oft mit dabei. Beim ersten Treffen mit den Bewohnern des Ruhesitzes Wetterstein haben sie sich bei einem Kaffee kennengelernt und es gab eine Führung durch das Haus.
Die Siebtklässlerin Veronika Pinikinstein aus Augsburg ist auch neu in der Schüler AG: „Man lernt vor allem viel von den Älteren. Manche erzählen uns ihre Lebensgeschichte, damals als Krieg war und sie einen Bombenangriff miterlebt haben. So etwas kennen wir gar nicht.“ Der Neuntklässlerin Lara Brachert, die schon im dritten Jahr mit dabei ist. Ihr sind die Bewohner mittlerweile sehr ans Herz gewachsen. Die meisten kennt sie seitdem, nur wenige kommen nicht mehr, weil sie gesundheitlich nicht mehr können.
Schülerin Georgina Bogendorfer (15) möchte später in einem sozialen Beruf arbeiten und etwas mit Menschen machen: „Dieses soziale Projekt bereitet uns darauf sehr gut darauf vor.“ Lehrerin Eva-Maria Lettenmeier ist stolz. Sie hat die Schüler AG ins Leben gerufen. „Wir hätten uns vor drei Jahren nie vorstellen können, dass das so gut laufen wird.“ Einer ihrer Schüler hat so den Kontakt zum Ruhesitz Wetterstein bekommen und nach einem Praktikum stand für ihn fest, dass er dort nun eine Ausbildung zum Altenpfleger machen möchte.

Für den Geschäftsführer Robert Krenn ist das eine gute Möglichkeit, Nachwuchs zu gewinnen: „Wir freuen uns neben dem guten sozialen Miteinander, wenn wir aus diesem Herzensprojekt auch neue Mitarbeiter rekrutieren können.“ Auch außerhalb des Projekts sind die Schüler jederzeit ins Klatschcafé im Ruhesitz Wetterstein eingeladen. Auf ein Cola, ein Eis oder ein Stück Kuchen und ein gutes Gespräch.

Bürgerreporter:in:

Sabine Roth aus Friedberg

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