„Wertingen hat ein breitgefächertes Warenangebot“: Ein Interview mit dem Vorsitzenden der Wirtschaftsvereinigung Wertingen, Michael Buhl

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myheimat: Herr Buhl, ein ereignisreiches Jubiläumsjahr liegt hinter Ihnen. Die Wirtschaftsvereinigung Wertingen feierte ihr 40-jähriges Bestehen. Welche Jubiläumsaktionen werden Ihnen im Gedächtnis haften bleiben.
Buhl: Wir haben aus unserem 40-jährigen Bestehen keine Aktionen gemacht, vielmehr war es uns eine Freude, sich den städtischen Jubiläen anzuschließen. So sind das 740-jährige Stadtjubiläum, die Städtepartnerschaft Fère en Tardenois mit der Stadt, wie auch die seit 35 Jahren bestehende Verwaltungsgemeinschaft zu nennen. Hier war die Filmpräsentation von Z-Studios aus Wertingen über Firmen mit über 100-jähriger handwerklicher Firmentradition bemerkenswert. Aus zeitlichen Gründen konnten sich leider nicht alle in Frage kommenden Geschäftsbetriebe präsentieren. Im Gedächtnis sicherlich anhaftend dürfte die Wertinger Nacht mit ihrem Themenabend „Zeitreise in die 70er Jahre“ gewesen sein.

myheimat: Die Stadtverwaltung Wertingen und der neu gewählte Wirtschaftsreferent Alfred Schneid wollen zusammen mit der Wirtschaftsvereinigung die Innenstadt-Belebung vorantreiben. Über welche konkreten Ziele wurde bei Ihrem persönlichen Treffen im August 2014 gesprochen?
Buhl: Das wesentliche Ziel ist ein regelmäßiger und intensiver Gesprächs- und Informationsaustausch zu aktuellen Themen der städtischen, infrastrukturellen und wirtschaftlichen Situation von Innenstadt und Region. Die Zukunftsausrichtung der Stadt mit einem klaren Ja zur Weiterentwicklung der Innenstadt ist ein deutliches Zeichen der Beteiligten, wie auch die Schaffung neuer Baugebiete, um die Attraktivität als Wohn- und Wirtschaftsraum zu stärken. Wesentlichstes Anliegen ist zunächst die weitere Belebung der Innenstadt.

myheimat: Wie sieht es mit der Ansiedlung eines innerstädtischen Lebensmittelmarktes aus?
Buhl: Hier fehlt uns momentan eine zu Verfügung stehende Fläche. Außerdem muss auch ein Interessent mit entsprechendem Angebot gefunden werden. Dass ein derartiges Geschäft fehlt, wurde anlässlich der BR-Radltour im August deutlich, da viele auswärtige Radler nach einem solchen Ausschau hielten. Als erfreulich zu werten ist hier die Neueröffnung des Weltladens, der sich nach seinem Wegzug von der Schulstraße nun im größeren Raum präsentiert und im Bereich Lebensmittel, Textil etc. die Vielfalt des „Fairen Handels“ anbietet. Auch soll sich nach längerer gemeinschaftlicher Suche im kommenden Jahr ein Bioladen im unteren Hauptstraßenbereich etablieren.

myheimat: Sie weisen immer wieder auf die Leerstände und die „verödete Badgasse“ hin. Zeichnen sich hinsichtlich dieser Punkte irgendwelche befriedigenden Lösungsansätze ab?
Buhl: Es ist falsch, von einer verödeten Badgasse zu sprechen, richtig ist, dass es geschäftliche Verlagerungen gab, die von Seiten der Geschäftsinhaber zu akzeptieren sind. Die Badgasse ist aus der Sicht der Einkaufsmöglichkeiten einer Nebenlage zuzuordnen. Jede Stadt weist solche Gebiete auf. Jede Stadt wünscht sich eine gut besuchte und eine stark frequentierte Innenstadt ohne Leerstand, doch wer hat diesen nicht. Im Vergleich zu anderen Städten haben wir einen relativ geringen Leerstand, in der Badgasse sind momentan vier Geschäftshäuser sowie zwei gastronomische Betriebe. Erfreulich sind hier die Nachfolge der bisherigen alteingesessenen Metzgerei, wie auch die Etablierung der ASB-Kleiderkammer. Eigentümer von Immobilien müssen sich frühzeitig Gedanken zur Nutzung machen, hier müsste fallweise geprüft werden, ob das eine oder andere Gebäude noch marktgerecht ist und ob nicht Modernisierungsmaßnahmen sinnvoll wären. Nicht unterschätzt werden soll die Schaffung von Wohnraum und Büros von Dienstleistern, die auch den innerstädtischen Einzelhandel beleben. Für die Badgasse sollte der schon begonnene Dialog zur gemeinsamen Entwicklung und Umsetzung von evtl. Maßnahmen mit Gewerbetreibenden, Anwohnern bzw. Eigentümern fortgeführt werden. Wir werden zwar dadurch kurzfristig nicht zu einer handelsmäßigen Belebung kommen, aber langfristig könnte es Lösungen geben.

myheimat: Welche Fachgeschäfte würden Sie sich für Wertingen noch wünschen?
Buhl: Wir verfügen über ein großes Potential alteingesessener und familiär geführter Betriebe, die sich zum Teil schon in fünfter Generation hier behaupten und nun von dynamischen Jungunternehmern weitergeführt werden. Wertingen als Mittelzentrum stellt ein breitgefächertes Warenangebot. Neben dem Wunsch nach einem Lebensmittler könnten noch Kinderbekleidung und Sport genannt werden.

myheimat: Wie beurteilen Sie den großzügigen, innenstadtnahen Parkplatz an der Zusaminsel, der über einen Fußweg mit dem Zentrum verbunden ist?
Buhl: Er stellt eine optimale Einrichtung inmitten der Kernstadt dar. Die Fläche bietet Freiraum und Aufenthaltsqualität für diverse Nutzungen, beispielsweise Veranstaltungen, Gastronomie oder Markt. Hier hat nun der Wertinger Wochenmarkt nach wechselnden Standorten seit 2012 eine endgültige Bleibe gefunden. Der Markt - Treffpunkt zum Genießer-Einkaufen - gewinnt zunehmendes Interesse. Für Besucher wie Wertinger gehört dieser am Freitagvormittag zum Einkaufsritual. Auch ist er ein Stück Lebensqualität für Wertingen. Es wird das klassische Sortiment mit seinen für die Jahreszeit typischen Erzeugnissen angeboten. Erfreulicherweise finden sich auch neue Anbieter ein, die eine Sortimentsbereicherung darstellen.

myheimat: Eine Zeitreise in die 70er Jahre stand heuer auf dem Programm der „Wertinger Nacht“. Welche Bilanz dieser Veranstaltung ziehen Sie?
Buhl: Wir haben wieder eine erfolgreiche „Wertinger Nacht“ hinter uns gebracht, die Begeisterung war spürbar und vermutlich waren wieder einmal noch mehr Besucher in der Stadt wie im Vorjahr. Diese Wertinger Nacht auch als Kulturnacht im weitesten Sinne mit einer Illumination von bunten Farbspielen ist ein gelungener Brückenschlag von Kunst, Kultur, Einkauf und Gastronomie.

myheimat: Im Jahr 2014 unterstützten Sie die Aktion „Mein Herz schlägt regional“. Inwieweit kann man mit so einer Kampagne die Vorteile des Interneteinkaufs und die Stärken der regionalen Geschäftswelt unter einen Hut bringen?
Buhl: Diese Aktion bringt den Vorteil des Internetkaufs und die Stärken der regionalen Geschäftswelt unter einen Hut. Für die Versorgung stehen wir direkt vor Ort. Man kennt sich und das schafft Vertrauen zueinander. Diese Aktion - angeregt von der ortsansässigen Tageszeitung - soll die Chancen des Online-Handels mit den Stärken der regionalen Geschäfte kombinieren. Betriebe müssen die technischen Potentiale zur Kundengewinnung und Kundenbindung nutzen. Der Handel ist einem steten Wandel unterzogen, so muss er auch digitale Präsenz zeigen. Lassen Sie Ihren auszugebenden EURO hier in der Stadt bzw. in der Region. Einkauf wie auch Auftragserteilung vor Ort ist doch mehr Lebensqualität gegenüber dem Internethandel, wo doch der persönliche Kontakt fehlt. Geschäfte müssen sich auf ihre Stärken besinnen, sie müssen geschultes Personal bieten bei guter Beratung und gutem Service.

myheimat-Team:

Joachim Meyer aus Friedberg

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