"Ein ganz neues Kapitel Krankenhausgeschichte in Aichach": Ein Interview mit Bürgermeister Klaus Habermann

Als Pfalzgraf Klaus bei den Mittelalterlichen Markttagen | Foto: Irene Rung
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myheimat: Herr Habermann, lassen Sie unseren Jahresrückblick mit einem Ereignis beginnen, das zwar nicht unmittelbar in den Zuständigkeitsbereich der Stadt fällt, aber dennoch Anlass zur Freude bot. Die Einweihung des neuen Aichacher Krankenhauses am 7. Oktober sorgte für strahlende Gesichter bei den verantwortlichen Politikern, der Klinikleitung und den Ärzten. Inwieweit werden die Patienten in der Region von „Bayerns modernster Klinik“ profitieren?

Habermann: Natürlich hat da auch der Bürgermeister gestrahlt, denn so ein modernes und architektonisch gelungenes Krankenhaus zu kriegen, löst schon Hochgefühle aus. Und ich behaupte mal: Das war auch dringend notwendig, um dauerhaft auflaufende Millionendefizite abzubauen und damit den Krankenhausstandort Aichach zu sichern. Denn ein modernes und funktional aufgebautes Haus mit kurzen Wegen ist gut für die Patienten, trägt sicher aber auch zur verbesserten Wirtschaftlichkeit bei. Mithin also ein ganz neues Kapitel „Krankenhausgeschichte in Aichach“, das da 154 Jahre nach Eröffnung des damaligen städtischen Krankenhauses und genau 50 Jahre nach Übernahme durch den Landkreis geschrieben wird.

myheimat: Nicht nur die medizinische Versorgung in der Region macht Fortschritte, sondern auch die Verkehrsinfrastruktur. Die autobahnähnlich ausgebaute Bundesstraße 300 zwischen Aichach und Dasing ist nach vier Jahren fertig. Wie haben Sie diesen „Jubeltag“ im September erlebt und welche Bedeutung hat dieses Projekt für die Region?

Habermann:
Auch das ein echter „Quantensprung“. Denn damit konnte endgültig der Unfallschwerpunkt Nummer 1 „Gallenbacher Berg“ entschärft werden. Und eine flüssigere Abwicklung der Verkehrsströme wird ermöglicht. Für uns auch ganz wichtig, weil damit unser Interkommunales Gewerbegebiet und auch der Ortsteil Gallenbach kreuzungsfrei angebunden werden konnten. Gerade unser „Acht 300“ steht ja eindrucksvoll für Attraktivität und Prosperität unserer Stadt Aichach, die als Wohn- und Gewerbestandort gleichermaßen punkten möchte.

myheimat: Wandern wir zu einer anderen Baustelle, die bereits im September 2017 fertig gestellt werden konnte. Die Bahnunterführung zwischen Aichach und Oberbernbach war eines der wichtigsten Projekte der Verkehrsentwicklung in den letzten 20 Jahren. Die Kehrseite der Medaille ist allerdings eine stark zunehmende Verkehrsbelastung im Stadtteil Oberbernbach. Ein Dilemma, das sich wohl kaum lösen lassen wird, oder?

Habermann:
Ob das nun tatsächlich zu einer Verkehrszunahme geführt hat, müsste eine Zählung zeigen, die ich ja ohnehin ins Auge gefasst habe. Fakt ist jedenfalls, dass damit jahrzehntelanger Rückstau in den Ortsteil hinein und Wartezeiten an der Bahnschranke weggefallen sind. Eine echte Entlastung mithin, dieses komplexe Bauwerk, auf das wir lange hingearbeitet haben. Ich höre jedenfalls viel Lob von denen, die da täglich fahren müssen. Ich bin da in der Summe schon stolz drauf. Mehr geht ja nun wirklich nicht!

myheimat: Bleiben wir in Bahnhofsnähe. Die Stadt Aichach erhielt vom Freistaat Bayern 865.000 Euro Förderung für den Ausbau der Kreuzung Bahnhofstraße/Franz-Beck-Straße und den Ausbau eines Teilbereichs der Bahnhofstraße. Welche Effekte erhoffen Sie sich von diesen Baumaßnahmen?

Habermann: Ich erwarte mir hieraus eine städtebauliche Aufwertung dieses wichtigen Eingangs zur Innenstadt, aber auch eine flüssigere Abwicklung des Verkehrs speziell im Zusammenspiel mit der Franz-Beck-Straße. Lange Warteschlangen gehören auch hier jetzt der Vergangenheit an. Besonders hervorzuheben ist übrigens die ungemein schnelle Bauabwicklung in der Bahnhofstraße und die grandiose Verknüpfung mit dem Hochwasserschutz durch Höherlegung des Parkplatzes an der Paar. Überhaupt haben wir das Ensemble ums Freibad mit den neuen Fahrradständern attraktiver und funktionaler gestaltet. Alles aus einem Guss, finde nicht nur ich!

myheimat: Experten diskutierten auch, wie man die Situation am Aichacher Bahnhof weiter verbessern könnte. Als Stichwörter seien die Themen Fahrradständer, Fußgängerunterführung nach Algertshausen, digitales Leitsystem zu den Bushaltestellen, barrierefreie Bahnsteige und die Neugestaltung des Bahnhofsvorplatzes genannt. Welche Punkte lassen sich aus Ihrer Sicht in „näherer Zukunft“ umsetzen?

Habermann:
Wir sind da ja zusammen mit vier anderen bayerischen Musterkommunen in ein vom Innenministerium ausgelobtes Forschungsprojekt rein gerutscht, das von der Technischen Universität München koordiniert wird. In verschiedenen Projekten und Workshops haben wir bereits die Schwächen rund um den Bahnhofsbereich herausgearbeitet, die es jetzt zu beseitigen gilt. Ganz oben steht dabei eine Verbesserung der Fußgängerunterführung nach Algertshausen, natürlich aber auch die Verbesserung der Situation auf den Bahnsteigen und die Neuordnung des Verkehrs an der Einmündung zum Busbahnhof und zu den P & R Plätzen. Hier wollen wir mehr Sicherheit speziell für Fußgänger und Radfahrer schaffen. Übrigens: spätestens wenn man aus dem Bus oder Auto aussteigt, ist man auch Fußgänger. Die Aufstockung der Radständer hat der Stadtrat bereits genehmigt. Kurz: Wir sind seit Erwerb und Renovierung des Bahnhofsgebäudes bereits Referenzbahnhof, aber wir wollen noch besser werden.

myheimat:
Lassen Sie uns ein wenig über Stadtentwicklung und die Neugestaltung der Oberen Vorstadt sprechen. Für die Baumaßnahmen erhält die Stadt Aichach 900.000 Euro aus dem Bund-Länder-Städtebauförderprogramm „Aktive Stadt- und Ortsteilzentren“. Im Vorfeld der Bayerischen Landesausstellung ist dies ein wichtiger Beitrag zur Aufwertung der Innenstadt, oder?

Habermann:
Definitiv und ich bin froh, dass es jetzt losgeht! Die Obere Vorstadt wird sich danach deutlich aufgewertet präsentieren, was auch den Anwohnern und dem Handel dort nutzen wird. Bis dahin brauchen wir alle aber noch ein bisserl Verständnis und Geduld während der Bauarbeiten. Wo gehobelt wird, da fallen halt auch Späne!

myheimat: Welche weiteren „Hausaufgaben“ muss die Stadt Aichach noch in Bezug auf die große Geschichtsschau „Wittelsbacher - Städtegründer“ im Jahr 2020 erledigen?

Habermann:
Wir rüsten uns in enger Abstimmung mit dem Haus der Bayerischen Geschichte, das derzeit ja das Konzept erstellt, für dieses Groß-ereignis. Es gilt sich sowohl bautechnisch - beispielsweise am alten Feuerwehrhaus oder auch am Unteren Tor - als auch konzeptionell und touristisch vorzubereiten. Und es gilt auch, ein spannendes Rahmenprogramm zu schneidern, bei dem ein neu gestalteter Burgplatz in Oberwittelsbach und auch das Sisi Schloss eine wichtige Rolle spielen werden. Mir ist überhaupt nicht bange, wir schaffen das! WIR sind schließlich Stammsitz und Namensgeber der Wittelsbacher, dies gilt es ganz offensiv zu betonen!

myheimat:
Die Untere Vorstadt ist derzeit das größte Sorgenkind mit einigen Leerständen. Wie lässt sich dieser Bereich wieder attraktiver gestalten?

Habermann:
Absolut Sorgenkind, aber auch da scheint langsam beim einen oder anderen Objekt was in Bewegung zu kommen. Wir arbeiten daran und wir wollen die Untere Vorstadt städtebaulich gleich nach der Oberen Vorstadt in Angriff nehmen. Überhaupt beobachten wir jede Veränderung der Handelslandschaft, zuweilen durchaus auch mit Sorge. Denn unser großes Plus, noch viele familiengeführte Geschäfte in Aichach zu haben, kann dann zum Malus werden, wenn die Inhaber aus Altersgründen aufhören und keine Nachfolger haben. Neben dem Internethandel sicher auch ein Thema, das wir im Fokus haben müssen.

myheimat:
Nach all den politischen Gesprächsgegenständen - wie immer an dieser Stelle - noch eine persönliche Frage: Welche Begegnung hat Sie im abgelaufenen Jahr am meisten beeindruckt?

Habermann:
Ganz ehrlich: Wir hatten ja im April das schreckliche Zugunglück am Bahnhof. Wie rührend sich da die Anwohner am Bahngleis um die teilweise unter Schock stehenden Fahrgäste des Unfallzuges gekümmert haben: alle Achtung und großen Respekt. Das hat mich unglaublich berührt!

myheimat:
Herr Habermann, vielen Dank für das Gespräch.

myheimat-Team:

Joachim Meyer aus Friedberg

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