„Mokka Türc & Marihuana – Schmuggel an der Aachener Grenze“ -- Ausstellungsbeginn am Freitag 4.Dezember 19 Uhr

Der legendäre Besenporsche, lang vor James Bond dieses "Hightech"-Fahrzeug. | Foto: Stadt Aachen : Wolfgang Trees
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  • Der legendäre Besenporsche, lang vor James Bond dieses "Hightech"-Fahrzeug.
  • Foto: Stadt Aachen : Wolfgang Trees
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„Mokka Türc & Marihuana – Schmuggel an der Aachener Grenze“
05.12.2015 – 20.03.2016,

Eröffnung: Freitag, 04. Dezember 2015, 19.00 Uhr im Neuen Stadtmuseum Aachen: "Centre Charlemagne , unweit von Dom und Rathaus , Katschhof 1, 52062 Aachen

Kaffee, Haschisch, Plagiate: Wo es Ländergrenzen gibt, wird
geschmuggelt.

Problematisch wird es immer dann, wenn man Waren nicht nur
für den Eigenbedarf erwirbt, sondern in größeren Mengen, um sie jenseits
der Grenze gewinnbringend zu verkaufen. Diese lukrative Form des Handels
verstößt gegen die gesetzlichen Bestimmungen. Steuern und Zölle, die im
Normalfall an den Staat fallen, gehen verloren.

Der Aachener Grenzraum ist spätestens seit dem 19. Jahrhundert ein
Dorado der kleinen und der großen Schmuggler

, mit unterschiedlichen
Konjunkturen und Motiven.

Die Ausstellung „Mokka Türc & Marihuana – Schmuggel an der Aachener Grenze“ im „Centre Charlemagne – Neues Stadtmuseum Aachen“ erinnert jetzt an die vielen Schmuggelereignisse,

aber auch an alltägliche Grenzerfahrungen im Gebiet zwischen Selfkant,
Südlimburg, Ostbelgien und Eifel. Schwerpunkte sind der Kaffee schmuggel nach dem Zweiten Weltkrieg und der illegale Drogentransport seit
Mitte der 1960er Jahre.

Dabei geraten alle Beteiligten ins Visier: Schmuggler und Zollbeamte.


Nach dem Zweiten Weltkrieg waren Schwarzmärkte und Hamsterfahrten
Bestandteile des alltäglichen Überlebenskampfes.

Zum „Hamstern“ machte man sich nicht nur zu den Bauern aufs Land auf, sondern versuchte auch, sich in Belgien oder in den Niederlanden zu versorgen. Es schmuggelte praktisch jeder.

Die Linie 12 der Aachener Straßenbahn nach Vaals war als „Bottertram“ bekannt.

Diese Tram endete unmittelbar vor der niederländischen Grenze in einer Wendeschleife.

„Aachener Kaffeefront“: Politikum der frühen Bundesrepublik

Am begehrtesten war Kaffee, der vor allem aus Belgien eingeschmuggelt
wurde. Der niedrige Preis dort und die hohe deutsche Kaffeesteuer
verursachten ein drastisches Preisgefälle.

Weit verbreitet war das Schmuggeln auch unter Kindern und Jugendlichen.
Sie konnten sich bei Gefahr flink aus dem Staub machen und waren
strafunmündig.

Ein Beispiel dafür sind die „Rabbatzer“ genannten Kindergruppen, siehe Foto, diese Jung-Schmuggler "kletterten" auch durch die Höckerlinien,die alten Panzersperren des II.Weltkrieges.

Nicht selten kam es zu gewaltsamen und zuweilen tödlichen Konfrontationen zwischen Schmugglern und Zollbeamten.
Opfer waren fast ausschließlich Klein- und Kolonnenschmuggler.

Beide Seiten rüsteten im Laufe der Jahre auf.

Der Zoll wurde immer Moderner. Es gab den ersten "Zollsender" für den Funkverkehr zwischen den Zollstreifen.

Während die Zöllner "Igelketten" über die Strassen legten um den Durchbruch von Schmuggel-Fahrzeugen zu verhindern warfen einige Schmuggler "Krähenfüsse" vor Zöllner -Fahrzeuge.

Darauf "antwortete" die Zollverwaltung mit der Beschaffung von zwei Besenporschen, mit "Räumgeräten". (siehe Foto)

Der deutsche Zoll schoss, wie mir (Volker Dau) Zeitzeugen berichteten, nur in Ausnahmefällen gezielt auf Schmuggler. Die "königlichen Grenztruppen" der Niederländer waren wohl weniger zimperlich?

Darf gezielt auf Schmuggler geschossen werden? Diese Frage machte die „Aachener Kaffeefront“ zum Politikum der frühen Bundesrepublik.

1948 wurden die ersten Zollhunde und speziell ausgebildete Hundeführer
an die Aachener Grenze versetzt.

Die Hunde, meist Schäferhunde, waren darauf abgerichtet, Kaffee über mehrere Hundert Meter zu wittern und Flüchtende zu stellen.

In der Ausstellung ist ein mit Stacheldraht umwickelter Knüppel zu sehen, der von Schmugglern zur Abwehr von Zollhunden benutzt wurde.

Auch Kleinschmuggler, die vom niederländischen oder belgischen Grenzgebiet mit der Tram ihren Kaffee in die Stadt transportierten fürchteten die gelegentlich in der Straßenbahn mitfahrende Zöllner und deren "Schnüffler"

...

Da wurden dann illegale Kaffee-Mengen durch Menschen quer durch alle Gesellschaftsschichten transportiert und die "Klein-Schmuggler" festgenommen. Es soll sogar besonders peinliche Vorfälle gegeben haben mit erwischten Zöllnern (!), Polizisten und wohl auch Richtern und Staatsanwälten?

Aachen: Drehkreuz für Drogen, Waffen und Plagiate

Waren es in den 1950er Jahren noch überwiegend Dinge des täglichen
Gebrauchs wie Kaffee, Zigaretten, Alkohol oder Butter, die heimlich über
die Grenzen geschafft wurden, standen seit den 1960er Jahren immer mehr
Luxusgüter, steuerbegünstigtes Heizöl und Drogen im Mittelpunkt des
Schmuggels.

Bis zum Ende des Jahrzehnts etwa stieg die jährliche Menge an sichergestelltem Haschisch von 1,3 Kilogramm auf 476,5 Kilogramm.

Die Schmuggel-Profis der 50er Jahre gingen wohl weitgehendst jetzt bürgerlichen Berufen nach. -- Mit Drogen wollte "man(n)" wohl nichts zu tun haben?

Durch die Nähe zu den Niederlanden mit ihrer liberalen Drogenpolitik,
nicht weit entfernt von den großen Häfen Amsterdam, Rotterdam und
Antwerpen, ist Aachen nach wie vor Drehkreuz von Schmuggelwaren.

150 Exponate, Zeitzeugen und Zollhund Raudi

Die Ausstellung „Mokka Türc & Marihuana – Schmuggel an der Aachener
Grenze“ will insbesondere jüngeren Menschen, die in einem vereinten
Europa mit großzügigen Reisefreiheiten groß geworden sind, den Alltag
von Menschen näher bringen, die mit stationären Grenzkontrollen leben
mussten.
Gezeigt werden etwa 150 Exponate, vom Transportbehälter über Passierscheine bis zu Zeitungsberichten.

Auch die Seite der Zöllner wird dokumentiert – samt Raudi, dem äußerst erfolgreichen Zollhund.

Zeitzeugen berichten in Video-Interviews von Ereignissen aus den 1940er bis 1960er Jahren.

Die Ausstellung wurde in Zusammenarbeit mit Dr. Thomas Müller vom
Zollmuseum Friedrichs konzipiert.

Aus dessen Sammlung, die Dr. Thomas
Müller aufgearbeitet hat und besonders im Bereich „Grenze“ und
„Schmuggel“ weiter ausbaut, stammen zahlreiche Exponate.

Die Ausstellung wird vom Landschaftsverband Rheinland gefördert.
Die Kuratorin ist Myriam Kroll.

Sonderführungen in:
„Mokka Türc & Marihuana – Schmuggel an der Aachener Grenze“

Führungen: Jeden Samstag und Sonntag um 16.00 Uhr / Nur Eintritt /
Treffpunkt Museumskasse

Führungen für Senioren mit Sitzgelegenheit: Donnerstag 07.01. / 04.02.
/ 03.03.2016 um 15.00 Uhr / Nur Eintritt / Treffpunkt Museumskasse

Kuratorenführung: Mit Myriam Kroll, Samstag, 30.01.2016, um 16.00 Uhr /
Nur Eintritt / Treffpunkt Museumskasse

Von Januar bis März wird es einige Sonder-Vorträge geben.

Näheres und Angebote für Schulen finden Sie auch unter www.centre-charlemagne.eu

Anmerkung von Volker Dau : Dieser Vorbericht basiert auf einer Presse-Vorankündigung der Stadt Aachen, der jedoch von mir etwas ergänzt wurde. Deshalb kann ich nicht garantieren, daß meine Anmerkungen aus eigenen Recherchen auch in der Ausstellung so dargestellt werden.

Alle Fotos vom Fachbereich Presse und Marketing der Stadt Aachen für diesen Beitrag zur Verfügung gestellt, wofür ich herzlichst Frau Dr.Jutte Göricke und dem Leiter des Zollmuseum Friedrichs in Aachen Dr.Thomas Müller danke!

Herr Dr.Müller erklärte mir in einem Telefonat er suche noch dringend ein altes Schmuggler-Fahrzeug oder Teile davon für das Zollmuseum und derartige Sonderausstellungen. -- Einige Fahrzeuge wurden ja wohl unweit des Aachener Rathauses in einem Hinterhof umgebaut.... ?

Vielleicht fragen Sie einmal in der Oldtimer-Szene im Grenzgebiet um Aachen herum ob es nicht vielleicht ,z.B. im Eupener-Raum noch den berühmten "Scheunenfund" geben könnte?

Bitte melden Sie sich und bieten Sie Alles an.

Der Verfasser dieses Artikels würde sich ebenfalls über alte Bilder von Schmugglern, Zöllnern und deren Fahrzeuge freuen. -

-- Auch Gespräche mit Zeitzeugen , z.B. am Telefon, würde er gern führen.

Kennt Jemand z.B. die Schmuggler mit den Künstlernamen "Bomber" und "Zep / Zeppelin" ? Kontakt bitte über: DAU-Modell@gmx.de

www.centre-charlemagne.eu

Bürgerreporter:in:

Volker Dau aus Bochum

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