Antwort auf einen Leserbrief im Rostocker Blitz

Die Gedanken sind frei

Mit Reaktionen auf meinen Leserbrief zur Tafel habe ich gerechnet, aber ich habe die Tafel als solches nicht verteufelt. Doch das gesellschaftliche System, das eine solche Tafel“bewegung“ hervorbringen muß, um die größer werdende Armut zu verschleiern, habe ich bewußt angeprangert. Dieser Zusammenhang scheint meinem Gegenpart entgangen zu sein und nicht zu berühren.
Woher, Herr R., nehmen Sie sich das Recht, mich 82-Jährigem mit m e i n e n Lebenserfahrungen als Moralapostel bezeichnen zu können und daher das Recht abzusprechen, m e i n Urteil über Gegenwärtiges zu äußern? Wohl ein bißchen zu viel des Rechts!
Der Bettler, dem Sie in der Breiten Straße das unwürdige Angebot machten, ihren Garten umzugraben, hat sich durch seine Ablehnung moralischer als Sie verhalten. Warum auch sollte er für einen Hungerlohn arbeiten, wenn dadurch seine Lage sich um keinen Deut verbesserte. Hier haben Sie gezeigt wie Sie denken.
Nun ist eben unser aller Horizont erlebensbedingt eingeengt, beschränkt, weil jeder die Geschehnisse, die Abläufe aus einem anderen Blickwinkel heraus betrachtet, weil jeder nur an seinem Fleck stand, als die fragliche Zeit der Geschichte Gegenwart war. Ich werde die Mängel der DDR nicht zu Markte tragen, weiß aber selbst um sie zur Genüge. Mein gelebtes Leben, wie das ungezählter anderer Bürger, ist nun mal im Gegensatz zu Ihrem mit der DDR verbunden.
Was die Armut angeht, die sich wie der Reichtum Weniger nicht nur in Deutschland immer mehr verstärkt, will ich zu den Ursachen etwas schreiben. Im Unterschied zu Ihnen, Herr R., habe ich den von Ihnen mir angeratenen Marx schon vor Jahrzehnten verinnerlicht und muß keine Textzeilen anführen.
Wie ich, haben auch Sie sicher bemerkt, mit dem Abgang der sozialistischen Staatengemeinschaft, genannt OSTBLOCK aus der Weltgeschichte, wurden neue Kriege mit Mio. Opfern angezettelt, sogenannte und mißliebige Herrscherstaaten in Südosteuropa, im arabischen Raum uns Asien mit gezielten Aktionen durch den Westen in Bürgerkriege verwickelt. Flucht, Vertreibung, Hunger, Unsicherheit und Elend von Mio. Menschen sind die Folge. Ursachen sind im Fehlen dieser Gegenkraft zu suchen, die zur Rückkehr des Kapitalismus ohne Hemmungen und zeitbedingte Rücksichtnahme, mit allen negativen Folgen für die Weltgesellschaften, auch zu einer fatalen Ökonomisierung und konsumorientierter Führung durch die USA führt.
Die Armut und der Hunger nehmen weltweit zu; Bildung und Gesundheitsfürsorge verschlechtern sich. Zur Verschleierung dieser Entwicklung wird das Wort GLOBALISIERUNG verwendet, um Menschen daran zu gewöhnen, es als gegeben und unabänderlich hinzunehmen. Es ist der ungehemmte und brutale Kapitalismus. Die T a f e l ist e i n Instrument zur Verschleierung der Ursache.

Bürgerreporter:in:

Hans Jürgen Grebin aus Rostock

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