Hinter die Kulissen geschaut

Die Vorstandsmitglieder der SG fanden den Opernbesuch spitze und erfuhren wie es hinter den Kulissen im Staatstheater in Hannover zu geht!
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Vorstand der SG hörte blutige Geschichten


Hinter die Kulissen der Niedersächsischen Staatsoper Hannover schauen durften gestern 25 Vorstandsmitglieder und ihre Angehörige der Sportgemeinschaft Letter 05. Um 15 Uhr ging es in der Staatsoper für die Teilnehmer Treppen rauf und runter durch das riesige Gebäude der Oper, das mehr als 1000 Mitarbeiter beschäftigt. Wussten Sie schon, dass die Staatsoper Hannover zu den größten Handwerksbetrieben Hannovers zählt?

Insgesamt werden über 40 Ausbildungsberufe beschäftigt. Tischler, Maler, Bühnenbauer, Elektroinstallateure, Maskenbildner, Tontechniker, Schneider, Kraftfahrer und viele andere finden hier ihren Wirkungskreis und sorgen in der Schauspielsaison für einen reibungslosen Ablauf, damit das Ensemble, der Chor, die Ballerinen und Schauspieler ins rechte Bild auf der Bühne gesetzt werden und die Zuschauer einen schönen Abend verbringen.

Die Bühnenbauer haben immer ordentlich zu tun, denn täglich zu Proben werden ganze Kulissen abgebaut, zum Lagern nach Bornum in das ehemalige Tengelmannlager gefahren und neues Equipment geholt und aufgebaut. Bis zu 100.000 Kilometer fahren die LKW´s der Staatsoper in der Spielsaison hin und her, da in der Oper kein Platz fürs Lagern der Kulissen vorhanden ist.

Über 1000 Scheinwerfer sorgen für die Beleuchtung auf der Bühne. Standstatisten, das sind meist ältere Damen und Herren mit viel Zeit, stehen zum Teil stundenlang auf der Bühne, um wie zum Beispiel in der Zauberflöte die rund 120 Lichtmomente mit über 200 Beleuchtungseinstellungen einzufangen, die dann abgespeichert werden und am Abend für eine stimmungsvolle Inszenierung sorgen. Die Ballerinen werden von der Seite mit Seitenstrahlern beleuchtet, damit sie keinen Schlagschatten werfen beim Tanzen. Wer also im knappen Tütü friert, huscht einfach hinter einen von den schwarzen Vorhängen, die beim Ballett im Saal hängen und wärmt seinen Popo am heißen Scheinwerfer, die im vollen ausgelasteten Zustand sicherlich den Energiebedarf von ganz Letter verbrauchen, vermutete der Opernführer.

Opern, Operetten, Ballett und auch Konzerte und natürlich auch der große Opernball, zählen zu dem Repertoire des Künstlerhauses, das bis zu 80 % subventioniert wird. Ohne Spenden, Sponsoren und Subventionen würde eine Opernkarte rund 120 € pro Besucher kosten. „Wenn Sie also regelmäßig in die Oper gehen und eine Karte für 40 € erwerben und wissen, dass diese eigentlich einen Wert von 120 € hat und der Rest bereits durch ihre Steuergeld bezahlt ist und sie dann weitere Karten kaufen, dann haben Sie bald ihre Steuern die sie gezahlt haben direkt zurück vergütet bekommen!“, witzelte der nette Herr vom Chor, der die Teilnehmer durch die Oper führte und nicht nur die Bühne zeigte, sondern auch die Chorgarderobe, Probensäle und vor allem den riesigen Fundus.

Dort hängen Tausende von Kleidern, Kostümen, Hüte und Accessoires. Es gibt einen stehenden und einen hängenden Fundus. Der stehende Fundus beherbergt immer alle Kostüme für ein Stück. Dort hängen zum Beispiel alle Kleider und Fräcke für die Aufführung von Don Carlos in einer Reihe. Ankleider und Schneider/innen, Wäscher , Färber sorgen dafür dass alles immer zu rechten Zeit zur Verfügung steht. Im hängenden sind die Kostüme, die zur Zeit nicht gebraucht werden und auch verliehen werden können. Die Fundusverwalter wissen genau wo was zu finden ist.

Eine witzige Geschichte hatte der Opernführer noch für seine Zuhörer aus dem Fundus parat. Gerade in den einzelnen Inszenierungen wird viel gestorben. In einem Stück hatte der Regisseur und Dramaturg angeordnet, dass der ganze Chor blutig sterben müsse. So wurden alle in weiß gekleidet und trugen rote Farbbeutel unter ihren weißen Kleidern, die alle zeitgleich platzen und Flecken auf den Stoffen verursachten. Bevor die Inszenierung startete wurden also Waschproben durchgeführt, welches rote Zeug, geht wieder aus der weißen Kleidung raus. Einzig und allein der rote Beete Saft der Firma Schneekoppe eignete sich für die Aufführung, denn nur dieser Saft ließ sich wieder rückstandslos auswaschen.

Die Staatsoper nahm also mit der Firma Kontakt auf und wollte den Saft ordern. Fläschchen weise nütze das nicht. Also stoppte kurzerhand die Produktion und es wurden unzählige Kanister für die Veranstaltungen der Oper abgefüllt und geliefert, damit der Chor dann auch richtig ausbluten durfte und auf der Bühne ordentlich alles voll tropfte. Damit die Sänger dann nicht nur noch nass und kalt auf der Bühne aktiv werden mussten, gab es natürlich die Kostüme für alle doppelt, ein weißes noch zu bekleckerndes Dress und ein trockenes mit Flecken. Was für ein Aufwand für eine scheußlich schöne Inszenierung. Wenn dann am Ende alles gut gelaufen ist, der Solist hoffentlich nicht seinen Text vergaß, was natürlich auch schon mal passiert ist und die Souffleuse nicht helfen konnte, da sie neuerdings nicht mehr in der Mitte der Bühne zu finden ist, sondern an der Seite, dann gibt es zum Schluss der Aufführung hoffentlich ordentlich Applaus. Dafür gibt es tatsächlich einen Applaus-Plan, wie könnte es auch anders sein. Auch das ist inszeniert, denn warum sollten die, die sich schon auf der Bühne bekriegt haben, am Schluss händchenhaltend, verbeugend auf der Bühne stehen, das führt womöglich zu Irritation, das will doch keiner.

Applaus gab es für so eine unterhaltsame Führung natürlich von den Letteranern für den Opernführer auch.

Vielen Dank an dieser Stelle an die Mitarbeiter der Staatsoper, die sich wirklich herzlich um uns kümmerten!

Bürgerreporter:in:

Jessika Zimmermann aus Seelze

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