Düstere Zeiten für Behinderte in Schabringen: Kein Zugang mehr zum Schabringer See

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Künstliche Barrieren für mobile Schwerbehinderte

Nach dem "Dritten Reich" hatte sich auch in Deutschland wieder der humanistische Geist durchgesetzt und Behinderte wurden als Mitmenschen anerkannt, die Rechte haben. Auch zum Beispiel das Recht zum freien Zugang zu bairischen Seen.

Das klappt in vielen Teilen Bayerns schon ganz gut.

Nur in Schabringen nicht (mehr). Eine Bestandsaufnahme Mitte Februar 2014:

Einen Großteil im Süden des "Silbersees" hat ein Eigentümer dergestalt verbarrikadiert, dass er mit Verbotstafeln und Absperrungen jedwedem potentiellen Besucher den Zutritt zum See verwehrt - also nicht nur behinderten Mitbürgern. Dies geschieht schon eine ganze Weile so. Mit oder ohne Schild. Aber darüber lächelt man nur ... hier gibt es ohnehin keinen stolperfreien Zugang ins Wasser, wenn man die Angelstege weglässt, die dort gebaut wurden.

Betrachten wir den Ostteil: Früher standen hier Zelte und Autos. Nach einem gründlichen Umbau des Ostteils mit Graben, Schranken und künstlichen Geländewällen kann zwar noch der Fußgänger und Radfahrer (schiebenderweise), doch nicht der Körperbehinderte (beispielsweise mit Rollstuhl oder Dreirad) Zugang zum See erhalten. Ziemlich die Hälfte des Oststrandes ist so dicht mit einem Acker bebaut, dass selbst eine Umrundung des Sees durch Spaziergänger an dieser Stelle unterbrochen werden muss.

Seit Jahreswechsel 2013/14 hat nun eine wesentliche Umformung des West- und Nordstrandes stattgefunden. Künstliche Lagunen sind entstanden, aus der "Kamtschatka-" Halbinsel wurde eine Insel und Fahrwege wurden mit Berg und Tal versehen. Sieht ganz interessant aus. Mal sehen, was daraus noch wird.

Aber: Der Verantwortliche hat zusätzlich zu den bestehenden 2 Schranken an der Zufahrt zum West- und Oststrand Felsbrocken in die vormalige Zufahrt, die dem Rollstuhl- und Dreirad- Fahrenden ehedem den Zugang gewährte, gerückt.

Womit wir beim Knackpunkt sind: Der mobile Körperbehinderte kann nirgends mehr an den Schabringer See kommen. Es sei denn auf einem mit Baumschnitt versperrten Pfad zwischen 2 Fisch-Teichen, der aber oft durch Angler-PKWs zugeparkt ist. Da kommt keiner mehr durch.

Was sagen nun die Autoritäten dazu? Der für den Bereich zuständige Bürgermeister von Wittislingen schiebt den Schwarzen Peter dem Eigentümer zu, der doch nur die Auflagen des Landratsamtes Dillingen ausführe.

Nachgefragt beim Landratsamt Dillingen bekomme ich zu hören, dass von einer Behinderung der Behinderten in den Auflagen keine Rede sei.

Wenn der Eigentümer aber glaubt, er könne die grassierende Umweltverschmutzung mit Hilfe einer Blockierung und Ausschließung von Behinderten verhindern, muss ich ihm leider mitteilen, dass ich recht wenige mobile Körperbehinderte kenne, die auf noch glimmenden Lagerfeuern ihren Müll ankokeln und mit Flaschen werfen, so dass sich arglos Badende blutige Füße holen.

Hier scheint ein gewaltiges Missverständnis vorzuliegen, offenbar auch eine Störung der Wahrnehmung: Wer seinen Müll am See zurückläßt, kann locker unter den Schranken hindurchschlüpfen.

Vielleicht sollte man Mitmenschen fragen, die fast täglich zu diesem See kommen, bevor man derart tiefe Eingriffe vornimmt. Zu Thema Umwelt und Umweltverschmutzung am See habe ich in diesem Medium etliche Beiträge verfasst.

Ich appelliere an alle Verantwortlichen, zeitnah zu handeln und die Barrieren insoweit aufzulockern, dass auch Rollstühle und Dreiräder wieder an den See kommen.

Lasst den Schwarzen Peter sein und unternehmt endlich etwas!

Bürgerreporter:in:

Vuolfkanc Brugger aus Dillingen

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