Kurzfilmtag bei den Kinofreunden

Die Vorsitzende der Aichacher Hilfsorganisation „Jemen Kinderhilfe e.V.“, Aenne Rappel, freute sich beim Kurzfilmtag über eine gut gefüllte Spendenbox und die Aufstockung des Spendenbetrags durch die Kinofreunde Aichach auf 1000,- Euro. Von links: Manfred Zeiselmair, Michael Wollmann, Aenne Rappel, Pia Kneißl, Burgi Zeiselmair, Mandy Römer, Raymond Fay
  • Die Vorsitzende der Aichacher Hilfsorganisation „Jemen Kinderhilfe e.V.“, Aenne Rappel, freute sich beim Kurzfilmtag über eine gut gefüllte Spendenbox und die Aufstockung des Spendenbetrags durch die Kinofreunde Aichach auf 1000,- Euro. Von links: Manfred Zeiselmair, Michael Wollmann, Aenne Rappel, Pia Kneißl, Burgi Zeiselmair, Mandy Römer, Raymond Fay
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Am 21. Dezember, dem kürzesten Tag des Jahres, waren überall in Deutschland Kurzfilme zu sehen. In der Region Augsburg beteiligten sich allein die Kinofreunde Aichach an diesem Kurzfilmtag, zu dem die AG Kurzfilm seit 2012 alljährlich bundesweit einlädt.
Die größte Kurzfilmfeier des Jahres sollte es werden, und deshalb hatten sich die Kinofreunde im Aichacher Cineplex-Kino - wie schon 2015 - einiges dazu einfallen lassen. Schon eine knappe Stunde vor Veranstaltungsbeginn wurden die Gäste mit einem Gläschen Prosecco oder Boandlbräu und einer kulinarischen Überraschung begrüßt. Der Erlös der gemeinnützigen Veranstaltung ging in diesem Jahr an die „Jemen Kinderhilfe e.V.“. Im gut besetzten Kinosaal berichtete deren Vorsitzende Aenne Rappel vor Filmbeginn in dramatischen Worten über die schrecklichen Verhältnisse insbesondere für die Kinder im „vergessenen Krieg“ im Jemen. Eine Spendenbox füllte sich mit mehr als 300 Euro, die Kinofreunde erhöhten den Spenden-Betrag aus dem Erlös der letzten Film-Veranstaltungen auf 1000 Euro.
Vertrauensvoll hatten sich die Kinofreunde von der AG Kurzfilm ein Filmpaket ausschließlich mit Preisträgern und Nominierten des Deutschen Filmkunstpreises zusammenstellen lassen. Diese zum Teil sehr experimentellen Kurzfilme waren jedoch sogar für eingefleischte Filmkunstfreunde absolutes Neuland.
Dies zeigte sich schon im Eröffnungsfilm „Das offenbare Geheimnis“ von Eva Könnemann, der mit 30 Minuten für einen Kurzfilm einen großen, für manche zu großen Raum einnahm. In ruhigen, unspektakulären Worten und (Stand-)Bildern versuchte die Jungfilmerin, den Ort und die Menschen von Emmelsum, einem Dorf von 300 Einwohnern zu porträtieren, um schließlich zur Erkenntnis zu gelangen, dass sie als ´Beobachtende´ letztlich doch nur zur ´Beobachteten´ geworden ist. ´Schwere Kost´ auch im Experimentalfilm „Freedom and Independence“, der sich laut Kurzbeschreibung „mit dem globalen, ideologischen Paradigmen- (Denkweisen-) wechsel hin zu einem religiös geprägten Kapitalismus auseinandersetzt, indem er die Zitate der Schriftstellerin und selbsternannten Philosophin des Objektivismus Ayn Rand mit evangelikalen Inhalten des US-amerikanisch Mainstream-Kinos konfrontiert.“ Im deutsch-türkischen Beitrag „The house in the envelope“ sucht Leyla, eine junge Berlinerin mit türkischen Wurzeln, nach dem Tod ihres Vaters ihren Großvater in Istanbul auf, um Familienangelegenheiten zu klären. Auf der Suche nach Antworten lernt sie einen sympathischen Taxifahrer kennen. Dass dieser interessante Beitrag nur mit englischen – und nicht wie angekündigt mit deutschen – Untertiteln versehen war, sorgte bei vielen Besuchern für Unverständnis. Überzeugen konnte der Experimentalfilm „Der beste Weg“ von Angelika Herta, der Anekdoten und unliebsame Hindernisse im Alltag einer Blinden beschreibt. Deren Geschichte wird von einer Computerstimme vorgelesen und kommt ganz ohne Bilder aus. Und auch der in Schwarz-Weiß gedrehte Kurzspielfilm „On Air“ von Robert Nacken sorgte für Zustimmung: Zwei Lebenskünstler kapern einen Kölner Radiosender, um von dort aus eine Revolution auszurufen. Zu dumm nur, dass kaum einer Notiz davon nimmt, zumal es sich um einen kleinen unbedeutenden Kultursender handelt und auch die Sender-Mitarbeiter dem Geschehen eher gleichgültig gegenüberstehen.
Am Ende des Abends kam so mancher Besucher zu der nüchternen Erkenntnis, dass nicht jeder preisgekrönte Film jedermann gefallen muss. Gerade Kurzfilme genießen ein großes Spektrum an künstlerischer Freiheit. Fazit für die Kinofreunde: Ein einziger Kurzfilmtag im Jahr kann die Vielfalt und Qualität des deutschen Kurzfilms nicht auf die Leinwand bringen. Deshalb wollen die Kinofreunde im kommenden Jahr versuchen, immer wieder einmal ausgewählte Kurzfilme vor ihren Hauptfilmen zu präsentieren. Diese vergessene Kinokultur wolle man langfristig – zumindest an den Kinofreunde-Tagen an jedem letzten Mittwoch im Monat – wieder zum Leben erwecken. Und am Kurzfilmtag wollen sie weiter festhalten, mit dem Versprechen, die Filmauswahl nicht mehr anderen zu überlassen.

Bürgerreporter:in:

Manfred Zeiselmair aus Aichach

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