WM 2006 - Schön war es...

Die WM mit Freunden
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Man fieberte zu jeder Stunde des Tages auf den Abend hin, wenn ein Spiel unserer Mannen auf dem Programm stand. Überall wehende Fahnen, ob nun am Auto, Mofa, Balkon, Fenster oder wo auch immer. Schon tagsüber und auch an spielfreien Tagen, trugen die Menschen stolz ihr Deutschland-Trikot oder hatten die deutschen Farben auf ihre Wangen gemalt. Ein Spieltag der deutschen Elf begann schon am Morgen, auf dem Weg in die Schule oder ins Büro. Dieses einzigartige "Wir-Gefühl", perfektes Wetter und dazu "54,74,90,...2006" aus dem Radio. Die Bilder von der Berliner Fanmeile und die Autokorsos eingehüllt in ein schwarz-rot-goldenes Farbenmeer. Menschen die du nicht mal kanntest, grüßten dich und winkten dir zu, nur weil du wie sie selbst auch, an deinem Auto Flagge zeigtest. Wie oft habe ich an diesen Tagen den "Daumen hoch - wir packen das" - Gruß empfangen und dies selbst von sogenannten Ausländern, die in dieser Zeit zum Deutschland-Fan wurden.

Endlich wieder Nationalstolz, ohne dadurch in ein rechtes Lager gerückt zu werden. Überall feiernde und vorallem friedliche Fans.
Alles ging einem irgendwie leichter von der Hand, mit dem Kopf war man zwar schon beim nächsten Spiel, aber niemand bemerkte diese Geistesabwesenheit, ging es diesen doch ebenso.Türkische Mitbürger identifizierten sich plötzlich mit ihrem Heimatland Deutschland, feierten mit und die deutschen Farben gesellten sich zum Rot ihrer Fahne. Es war einfach GEIL und dieses Team hat als verdient, dass wir ihr letztes Spiel verfolgen und sie gebührend verabschieden, ob nun im Stadion oder am heimischen Fernsehgerät. Ich möchte dieses Gemeinschaftsgefühl nochmal spüren, in mich einsaugen, genießen und am liebsten für immer festhalten.

Diese Leere nach dem Spiel gegen Italien war ein komisches Gefühl. Irgendwie schien alles still zu stehen. Ich lief im Biergarten, in dem wir das Spiel mit guten Freunden verfolgten, wie ferngesteuert umher (fast wie Franz der Kaiser 1990 über den römischen Rasen) und kämpfte mit der ein oder anderen Träne. Die vorbeifahrenden und feiernden Italiener nahm ich nur ganz entfernt wahr. Nein, unser Team kann einfach nicht ausgeschieden sein. Ich werde jetzt sicher gleich aufwachen und alles war nur ein böser Traum. War leider nicht so! Selbst am nächsten Morgen beim langsamen Aufwachen im Bett, wieder der Wuschtraum, dass das alles nicht wirklich passiert ist. Mit meinen Augen sah ich die 5 Fahnen auf unserer Terrasse und diese hingen lasch nach unten. Natürlich lag es einfach an der herrschenden Windstille, irgendwie passte die aber zum Gesamtbild!
Vorbei, Ende, alles Aus - Wieder die Gewissheit, dass unser gemeinsamer, vorallem aber auch mein persönlicher Traum, nun vorbei war. Ausgerechnet gegen die Italiener, hatten WIR das echt verdient? Dann in die Arbeit. Im Büro nur hängende Köpfe, selbst Kunden die anriefen hatten die Niederlage in der Stimme.
Scheiß auf die Arbeit - Verdammt nochmal, wir sind ausgeschieden, die Erde dreht sich nicht mehr. Dann die Freude, dass die Fahnen bei vielen noch wehen und die Hoffnung, dass wir alle noch lange von diesem Gemeinschaftsgefühl für eine Sache porfitieren werden. Deutschland ist näher zusammen gerückt und viele Probleme des Alltags waren für eine gewisse Zeit in den Hintergrund getreten. Neue Freundschaften haben sich durch diese Traumwochen 2006 entwickelt und viele Staaten dieser Welt sehen unser Deutschland und sein Volk nun mit anderen Augen.
Ich werde diesen Juni 2006 niemals vergessen. Ein Jahr in dem eine ganze Nation zusammen einen Traum lebte. Ein Jahr in dem wir der ganzen Welt zeigten, dass wir ein Volk sind, das das Motto "Zu Gast bei Freunden" auch wirklich lebte.
Ich möchte keine einzige Stunde dieser WM missen und das dadurch entstandene Lebensgefühl. Ich bin verdammt stolz auf unsere Mannschaft, unser Land und jeden Einzelnen, der durch seine eigene Begeisterung dazu beigetragen hat, diese WM zu dem zu machen, wie es in den Sportanalen für immer zu lesen sein wird.
Dies haben 11 Mann auf dem Platz fertig gebracht und ein Trainer, bei dem auch ich im Vorfeld nicht mit Kritik gespart habe.
Fußball kann so schön sein. Fußball kann Länder verbinden und sogar ein Stück weit die Welt friedlicher machen, wenn auch leider nur für den Moment, oder die Zeitspanne die wir diesem geschaffenen Frieden einräumen.
"Einigkeit und Recht und Freiheit", dies wurde in diesen Wochen gelebt.
Meine Fahnen werden am Sonntag abgehängt. Eine Fahne aber wird auf unserer Terrasse hängen bleiben und mich persönlich noch lange Zeit an diese Wochen im Juni 2006 erinnern, als 80 Millionen Deutsche ein gemeinsames Herz hatten.

Danke Klinsmann und Co., Danke für diese tollen Stunden und Momente,

Danke WM 2006!

Alexander Hagl

Bürgerreporter:in:

Alexander Hagl aus Augsburg

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