Wozu braucht die Kirche eigentlich einen Förderverein?

Die marode Auffahrt vor dem Haus der Begegnung in Hänigsen.
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  • Die marode Auffahrt vor dem Haus der Begegnung in Hänigsen.
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Diese Frage stellt sich sicher die eine oder der andere, wenn über die Aktivitäten des Fördervereins Kirche Hänigsen-Obershagen e.V. berichtet wird. „Ich zahle doch schon Kirchensteuer! Außerdem wird immer wieder um freiwilliges Kirchgeld gebe-ten! Die bekommen doch auch die Kollekten! Die Kirche hat doch genug Geld.“ Sätze wie diese hört man immer wieder. Die jüngste und allgegenwärtige Berichterstattung um den Skandal im Zusammenhang mit der katholischen Bischofsresidenz in Limburg trägt ihres dazu bei. Tatsächlich leben wir in einer Zeit immer knapper werdender Kassen. Stellenkürzungen und der unvermeidliche Verkauf des Pfarrhauses und der Jugendscheune in Obershagen sowie die Aufgabe und der Abriss der katholischen Kirche in Hänigsen zeugen davon.

Anlass für die Vereinsbildung war die notwendige Sanierung des evangelischen Pfarrhauses in Hänigsen. Nach dem Auszug von Pastor Gundert waren während der Herrichtung für seinen Nachfolger erhebliche Bauschäden in und an dem alten Haus festgestellt worden. Die notwendigen Mittel für die Sanierung beliefen sich auf ca. 350.000€ und waren von der evangelischen Kirchengemeinde Hänigsen-Obershagen und vom Kirchenkreis trotz vorgesehener Eigenleistung von freiwilligen Helfern allein nicht aufzubringen, denn weder die Kirchengemeinde noch der Kirchenkreis „schwimmen im Geld!“

Es drohte der Abriss! Das musste unbedingt vermeiden werden. Der Ort hat eine sehr intakte und solidarische Dorfgemeinschaft. Es bildete sich eine Gruppe, die die Vereinsgründung mit dem zunächst vordringlichen Zweck der Mittelaufbringung für die Sanierung des Hänigser Pfarrhauses vorantrieb. Langfristiges Ziel ist es aber, die verbleibenden kirchlichen Gebäude und Liegenschaften in allen drei Orten zu erhalten und die Gemeindearbeit fortzuführen.

Der Förderverein Kirche Hänigsen-Obershagen e.V. wurde am 08.10.2008 im Haus der Begegnung in Hänigsen gegründet und ist gemeinnützig. 67 Mitglieder aus Hänigsen, Obershagen und Altmerdingsen nahmen an der Gründungveranstaltung teil und der Hänigser Klaus Cording wurde zum ersten Vorsitzenden gewählt. „In den folgenden drei Jahren wurde der beachtliche Betrag von insgesamt ca. 35.000 € an das Kirchenkreisamt gezahlt und die Sanierung konnte damit erfolgreich durchgeführt werden“ so der zweite Vorsitzende Matthias Oppermann.

Nach Abschluss des Sanierung wurde der Vereinszweck erweitert, so dass dieser sich heute auf „die Sanierung, Unterhaltung und Erneuerung der Gebäude und der dazugehörenden Grundstücke einschließlich der Gebäude- und Grundstückseinrichtung und -ausstattung in der evangelisch-lutherischen Kirchengemeinde Hänigsen-Obershagen in den Ortschaften Altmerdingsen, Hänigsen und Obershagen“ erstreckt. Damit sind für die Zukunft weitere Projekte möglich geworden.

Zwischenzeitlich wurde die Mikrofon- und Lautsprecheranlage der Altmerdingser Friedhofskappelle erneuert. Zunächst 700€ sind für eine spätere Sanierung der Obershäger Kirchenglocke zurückgestellt.

Als nächstes dringliches Projekt ist die Bezuschussung der Pflasterung des Platzes vor dem Hänigser Pfarrhaus und Kircheneingang und gleichzeitiger Installation von zeitgemäßer Beleuchtungstechnik vorgesehen. Die vorhandene Asphaltdecke ist sehr schadhaft und birgt besonders für ältere Besucher Unfallgefahren. Die Hauptkosten tragen hier das Kirchenkreisamt und die Kirchengemeinde selbst. Der Förderverein schließt die bestehende Finanzierungslücke und wird so zum einen die Durchführung der Maßnahme und zum anderen die Gestaltung mit einem Pflaster, welches optisch etwas ansprechender sein wird, ermöglichen. Ein zweites Projekt ist die Neuverlegung der Pflasterung vor der Kirche in Obershagen. Das Pflaster ist uneben und birgt ebenfalls Unfallgefahren. Hier steht ein konkreter Finanzierungsbedarf aber noch nicht fest. Weitere Projekte sind der Austausch der Verglasung der Altmerdingser Friedhofskappelle und andere, kleinere Reparatur- und Verschönerungsarbeiten.

Wie bringt der Verein diese Mittel auf? Dazu Kassenführerin Marion Hüttenrauch: „Dies geschieht zum einen aus Mitgliedsbeiträgen unserer derzeit 92 Mitglieder beider Konfessionen, denn auch die Katholiken nutzen inzwischen die evangelische Kirche in Hänigsen für ihre Gottesdienste. Daneben erzielen wir Einnahmen bei der Durchführung von Veranstaltungen. Hier seien beispielhaft der Kuchenverkauf auf dem Hänigser Flohmarkt genannt, aber auch Weinfeste, der Glühweinverkauf beim Weihnachtsmarkt oder andere Veranstaltungen, wie z.B. die Auftritte des Kirchenkabarettisten Dr. Matthias Schlicht.“

Dazu ergänzt der heutige erste Vorsitzende Dietmar Schlecht: „Und hier liegt die Stärke unseres Vereins. Es ist die große Gruppe der Mitglieder, die sich in ihrer Freizeit bei der Durchführung dieser Veranstaltungen als inzwischen sehr gut eingespieltes Team einbringen. Hier weiß jeder, was zu tun ist.“

Der Förderverein Kirche Hänigsen-Obershagen ergänzt also die Finanzierungen des Kirchenkreisamtes und der Kirchengemeinde und ermöglicht so Investitionen und Reparaturen, die sonst gar nicht oder nur in anderer Ausführung möglich wären.

Wenn Sie in Hänigsen, Obershagen oder Altmerdingsen wohnen, wobei das natürlich keine Bedingung ist, und zusätzlich ganz konkret etwas für die hiesige evangelische Kirchengemeinde tun wollen, dann sind Sie herzlich eingeladen, dem Verein beizutreten und diesen durch Ihren Beitrag, den Sie grundsätzlich selbst festlegen und der steuerlich abzugsfähig ist, zu unterstützen. Darüber hinaus können Sie sich bei Interesse auch gern persönlich bei einer der vielen Aktionen einbringen. Das macht Spaß und jede helfende Hand ist willkommen. Ob Sie einer Konfession angehörigen und wenn ja, welcher, ist dabei völlig egal. Sie sind herzlich willkommen!

Bürgerreporter:in:

J. Hüttenrauch aus Uetze

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