Bürgerwindpark „Garten der Winde“ vor Reichstag

... mit gutem Beispiel voran - eine Satire ...

Wenn Bürger auf die Barrikaden gehen, geht es selbst hartgesottenen Politikern wie Gabriel und Hendricks unter die Haut. Mehr als 500 Bürgerinitiativen mit mehr als einer Million Sympathisanten in Deutschland sind nicht von Pappe. Die „Gegenwindler“ sind im Begriff in die Fußstapfen jener zu treten, die einst Atommeiler überrennen wollten. Die Angst vor einer neuen Partei greift um sich. Nicht zuletzt das Bündnis in Thüringen aus Linken, Grünen und Roten zeigt, dass auch Splitterparteien Erfolg haben können.

Vor diesem Hintergrund dürfte auch nachvollziehbar sein, was in Berlin durchsickerte. Der Presse gegenüber verlautete, dass Wärmedämmung und Radwege als Waffe gegen Kohlekraftwerke eingesetzt werden sollen. Und weil die Menschen im Land sich zunehmend mehr gegen den Ausbau der Windenergie stemmen, wollen die Minister durch die Hintertür die Freifläche zwischen Reichstag, Abgeordnetenhaus, Tiergarten und Kanzleramt mit Windrädern bestücken. Sozusagen als vorbildliches Vorbild für alle, die keine Windenergieanlagen vor ihren „Vorgärten“ haben wollen.

Der Plan, am Reichstag eine Windfarm zu errichten, scheint schon länger in der Schublade des Wirtschaftsministers geschlummert zu haben. Er sieht, so ein Insider, vorläufig sechs Anlagen vom bewährten Typ Enercon E-101 mit je 3 Megawatt Nennleistung vor. Die Nabenhöhe soll 135 Meter betragen. Laut technischem Blatt haben die Dreiflügler einen Durchmesser von 101 Metern. Die Wirkungsfläche eines Rotors ist mit rd. 8.000 Quadratmeter angegeben. Die Umfangsgeschwindigkeit ist variabel und liegt niedrig bei 80 km/h und maximal bei 276 km/h. Allerdings sei man auf Enercon nicht festgelegt, da eine europaweite Ausschreibung letztlich den Lieferanten bestimme.

Weil den Ministerien keine eigenwirtschaftlichen Aktivitäten zustehen, soll das Management dem Bundesamt für Wirtschaft und Ausfuhrkontrolle-BAFA übertragen werden. Das scheint Sinn zu machen, denn das Amt treibt auch die EEG-Umlage von den Netzbetreibern ein, diese wiederum ziehen den Stromverbrauchern das Geld aus den Taschen.

Ob der Strom aus dem „Garten der Winde“ Merkels Büro im Kanzleramt erleuchten wird, dürfte eine Frage des Windes sein. Dies gelte auch für die Versorgung von Reichstag, Ministerien und Bundestagverwaltung. So arbeiten Mitarbeiter von Hendricks und Gabriel zurzeit an dem Konzept „Wind for Wind“. Die Idee: Wind künstlich zu erzeugen. Man denkt daran, mit einem großen Teil des überschüssigem Windstroms aus Norddeutschland riesige Ventilatoren anzutreiben, die Wind bis zu Sturmstärken erzeugen können. Das hätte den Vorteil, dass die geplanten Windanlagen kontinuierlich Strom produzieren könnten.

Beiden Ministern ist klar, dass vor diesem Hintergrund der Bau des SuedLink überdacht werden muss. Der sollte ja norddeutschen Windstrom nach Bayern transportieren. Aus gutem Grund sperrt sich Seehofer dagegen. Er sieht offensichtlich die Gefahr, dass diese Gleichstromleitung, den Bayern de facto nichts außer Ärger bringt und sie nur in die Abhängigkeit der Norddeutschen treiben würde. Außerdem wissen die Bayern mittlerweile, dass die Windenergienutzung kein Privileg der Norddeutschen ist. Dem Vernehmen nach können sie selbst die freistaatliche Stromversorgung mittels Wind sicherstellen.

In der heutigen Hannoverschen Allgemeinen Zeitung beschwört der Vizepräsident der Bundesnetzagentur Peter Franke auch mit Blick auf die Unlust der großen Kraftwerksbetreiber, die „Versorgungslage ist stabil“. Wer das glaubt, glaubt auch, dass man Sonnenbrand durch Mondlicht bekommen kann. Weil seine Behörde in naher Zukunft Unterdeckungen in Süddeutschland sieht, mahnt der Vize die Notwendigkeit des SuedLink an, nicht wissend, dass sein Berliner Chef die norddeutschen Stromspitzen anderweitig verplant hat.

Unser Wirtschaftsminister wäre nicht Wirtschaftsminister, wenn er den „Garten der Winde“ vor dem Reichstag nicht gleich vermarkten würde. Nicht weniger als drei Millionen Besucher pro Jahr wollen in den Reichstag. Hinzu kommen die unzähligen ausländischen Handels- und Wirtschaftsdelegationen, die Gäste der Bundesregierung sind. Mit den 1:1-Displays vor dem Reichstag wird Gabriel jeder Energiemesse den Rang ablaufen. „Wind-made-in-Germany“ – an diesem Signal kommen CO2-Sünder nicht vorbei.

Der Garten der Winde ist ein deutliches Signal, dass weiterhin auf Windkraft gesetzt wird. Dass die Stromerzeugung dadurch grundlastfähiger wird, wird kein Experte beeiden. Die Windstromspitzen werden allerdings an Höhe gewinnen, ohne dass sie für uns – ohne Speicher – einen Nutzen hätten. Möglicherweise besteht auch der Plan, mit den Windstromspitzen den Mond unter Strom zu setzen. Und das wiederum erinnert an die Legende vom Turmbau zu Babel.

Die Legende sagt, dass das Turmbau-Vorhaben als Versuch der Menschheit gewertet wurde, Gott gleichzukommen. Wegen dieser Selbstüberhebung soll Gott den Turmbau unblutig zum Stillstand gebracht haben, indem er durch ein Wunder eine Sprachverwirrung hervorrief mit dem Ergebnis, dass das Turmbau-zu-Babel-Projekt scheiterte. Parallelen zum wirklichen Leben können nicht ausgeschlossen werden.

Bürgerreporter:in:

Friedrich Schröder aus Springe

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