Mittelhessenexpress - Teil 4: Der Mittelhessen-Express heute

Der erste Mittelhessen-Express in Stadtallendorf
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Am 10.12.2006 begann der Mittelhessen-Express zunächst wenig beachtet seinen Dienst. Während bei einer Sonderfahrt für Politik & Presse noch gute Stimmung herrschte, lernten Pendler am nächsten Tag die Schattenseiten des neuen Zuges kennen.

Keine Eröffnungsfahrt für alle
Um 8:30 Uhr hielt der erste echte Mittelhessen-Express in Stadtallendorf. Nur wenige Fahrgäste warteten an diesem Sontagmorgen auf den neuen Zug. Die Mehrzahl der Leute am Bahnsteig wollte Richtung Kassel fahren. Wer an diesem Morgen eine feierliche Eröffnungsfahrt mit Blaskappelle und Freibier erwartet hatte, wartete vergeblich. Es war zwar eine Eröffnungsfahrt geplant, aber leider hatte man dabei kein Interesse an den Gemeinden hinter Marburg: Um 11:48 fuhr ein Eröffnungs-Sonderzug von Marburg Richtung Frankfurt, um Vertretern von Presse und Politik die Vorteile des neuen Zugs zu demonstrieren. Kirchhain, Stadtallendorf und Neustadt hatten den Anschluss verpasst.

Unbequeme Fahrt
Am ersten Betriebstag waren ein paar Jugendliche erfreut über den neuen Zug: Voll geil fanden sie den Mittelhessen-Express, weil er so aussah wie eine S-Bahn. Etliche Pendler, die am nächsten Tage den Zug benutzten, teilten diese Begeisterung nicht.
Die Ausstattung der Fahrzeuge war für Pendler, die eine Stunde oder noch länger im Zug sitzen, ungeeignet: Harte und unbequeme Sitze, bei denen teilweise auch noch keine Ablagemöglichkeiten für Gepäck vorhanden sind. Auf Teilen der Strecke reichte die Anzahl der Sitzplätze überhaupt nicht. Auch die Geräusche, die der Zug beim Anfahren oder langsamer Fahrt macht, sorgten nicht für Begeisterung.

Bequemer Einstieg
Eine eindeutige Stärke der Fahrzeuge ist der niedrige Einstieg mit per Knopfdruck zu öffnenden Türen. Für Rollstuhlfahrer ist eine ausklappbare Rampe vorhanden. Für Radfahrer ist praktisch, dass es an jedem Ende des Triebwagens ein Fahrradabteil gibt.

Ungünstiger Fahrplan
Eine der Stärken des Mittelhessen-Express ist, dass er die Anzahl der Verbindungen nach Frankfurt erhöht hat. Besonders in Randzeiten ist das ein großer Vorteil. Allerdings geht der neu gestaltete Fahrplan an den Bedürfnissen des Berufsverkehrs vorbei.
Platzprobleme am Nachmittag enstehen dadurch, dass Doppelstockzüge, die eine Vielzahl von Pendlern beförderten, durch die Mittelhessen-Express-Züge mit weniger Plätzen ersetzt wurden. Die betroffenen Doppelstockzüge werden stattdessen für schwach nachgefragte Verbindungen mit sehr vielen Halten eingesetzt.
Gab es vorher einen guten Mix zwischen schnellen Zügen mit wenig Halten und langsameren Zügen mit vielen Halten, so führte der neue Fahrplan zu zu vielen langsamen Zügen.
Ein gutes Beispiel für diese Probleme ist der Zug, der Frankfurt um 15:31 Uhr verlässt und bis Marburg fährt. Der Zug hält zwischen Friedberg und Gießen überall, danach fast überall. Zwischen Gießen und Marburg fährt er weniger als zehn Minuten vor dem Mittelhessen-Express, hat also keinen großen Nutzen. Wegen der vielen Halte ist der geräumige Doppelstockzug für Fahrten von Frankfurt nach Gießen oder weiter uninteressant und im Vergleich zu anderen Zügen schlecht besetzt.
Eigentlich soll der Mittelhessen-Express im Stundentakt verkehren. Nachmittags gibt es jedoch Abweichungen vom Stundentakt, z.B. einen Zug, der in Marburg endet.

Viele Halte
Im Fahrplan sind fast alle Mittelhessen-Express-Züge als RegionalExpress ausgewiesen. Diesem Namen werden sie jedoch durch die vielen Halte zwischen Gießen und Treysa nicht unbedingt gerecht. Einige Züge halten sogar zwischen Friedberg und Treysa überall. Wer damit von Frankfurt bis nach Stadtallendorf möchte, ist bis zu 30 Minuten länger unterwegs als mit einem echten RegionalExpress.

Verspätungsrisiko durchs Kuppeln
Bei der Fahrt nach Frankfurt gibt es ein zusätzliches Verspätungsrisiko: Das Andocken an den Zugteil von Dillenburg. Wenn der wegen einer Störung auf der Strecke geblieben ist, muss auch der Zugteil von Treysa stehen bleiben. Der von Treysa gekommene Lokführer steigt nämlich aus, um den Gegenzug nach Treysa zu fahren, und so bleibt ein führerloser Zug zurück.
Außerdem kann der Kuppelvorgang scheitern, z.B. wenn durch ungünstige Witterung die Kupplungen eingefroren sind.

Übersichtsartikel: http://www.myheimat.de/stadtallendorf/beitrag/6478...

Bürgerreporter:in:

Sören-Helge Zaschke aus Stadtallendorf

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