Floating Piers am Iseosee --- Neuestes Werk vom Verhüllungskünstler Christo

59Bilder

Die "Floating Piers" vom Verhüllungskünstler Christo sind gerade wohl eines der beliebtesten Fotomotive Italiens. Die schwimmenden Stege haben bereits mehr als 300 000 Besucher an den Iseo-See in Norditalien gelockt. Auch aus dem Weltraum sind die Stege gut zu sehen.
Die sehr iyllische Region um den Iseosee ist dem Andrang kaum gewachsen, Tausende Menschen sitzen am Bahnhof der Stadt Brescia fest, warten auf die Schiffs- oder Busverbindung. Alle wollen das Christo-Kunstwerk sehen. Bereits nach wenigen Tagen waren schon fast so viele Besucher da, wie insgesamt erwartet worden waren ......

Christo geb. am 13. Juni 1935 in Gabrovo in Bulgarien - am selben Tag kam seine spätere Lebensgefährtin/Frau Jeanne-Claude in Casablanca zur Welt. 1958 lernten sie sich kennen und lieben, bereits drei Jahre später machten sie in Köln mit einem verhüllten öffentlichen Gebäude und gestapelten Ölfässern von sich reden. Auch der verpackte Reichstag 1995 ist uns allen noch gut in Erinnerung ....
Dieses gemeinsame Projekt - bereits schon vor 40 Jahren geplant - wollte Christo noch unbedingt fertigstellen - zu Ehren seiner verstorbenen Frau. Lange suchte er nach einem geeigneten Platz: Amerika und Tokio verweigerten die Genehmigung ..... Auch in Italien ging nicht alles reibungslos: Erst kurz vor dem Aufbau kam die erlösende Nachricht über die offizielle Genehmigung .....

Die Installation auf dem Iseosee finanziert Christo selbst: rund 15 Millionen Euro werden durch Verkäufe von Original-Zeichnungen und -Collagen, durch Reproduktionen, Fotorechte und Bücher erwirtschaftet. Erstaunlich, dass KEIN EINTRITTSGELD verlangt wird. Natürschützer werden zum Schweigen gebracht mit der Tatsache, dass die „Floating Piers“ werden vollständig abgebaut und recycelt werden.

Seit der Eröffnung am Samstagmorgen geht es nicht etwa um einen im See installierten Steg, sondern um eine im Wasser schwimmende Wegstrecke – mit ihr über einen Korridor, der den See teilt, ohne dass die Wassermassen über dem Stegnutzer zusammenschlagen; ein weiteres biblisches Motiv, neben dem Wandeln übers Wasser. Christo soll gesagt haben, bei den „Floating Piers“ könne es einem so gehen wie beim Begehen eines Walrückens. Wie auch immer, das Betreten des Stoffs, eines sehr fest gewirkten Stoffs, kommt daher einer Fußmassage gleich ......

Dass viele Menschen sein neuestes Werk sehen, bestaunen und begreifen/ berühren/ darauf laufen wollen war klar, aber mit einem solchen Ansturm hatte man doch nicht gerechnet.
Der 81-jährige Christo und sein Team haben drei Kilometer lange Stege vom Ort Sulzano auf die vorgelagerte Insel Monte Isola und von dort zu dem kleineren Eiland San Paolo verlegt. Sie sind aus 220.000 Schwimmwürfeln zusammengesetzt und mit einem leuchtend gelben Stoff bezogen – und sollen das Gefühl vermitteln, über Wasser zu wandeln. Auch für die Sicherheit wurde - so weit das möglich war - gesorgt, Boote flankieren den Weg und auch auf dem Floating Pier achtet man darauf, dass keiner ins Wasser fällt.

Wo auch immer der Künstler in den letzten Jahrenzehnten mit seinen Installationen in die Natur eingegriffen hat, stets ging es ihm/ihnen darum, "....ihr eine anderes Bild zu geben". Das Künstlerehepaar hat sich nie in Debatten über die Ästhetik der Natur eingemischt : ..... "es muss keinen Sinn haben .... aber es ist einfach SCHÖN " ..... so argmentierten sie: Dies konnte man erkennen in den fast 40 Kilometer langen „Running Fences“ 1976 in den Bergen nördlich von San Francisco, oder bei der Verhüllung eines Küstenabschnitts, südöstlich von Sydney.......
Schon 1971 wollten Christo und Jeanne-Claude auf dem Rio de la Plata eine Stegstrecke verlegen, wie auch 1996 in der Bucht von Tokio. Beides blieb ein Traum........

Es ist sicher, wenn das Wetter mitspielt, so dass die orangen Stege ihre Wirkung entfalten können - als Laufsteg oder wie ein Strand - das Kunstwerk wird wieder Tausende (so wie auch mich) in den Bann ziehen. Genau auf der Mittelachse läuft er auf eine Villa im See zu, auf das Eiland San Paolo, das seit Generationen im Besitz der Waffenherstellerdynastie Beretta ist. Aber wer denkt in diesem Moment an Waffen ..... Erwähnenswert ist zumindest, dass die Familie ihr Einverständnis gegeben hat, eine gewisse Zeit lang von vielen Menschen umgeben zu sein .....
Vom Steg und von der Villa aus kann man auch ein unschönes Zementwerk am Westufer sehen. Zugleich aber hat man einen schönen Blick auf Monte Isola, darauf eine alte Ritterburg auf einem Felsvorsprung und auf eine Kirche ca. 600 Meter hoch. Die Monte Isola ist die am höchsten aus einem See aufragende Insel in Italien.

Bürgerreporter:in:

Gertraud Zimmermann aus Rain

following

Sie möchten diesem Profil folgen?

Verpassen Sie nicht die neuesten Inhalte von diesem Profil: Melden Sie sich an, um neuen Inhalten von Profilen und Orten in Ihrem persönlichen Feed zu folgen.

Folgen Sie diesem Profil als Erste/r

12 Kommentare

online discussion

Sie möchten kommentieren?

Sie möchten zur Diskussion beitragen? Melden Sie sich an, um Kommentare zu verfassen.

add_content

Sie möchten selbst beitragen?

Melden Sie sich jetzt kostenlos an, um selbst mit eigenen Inhalten beizutragen.