Der Glaskünstler Werner Kothe aus Annenwalde
Er ist so jemand, der sein Dorf gerne ins Gerede bringt, der Glaskünstler Werner Kothe aus Annenwalde. Der aus Berlin zugezogene Bildhauer übernahm 2002 die Glashütte, die im Jahre 2000 mit EU-Mitteln erbaut wurde, und erweckte sie zum Kunsttempel und Museum. Dann erwarb er den verwilderten Park gleich nebenan, um ihm zu neuer Schönheit zu verhelfen. Und da war noch die Sache mit dem nördlichsten Weinberg, deren erste Ernte der Waschbär holte. Diesmal ist es ein Weltrekord mit dem der Künstler von sich Reden macht: „Das Dorf mit den meisten Sonnenuhren“, aus Glas versteht sich. Und natürlich gelingt es dem Marketingfuchs mit solchen Ideen die Medien nach Annenwalde zu locken und nicht nur sie.
Die Toskana des Nordens, nennt man die Uckermark, so wundert es nicht wirklich, dass der Annenwalder auf das Spiel mit dem Licht, der Sonne und dem Solarglas kam. Energiegeladen erzählt er von seiner Motivation: „Wer durch Annenwalde geht, läuft über Brandenburger und Preußische Geschichte in der Uckermark. Aber um Gäste herzulocken, mussten wir die Glasshütte wiederbeleben. 1865 war Schluss mit der Hütte, weil sich die technologischen Bedingungen für die Herstellung von Glas gravierend verändert hatten. Es war der Beginn des industriellen Zeitalters in Deutschland. Durch die Erfindung des Gases und der Eisenbahn konnte eine moderne Glasindustrie heranwachsen. In Annenwalde ernährte man sich fortan der Landwirtschaft, vom Wald, und der Schifffahrt. 80 Prozent der alten Dorfstruktur sind noch erhalten, das ist historisch spannend. Auf meinem Weg zur Glashütte habe ich mich mit Glas befasst. Ich hab es zerschlagen und es im Keramikofen verschmelzen lassen. Zufällig entdeckte ich dabei die Fusing-Technick.“ Die wurde Kothes künstlerische Zukunft. Ende der 90er Jahre kamen erste Aufträge für Kirchenfenster und Taufschalen. Diese spezielle Heißglasproduktion ist seither das neue Markenzeichen der Hütte in Annenwalde.
Was aber war nun der Antrieb für die Sonnenuhren? „Also wenn man schon einen Jubilar hat von 255 Jahren, dann kann man ihm ja auch mal etwas schenken. Und da Annenwalde ein Dörfchen ist, was es so oft in Brandenburg nicht gibt, sollte man dies anderen kundtun, wie schön es hier ist, am Portal zum Naturpakt Uckermärkischen Seen, dem drittgrößten Deutschlands. Wir haben hier eine wahnsinnige Vielfalt von Pflanzen und Tieren. Der Biber hat uns hier den See angestaut, und es gibt viel zu entdecken ohne sich zu langweilen.“
Nachdem Kothes im Dorf Wurzeln geschlagen hatten, sind etliche Künstler in das Wohlfühldorf gezogen. Eine Weberin, ein Maler und Grafiker, ein Holzbildhauer, eine Malerin mit Galerie, eine Keramikerin, auch die schreibende Zunft ist am Orte vertreten. Die Zahl der Bevölkerung ist Annenwalde in den letzten Jahren von 86 auf 109 Bewohner geklettert. Und sie steigt weiter: Zum Jahresende will sich eine Goldschmiedin hier niederlassen, einfach weil es ein aktives Dorf ist mit Singkreis, Sommerfesten, der Stiftung „Glasbrücke Berlin“, die sich um junge Baltische Künstler kümmert… Von allein geschieht so etwas natürlich nicht. Man dockt gewissermaßen an, wird inspiriert von den Kunstfesten, Symposien, Workshops und den sympathischen Ideen, die immer wieder durch die Medien wabern. Ideen wie die von den Sonnenuhren.
Die schlummerte schon lange in dem schillernden Künstler. Der Winter war still und lang genug, da kam endlich der berühmte Anstoß von Innen: „Jetzt machst Du die Sonnenuhren zum Frühlingsanfang.“ Er hat sich auf den Weg gemacht und diesen und jenen im Dorf gefragt: „Wollt Ihr eine Sonnenuhr von mir zum Geburtstag von Annenwalde geschenkt haben? Und so sind sie pö á pö gewachsen. Die erste habe ich Silvester um 24 Uhr einem Freund im Gutshaus geschenkt.“
Seit März 2009 laufen nun Besucher, die eigens wegen der inzwischen 14 Uhren kommen, mit einem Wegzettel durchs Dorf.
Aber damit nicht genug, jetzt komponiert der Meister mit willigen Schülern Sonnenuhren. Er hat dazu etliche Schulen Briefe angeschrieben, und sechs Klassen machen nun erst einmal mit. Heißt, sie entwickeln für ihre Schule eine Sonnenuhr, die allesamt 2013 zur Landesgartenschau in Prenzlau auf einen speziellen Sonnenuhr-Erkundungspfad einladen wird.
Der Werner Kothe steht für Bleibendes, „für Dinge, die auch noch nach Jahrzehnten von Wert sind“, und will andere mit dem Sinn für Nachhaltigkeit durchaus anstecken. „Und übrigens sind Sonnenuhren ein treffliches Sinnbild für unseren Landkreis, in dem die meiste alternative Energie in Brandenburg produziert wird“ erinnert der Künstler und könnte stundenlang weiter schwärmen von dem großartigen Flecken Welt, der sich Uckermark nennt.
Petra Elsner (www.atelier-elsner.de)
Bürgerreporter:in:Petra Elsner aus Kurtschlag |
Kommentare
Sie möchten kommentieren?
Sie möchten zur Diskussion beitragen? Melden Sie sich an, um Kommentare zu verfassen.