Zeitgeschichte: Der Ausbruch der Montagne Pelée am 8. Mai 1902 gilt als schlimmste Vulkankatastrophe des 20. Jahrhunderts

Die Glutwolke vom 16. Dezember 1902 erreicht das Meer. Die Erscheinung entwickelte sich durchaus analog der verhängnisvollen Glutwolke vom 8. Mai 1902 und besaß, als sie das Meer erreichte, eine Höhe von 4000 Metern. Foto von Alfred Lacroix in seinem Buch „La Montagne Pelée et ses Éruptions“ (Paris 1904). | Foto: Digitale Sammlung Blazek
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  • Die Glutwolke vom 16. Dezember 1902 erreicht das Meer. Die Erscheinung entwickelte sich durchaus analog der verhängnisvollen Glutwolke vom 8. Mai 1902 und besaß, als sie das Meer erreichte, eine Höhe von 4000 Metern. Foto von Alfred Lacroix in seinem Buch „La Montagne Pelée et ses Éruptions“ (Paris 1904).
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Das Leben von Saint-Pierre, der „Perle der Antillen“, wurde binnen weniger Minuten ausgelöscht
Die Montagne Pelée ist ein 1397 Meter hoher Stratovulkan auf der westindischen Insel Martinique. Ihr Ausbruch am 8. Mai 1902 führte zur völligen Zerstörung der 28.000-Einwohner-Stadt Saint-Pierre. Eine Glutwolke trat ohne Vorwarnungen aus, raste von dem erloschen geglaubten Vulkan auf die beschauliche Hafenstadt Saint-Pierre hinab und tötete bis auf wenige Überlebende alle Einwohner der Stadt und darüber zahllose Feiertagsgäste und Flüchtlinge. Der englische Handelsdampfer „Roddam“ unter Captain Edward William Freeman (1864-1952) war am 6. Mai 1902 auf der Reede von Saint-Pierre angelangt. Dieses Schiff ist das einzige, das, dank dem Verhalten seines tapferen Kapitäns, dem Verderben entrinnen konnte. Dennoch wurde der Dampfer trotz der Entfernung mit Asche und glühenden Laven bedeckt. Mehrere Matrosen fielen tot um, und Captain Freeman trug von diesem brennenden Regen, den er mit glühendem Eisenstaub verglich, schlimme Verbrennungen davon.
Vorboten für ein Wiedererwachen des Vulkans waren im Januar 1902 verstärkt auftretende dampfende Fumarolen, die Professor Gaston Landes, Leiter der naturwissenschaftlichen Abteilung des Gymnasiums von Saint-Pierre, im oberen Talabschnitt der Rivière Blanche (Weißer Fluss) entdeckte. Am 23. April 1902 wurden leichte Erdstöße registriert, ein erster Aschenregen ging auf Saint-Pierre nieder, die Luft enthielt Schwefeldämpfe. Vom 24. April bis 4. Mai 1902 ereigneten sich mehrere Explosionen im Gipfelbereich. Der Aschenregen wurde intensiver und verfinsterte die Sonne.
Tiere begannen zu fliehen. Am 5. Mai wurden die Straßen von Saint-Pierre von Hunderten Schlangen, insbesondere der hochgiftigen Lanzenschlange, heimgesucht, die von den Höhen der brennenden Asche zu entkommen versuchten und deren tödlicher Biss 50 Menschen und mehr als 200 Tiere tötete, bis sie an der Mündung der Rivière Blanche ankamen. Die Guérinsche Rum- und Zuckerfabrik, eine der wichtigsten unter den 16 Rumfabriken von Saint-Pierre, wurde aus dem gleichen Grund von unzähligen Ameisen und giftigen Tausendfüßern heimgesucht, bevor sie unter mehr als sechs Meter hohem, heißem Schlamm begraben wurde, Opferzahl hier: 23.
Uhren bleiben um 7:50 Uhr stehen 
Am 8. Mai 1902 gegen 7:50 Uhr schließlich wurde die Stadt Saint-Pierre binnen gerade einmal drei Minuten von einer Glutwolke zerstört. Um genau diese Uhrzeit blieben viele Uhren in der Stadt stehen. Dazu Hippolyt Haas (1855-1913), Professor der Geologie und Paläontologie an der Universität Kiel, im Jahr 1903: „Mit nicht zu schildernder Vehemenz stürzte sich das Ungetüm auf die Stadt; eine schreckliche Detonation, überall aufzuckende Flammen, das alles das Werk einiger Minuten – und Saint-Pierre war einmal gewesen!“
Edward William Freeman, der mit seinem Dampfer, den er vor vier Jahren übernommen hatte, am 11. April London verlassen hatte, war Augenzeuge des Naturschauspiels. In Pearson’s Magazine (London), Ausgabe September 1902, wurden seine Schilderungen unter der Überschrift „The Awful Doom of St. Pierre“ (Das schreckliche Schicksal von Saint-Pierre) veröffentlicht. Auf Grenada hatte das Schiff nach Freemans Schilderungen 21 Mann an Bord genommen, schwarze Arbeiter, und den Supercargo Alan Campbell. Damit waren es 45 Leute an Bord. Am 4. Mai, einem Sonntag, erreichte das Schiff Barbados, und hier gab es telegrafische Nachrichten von Martinique. Es habe eine Eruption gegeben, so war zu hören, und eine Zuckerplantage sei verschwunden, verschluckt vom Vulkan. Freeman: „Nun erst wurden wir ein bisschen nervös. Der Mann, der uns die Nachrichten von Land brachte, mahnte uns zu Vorsicht, und ich dachte, dass wir vielleicht besser nicht nach Saint-Pierre fahren sollten. Wir entschieden uns aber, es zu versuchen, liefen am 6. aus und erreichten St. Lucia am 7.“ Dort habe man die Ladung gelöscht, und Freeman habe versucht, ein Telegramm nach Martinique zu schicken. Die Verbindung war aber zusammengebrochen. Da es keine neuen Nachrichten gab, entschied die Führung, selber hinzufahren und nachzusehen. Um Mitternacht fuhr das Schiff los und geriet in einen heftigen Sturm – „aber wir fuhren weiter, bis wir Land sichteten, und bewegten uns dann langsam an der Küste entlang“.
Am nächsten Tag war Freeman überwältigt angesichts der malerischen Ausstrahlung der Landschaft mit ihrem leicht rauchenden Vulkan: „Als am 8. Mai die Sonne aufging und die Insel deutlich zu sehen war, bot sich ein fantastischer Anblick. So etwas werde ich in meinem Leben nie wieder zu Gesicht bekommen. Hinter uns war es hell und klar, aber voraus, hinter Saint-Pierre, sah es dunkel aus, und der Pelée rauchte malerisch.“
Und dann: „Es gab ein plötzliches Gebrüll, das Erde und Meer erschütterte. Der Berg hob sich, blies aus, wurde von oben bis unten entzwei gerissen. Aus dem riesigen Schlund quoll eine Säule blitzender Flammen und eine große, schwarze, hohe Wolke.“ Freemans Schiff fing Feuer, wurde aber nicht völlig zerstört. Ein Teil der Besatzung wurde getötet, wie Alan Campbell, der neben anderen über Bord ging, oder schwer verbrannt, aber die überlebenden Offiziere und Besatzungsmitglieder schafften es, ihr Schiff zu retten, und gelangten auf die Insel Saint Lucia, etwa 25 Kilometer entfernt.
„Ich mußte an eine Katze denken, die eine Maus beschleicht.“
Captain Freeman, der durch seine besondere Geistesgegenwart den Dampfer „Roddam“ als einziges Schiff aus dem Hafen zu retten vermochte, erzählte über die Katastrophe an anderer Stelle noch dieses: „Die Explosion klang dumpf und schwer. Ich sah nach dem Berge hin und bemerkte, wie sich seine Seite öffnete und eine große, schwarze Wolke herausquoll, die auf St. Pierre zurollte. Der Anblick war furchtbar und fascinierend. Ich mußte an eine Katze denken, die eine Maus beschleicht.“ (entnommen aus: Prof. Alfred Bergeat: Ein Rückblick auf die vulkanischen Ereignisse in Westindien im Mai 1902, Globus, Bd. 82, Braunschweig 1902, S. 125-131.)
Fregattenkapitän Pierre Le Bris (1856-1940), Kommandeur des französischen Geschützten Kreuzers „Suchet“, kam am späten Vormittag in Saint-Pierre an. Er konnte nur die Katastrophe sehen und etwa dreißig Seeleuten im Hafen helfen. Am Ende des Tages schickte er das Telegramm nach Frankreich, in dem die Zerstörung der Stadt angekündigt wurde.
Ein Augenzeuge, der den Ausbruch von der benachbarten Ortschaft Le Carbet aus beobachtete, erzählte: „Ein furchtbares Gewitter entladet sich über uns, tobender Donner, zuckende Blitze und schrecklicher als beides, ein Regen von Steinen, von Asche und Schlamm, der uns niederwirft und uns eine halbe Stunde lang mit unwiderstehlicher Gewalt einhüllt. Saint-Pierre ist zu Grunde gegangen. Wo einst das Leben herrschte, gibt es jetzt nur rauchende, stinkende Trümmer. Die wenigen Überlebenden, die unglücklicher sind als ihre dort unter den Ruinen begrabenen Angehörigen, finden in dem Entsetzen dieser fürchterlichen Minuten keine Tränen mehr, um ihre verlorenen Lieben zu beweinen …“
Wilhelm Meyer (1853-1910), vormals Direktor der astronomischen Gesellschaft Urania zu Berlin, schreibt: „Tatsache ist, daß die Eruption vom Pelée am 8. Mai 1902 an Kraftäußerung, Wucht und durch ihre verheerenden Wirkungen alle bisherigen übertrifft.“ (M. Wilhelm Meyer: Von St. Pierre bis Karlsbad – Studien über die Entwicklungsgeschichte der Vulkane, 3. Auflage, Berlin 1904, S. 9.)
Vermutlich nur drei Überlebende 
In Saint-Pierre hatten wohl nur drei Menschen überlebt. Der bekannteste unter ihnen war Louis-Auguste Cyparis (1874-1929), ein am Vortag inhaftierter schwarzer Gelegenheitsarbeiter, den die dicken Gefängnismauern in einer Einzelzelle im Schutz eines Hügels am Stadtrand vor der Glutwolke einigermaßen schützten. Er wurde am 11. Mai gerettet, nachdem erstmals Hilfskräfte im Ort landen konnten, und zwar von Léon Danglis, Georges Hilaire und Maurice Virdé, alle aus Morne-Rouge. Der Schuhmacher Léon Compère, genannt Léandre (1874-1936), befand sich am Stadtrand von Saint-Pierre, als die Glutwolke eintraf, und konnte sich schwer verletzt in ein benachbartes Dorf retten. In wenigen Berichten wird dann noch ein junges Mädchen namens Havivra da Ifrile genannt, die verletzt überlebt habe, indem sie in einem Ruderboot in den Schutz einer kleinen Grotte geflüchtet sei. Als weiterer möglicher Überlebender wird ein Junge namens Zachary Justice genannt, der seltsamerweise keine Verletzungen aufgewiesen habe. Und es soll auch eine Frau gegeben haben, die den Ausbruch überlebt habe, aber bald, nachdem sie von den Ereignissen berichtet hatte, gestorben sein soll. Nur eine Handvoll Menschen überlebte zudem in den Außenbezirken.
Havivra da Ifrile soll später ein zischendes Geräusch beschrieben haben, als die Glutwolke das Meer erreicht habe. Als „einziger Überlebender von Saint-Pierre“ tourte Louis-Auguste Cyparis vom März 1903 an mit dem berühmten Barnum & Bailey Circus durch Amerika. Die Plakate kündigten „Ludger Sylbaris – The only living object (sic!) that survived in the ‘Silent City of Death’, where 40,000 human beings were suffocated, burned, or bured at one belching blast of Mont Pelee’s terrible volcanic eruption.“ an.
Dem furchtbaren Vulkanausbruch fielen, wie angedeutet, auch die meisten der Schiffe zum Opfer, die auf der Reede von Saint-Pierre ankerten. Die Katastrophe trat so plötzlich ein, dass die Mehrheit von ihnen nicht mehr die offene See erreichen konnte, sondern, von glühender Lava überschüttet, in Flammen gehüllt wurde und in wenigen Minuten unterging. Insgesamt sollen es 18 Schiffe gewesen sein, die im Hafen der Hitzewelle zum Opfer fielen, darunter drei amerikanische. Auch der Dampfer „Roraima“ wurde von diesem Schicksal ereilt, fast die ganze Besatzung kam in den Flammen oder in den Wellen um.
Captain Charles W. Crocker (1858-1902) war der Kapitän des mit Kohle beladenen 615-Tonnen-Schoners Anna E. J. Morse von der Flotte der Firma J. S. Winslow und Co. in Portland (Maine). Jacob Winslow, der Besitzer der Flotte, starb in Maine, am Tag nachdem Captain Crocker und der Schoner Anna Morse im Hafen von St. Pierre untergingen. Das Schiff hatte am 24. März in Philadelphia abgelegt und war am 24. April in Saint-Pierre angekommen. Der Dreimaster sollte zwei Wochen im Hafen liegen. Captain Crockers sterbliche Überreste wurden nach Portland (Maine) überführt und dort zur letzten Ruhe geleitet.
U.S.-Vizekonsul Testart wird im Meer von den Flammen eingeholt 
Amédée Testart (1848-1902), aus New Orleans stammender United States-Vizekonsul auf der französischen Insel Martinique, kam ebenfalls bei der Eruption der Montagne Pelée ums Leben. Es war wie bei vielen tragisch. Testart erreichte das Schiff, das im Begriff war, in See zu stechen, indem er von einem Dock abtauchte und an der Küste schwamm. Als er auf halber Höhe war, holten ihn die Flammen ein, er schnappte laut nach Luft und fiel zurück ins Wasser. Er fand den Tod neben Tausenden von anderen. Maurice von Komorowicz, Regierungsgeologe in Niederländisch-Indien, berichtet ergänzend (Feuergewalten – Gemeinverständliche Schilderung vulkanischer Phänomene, Schiller-Buchhandlung Max Teschner G. m. b. H, Charlottenburg 1909, S. 18 f.):
„Die Maschinisten Evens und Morris von dem Dampfer ‚Roraima‘, die jetzt im Hospital von Fort de France liegen, erzählen, daß ihr Schiff um 6 Uhr in St. Pierre einlief. Als es 6 Glas [= 3 Uhr] schlug, erzählten sie, hörten wir eine furchtbare Explosion hoch oben auf dem Berge, und dann wälzte sich eine feurige Wolke mit blitzartiger Geschwindigkeit den Berg herunter über die Bucht. Die ‚Roraima‘ versank fast und stand sofort in Flammen. Ich werde niemals, fährt Evens fort, den entsetzlichen feurigen Wirbelwind vergessen, der mich umgab. Morris und ich eilten unter Deck. Wir waren von dem Feuer nicht allzuschwer verletzt worden. Als wir wieder an Deck kamen, um zu helfen den Anker zu lichten und das Schiff aus der Bucht zu bringen, sahen wir, daß das Schiff in Brand stand. Wir kämpften mit dem Feuer bis 3 Uhr morgens. Wir waren gerade damit beschäftigt, ein Floß zu bauen, da erschien zu unserm Glück der französische Kreuzer ‚Suchet‘. Die Geretteten sind mit Ausnahme der Maschinisten von der ‚Roraima‘ arme Matrosen und Neger von Martinique. Wie die Passagiere der Dampfer umkamen, darüber ist bis jetzt noch nichts bekannt und es ist auch unmöglich, ein Verzeichnis der untergegangenen Schiffe aufzustellen. Der Vize-Konsul der Vereinigten Staaten, Mr. Testart, erreichte das Deck der ‚Roddam‘, doch nur, um tot über Bord zu stürzen.“
Der neue Gouverneur von Martinique, Louis Guillaume Mouttet (1857-1902), der zusammen mit seiner Frau, Hélène de Coppet (1867-1902), an jenem schicksalhaften Tag von Fort-de-France nach St. Pierre gereist war in dem Glauben, dass ihre Anwesenheit den Menschen Selbstvertrauen geben würde, kam mit seiner Frau ums Leben. Auch Professor Gaston Landes starb an jenem 8. Mai 1902.
Clara Prentis (1851-1902), Ehefrau des United States-Konsuls Thomas T. Prentis (1844-1902), hatte noch wenige Tage vor der Katastrophe ein paar Zeilen an ihre Schwester Alice Fry in Melrose, einer Vorstadt von Boston, geschrieben: „Meine liebe Schwester: Heute Morgen ist die ganze Bevölkerung der Stadt in Alarmbereitschaft und jeder Blick richtet sich auf den Mont Pelée, einen erloschenen Vulkan. Jeder hat Angst, dass der Vulkan es fertigbringt, zu explodieren und die ganze Insel zu zerstören.“ Der Brief wurde am 25. April geschrieben, und es wurde vom Schoner Anna E. J. Morse aus Portland berichtet, der gerade eingetroffen sei und auf dem die Familie die Insel verlassen wollte, wenn es bedrohlich würde. Nach dem 8. Mai entdeckten die Retter die verkohlten Leichen des im Jahr 1873 vermählten Paares, das auf Stühlen vor einem Fenster mit Blick auf die Montagne Pelée saß. Die Körper ihrer Kinder, Mary, Sekretärin des Vaters, und Christine, ungefähr 14 Jahre alt, wurden nie gefunden.
Hippolyt Haas ging in seiner Publikation „Der Vulkan – Die Natur und Wesen der Feuerberge im Lichte der neueren Anschauungen für die Gebildeten aller Stände in gemeinfasslicher Weise“ (Alfred Schall, Berlin 1903, S. 284) auf „Die vulkanischen Ereignisse auf den Kleinen Antillen im Jahre 1902“ ein. Darin beschrieb er auch die Zerstörung der Usine Guérin, die mit ihren 23 dort befindlichen Menschen quasi „vollständig fortgefegt“ wurde. Haas zitiert auch den Augenzeugen des Ereignisses Roger Arnoux, Mitglied der Französischen astronomischen Gesellschaft und Bewohner von Saint-Pierre, und andere. Arnoux hatte sich am Abend des 7. Mai auf seinen außerhalb der Stadt befindlichen Besitz „Le Parnasse“ begeben und war so dem Verderben entgangen, aber auch gewissermaßen aus nächster Nähe Augenzeuge der Katastrophe.
Alfred Lacroix wird zweimal entsandt 
Der Mineraloge Alfred Lacroix (1863-1948), Leiter der wissenschaftlichen Expedition zur Erforschung der Insel Martinique, legte am 9. Juni 1902 in Saint-Nazaire ab und traf am 23. Juni 1902 auf der Insel ein. Er blieb zunächst bis zum 1. August. Auf Bitten des Kolonienministers, Gaston Doumergue (1863-1937), reiste Lacroix wegen der erneut intensivierten vulkanischen Aktivität erneut, begleitet von seiner Ehefrau, Catherine Fouquét, er verweilte dann noch einmal vom 1. Oktober 1902 bis 13. März 1903 auf der Insel. Alfred Lacroix behandelte nach seiner Rückkehr in seinem illustrierten Werk „La Montagne Pelée et ses Éruptions“ (Paris 1904) dezidiert das vulkanische Wesen der Insel Martinique.
Am 14. Mai 1902, sechs Tage nach dem Ausbruch, schickte die National Geographic Society drei ihrer Mitglieder „auf eine Spezial-Expedition nach Martinique und St. Vincent, um die vulkanischen Gegebenheiten auf den Westindischen Inseln zu untersuchen“. Es waren Robert T. Hill (1858-1941) vom U.S. Geological Survey, Israel C. Russell (1852-1906), der vor zwölf Jahren die Expedition zum Mount St. Elias in Alaska geleitet hatte, und Carsten Egeberg Borchgrevink (1864-1934), ein norwegischer Polarforscher, der die südlichsten Vulkane der Erde, Erebus und Terror, untersucht hatte. Im Juni 1902 berichtete das „Geographic“: „Diese Expedition ist die wichtigste und am besten ausgerüstete Gruppe, die je einen tätigen Vulkan beobachtete. Von ihrer Arbeit erwartet man Ergebnisse von großem wissenschaftlichen Wert und praktischen Nutzen. Nach ihrer Rückkehr in die USA werden die Mitglieder ihre Beobachtungen der Gesellschaft mitteilen. Der Bericht wird in Form einer illustrierten Seite in voller Länge in der Zeitschrift der Gesellschaft, dem NATIONAL GEOGRAPHIC MAGAZINE, veröffentlicht.“
Am 20. Mai 1902 ereignete sich noch eine weitere große Eruption der Montagne Pelée. Sie wurde als „sanitäre Eruption“ bekannt, weil sie die Ruinen der Stadt und die Asche der Toten bedeckte und die Ausbreitung von Epidemien verhinderte. Und am 30. August 1902 setzte die vulkanische Aktivität die Verwüstung im Osten und Südosten fort und zerstörte die Stadt Morne Rouge und die Dörfer L‘Ajoupa-Bouillon und Morne Balai. Dabei kamen noch einmal etwa 2000 Menschen ums Leben.
Die große Eruption der Montagne Pelée vom 8. Mai 1902, jour de l’Ascension (Christi Himmelfahrt), gilt heute bezüglich der hohen Opferzahl – geschätzt 29.000 Tote – als schlimmste Vulkankatastrophe des 20. Jahrhunderts.
Literaturempfehlungen:
J C Noble: Edward William Freeman – A Perfect Captain, J C Noble, Cornwall 2016.
Alfred Lacroix: La Montagne Pelée et ses Éruptions, Masson & Cie, Éditeurs, Paris 1904. 

Bürgerreporter:in:

Matthias Blazek aus Adelheidsdorf

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