Das Palais Papius in Wetzlar beherbergt eine der bedeutendsten Sammlungen alter Möbel

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Das Palais Papius ist eine der wenigen erhaltenen barocken Anlagen in der Wetzlarer Innenstadt. Inmitten der vielen Fachwerkhäuser fällt das außen eher schlicht gehaltene Palais Papius kaum auf. Wenn man durch den Torbogen in den Innenhof kommt, wird es schon interessant. Gebäude wurde um 1740 durch Johann Conrad Heeser von Lilienthal erbaut und im Jahr 1756 erheblich erweitert. Bis zu seiner Versteigerung im Jahr 1816 wurde das Palais von Angestellten des Reiskammergerichtes bewohnt. 1860 kam es in den Besitz der Stadt Wetzlar, die das Palais Papius als Schule nutzte. Während und nach dem 2. Weltkrieg wurde das Wirtschaftsamt dort untergebracht. 1950er und 60er Jahren wurde das Palais zur kaufmännischen Berufsschule. Danach wusste man erst nicht so recht, was man mit der Anlage anstellen soll. Ein zweistöckiger Palais aus dem Barock kostet Unterhaltung. Jetzt kommt Herr Zufall ins Spiel. Dr. Irmgard von Lemmers-Danforth war Kinderärztin mit Sammelleidenschaft in Wetzlar. Sie war den Menschen in ihrer Stadt nah, und wer einmal in ihrer Praxis war, erkannte die Not der Sammlerin. Platznot, denn Wartezimmer und Praxis waren vollgestopft mit europäischer Wohnkultur aus Renaissance und Barock. Man erkannte das Potenzial der Sammlung und man kannte die Sammlerin. Die Stadt Wetzlar erkannte, das Palais Papius und die Möbelsammlung von Dr. Irmgard von Lemmers-Danforth gut zusammenpassen. So kam es dazu, dass die private Sammlung und die Sammlerin ins Palais einzogen. Dr. Irmgard von Lemmers-Danforth übereignete 1963 testamentarisch, die inzwischen ca 450 Exponate umfassende Sammlung, der Stadt Wetzlar. 1967 wird das Museum eröffnet. Wer, wenn nicht die Sammlerin, ist am besten für die Pflege und Präsentation der Sammlung geeignet? Dr. Irmgard von Lemmers-Danforth lebte in einem Raum des Palais. Sie nutzte einen Tisch, ein paar Stühle, ein Liege-Sofa und einen Schrank. Ihre Lebensgefährtin Hildegard Pletsch, die mit ihr durch dick und dünn ging, schlief auf einer Matratze am Boden. Die beiden Frauen gönnten sich nicht die Butter auf dem Brot. Sie sparte sich vom Munde ab, was wir heute bewundern können. Eine bemerkenswerte Frau. Das erkannte man an oberster Stelle. Am 2. Februar 1972 wurde Frau Dr. Irmgard von Lemmers-Danforth mit dem Bundesverdienstkreuz am Bande für ihr Lebenswerk ausgezeichnet. Am 15. Dezember 1979 kam die Ehrenbürgerschaft der Stadt Wetzlar. Im Jahr 1980 verlieh ihr der hessische Kultusminister Hans Krollmann die Goethe-Plakette. Ihre Kinderarztpraxis gab sie erst im Alter von 83 Jahren am 1. April 1975 auf. So beeindruckend das Leben dieser Frau war, so beeindruckend ist ihre Sammlung! Die rund 450 Stücke ihrer Sammlung umfassen qualitätvolle Möbel, Keramik, Goldschmiedekunst, Gemälde, Skulpturen und Tapisserien der Renaissance und des Barock. Diese Möbel, in dieser Art zusammengestellt und präsentiert, hinterlassen eine tiefe Bewunderung der damaligen Handwerkskunst und der Europäische Wohnkultur aus Renaissance und Barock. Ein Einführungsfilm, ein zweisprachiger Audioguide sowie zweisprachige Informationstafeln und Saaltexte geben in jedem Raum Auskunft zur Person der Sammlerin und zur Geschichte der Sammlung mit ihren wichtigsten Objekten. Ein Besuch lohnt sich. Leider durfte ich für die Veröffentlichung keine Fotos der Sammlung machen. Dafür habe ich hier einen Link, der euch einen Eindruck vermitteln kann. Dazu gibt es die Öffnungszeiten des Museums. http://webmuseen.de/sammlung-lemmers-danforth-wetz...

Bürgerreporter:in:

Nicole Freeman aus Heuchelheim

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