83 Runibergun 530 - Widukinds Atlantis oder Annäherung an die Wirklichkeit?

Heimatbund Niedersachsen
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Neue Erkenntnisse des Heimatbundes zum wissenschaftlichen Streit um die Lokalität dieses Schlachtfeldes ergänzen die Artikel 66 "Widukinds Runibergun und 80 "Die Konkurrenten Runibergun/Runiberchen und Amplithi/Amplidi" auf dieser Website.
Zur Erinnerung
Diese sechs Chronisten berichten über den ersten Waffengang und die Lokalität:

1. Gregor von Tours, fränkische Texte ca. 570
Nach einer dreitägigen verlustreichen Schlacht wandten die Thüringer dem ersten Schlachtfeld den Rücken und flohen zur Unstrut.
2. Rudolf von Fulda, sächsische Texte ca. 850
Keine Angaben zur Lokalität, aber Hinweis auf die Teilnahme der Sachsen an den Kämpfen.
3. Widukind von Corvey, sächsische Geschichte 968
In Runibergun vor den Grenzen der Thüringer wurde drei Tage gekämpft. Am dritten Tag flohen die Thüringer über die Unstrut zur Burg Scheidungen.
4. Quedlinburger Annalen, sächsischer Text ca. 1000
Der Kampf fand im Marstemgau statt.
5. Ekkehardi chronikon universale, sächsischer Text 11. Jh.
Runibergun wird als erster Ort dieser Schlacht genannt.
6. Sächsische Weltchronik 13. Jh.
Gekämpft wurde zwei Tage in Runiberg, am dritten Tag flohen die Thüringer auf eine Burg Schidinge an der Unstrut.

Historiker wenden nun ein, das Widukind nicht aktuell berichtet sondern eine Nacherzählung liefert und jüngere sächsische Chronisten von ihm abgeschrieben haben.
Richtig ist, das Widukind zwar von einem Ereignis berichtet, das 400 Jahre zurück liegt, das aber die oben erwähnte knappe Angabe des Zeitzeugen Gregor zur Örtlichkeit mit der Lokalisierung des sächsischen Chronisten übereinstimmt. Ansonsten wechseln bei den späteren Chronisten die Ortsnamen, die im Marstemgau zu suchen sind von Runibergun zu Runiberg. Diese Tatsache spricht gegen ein notorisches Abschreiben.

Möglicherweise verdichten nun heraldische Erkenntnisse die Indizien für eine Identität Runiberguns mit Ronnenberg. Eine Ronnenberger Administration (Kirche und Gerichtshof belegt) resp. Ministerialen Familie von Ronnenberg haben im 13. Jh. das Wappen eines merowingischen Familienclans March d`Artois geführt, belegt durch das Amorial Wijnbergen, eine der ältesten Wappenrollen Mitteleuropas aus dem 13. Jh. Dann handelt es sich aber um ein merowingisches Erbe, augenscheinlich eine Hinterlassenschaft des Siegers von 530.
Da zu diesem Zeitpunkt die Straßenstation am Hellweg vor dem Sandforde bereits Jahrhunderte existierte, werden die Merowinger dort die Kontrolle der Straße (auch für den Nachschub) durch einen Administrator gesichert haben. Die Überlieferung von einem Königshof am Hellweg findet so eine erste Bestätigung.

Eindeutig belegt ist allerdings, das Ronnenberg bereits in der Spätlaténezeit bewohnt war mit einer durchgängigen Siedlungskontinuität ab der Zeitenwende und die Namenforschung (Prof. Udolph) die Entstehung des Ortsnamens in die Indogermanische Zeit verlegt.

Damit ist das Hauptargument hannoverschen Kritiker, das der Ort Ronnenberg im
6. Jh. noch gar nicht existierte, ad absurdum geführt. Konkret war Ronnenberg zum Zeitpunkt der in Rede stehenden Schlacht bereits Jahrhunderte als Ort bewohnt.

Da als letzter Beweis die archäologische Bestätigung fehlt, weil man irriger Weise glaubte, im Calenberger Land auf Grabungen verzichten zu können, bleibt es bis auf weiteres bei der Ersterwähnung Ronnenbergs 968 als Runibergun durch den Zeitzeugen Widukind.

Mit archäologischen Datierungen wartet zwar Prof, Dr. Wenskus, Uni Göttingen in dem aktuellen „Lexikon des MA“ auch nicht auf aber immerhin erläutert dieser Mediävist und renommierte Experte der sächsischen Geschichte in seinem Beitrag dezidiert, warum die erste Schlacht nicht an der Unstrut sondern in Ronnenberg stattfand.

Karl-Fr. Seemann

Bürgerreporter:in:

Karl-Fr. Seemann aus Ronnenberg

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