Foto-Rundgang auf dem alten Friedhof hinter der Bahn – Grabkultur in Peine

Peiner Plan von 1787, im Zentrum der Kirch-Hof
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Die ältesten, städtischen Belege in Form von Grabsteinen in der Stadt Peine finden sich als durchgehend in sekundärer Lage gesetzte Spolien an der heutigen Peiner Jakobikirche, die man Ende des 19. Jahrhunderts an der Stelle eines älteren Vorgänger-Baus errichtet hat. Diese Steine stammen noch aus dem bewegten Zeitalter des 16.-17. Jahrhunderts.

Kirch-Hof = Friedhof

Für die rezenten Grabmale auf dem sogenannten alten Friedhof hinter der Bahn läßt sich eine Belegung bis um 1900 erkennen. Die einstige St. Georg Kapelle steht dort jedoch nicht mehr. Die Zeit der Errichtung dieses Friedhofes ist nicht geklärt; Ende des 18. Jahrhunderts wird das Areal jedoch auf einem alten Stadtplan schon als „Kirch Hof“ bezeichnet.

Stichwort: Kirchenfriedhof

Unmittelbar um den sakralen Kirchenraum, oftmals auf geweihten Areal, wurden eigentliche Friedhöfe – damals „Kirchhof“ genannt - angelegt. Naturgemäß lagen solche in der gesellschaftliche Mitte der Gemeinschaft (Stadt / Dorf /Flecken). Den Heiligen und ihren Reliquien wurde eine Wirkung durch die Mauern auf den Kirchhof hinaus zugesprochen. Der Sakralbereich des Kirchhofs war oft mit einer Mauer umfriedet. Außerhalb der Stadtmauern fanden Verstorbene ihren Platz in ungeweihter Erde, wenn der Verstorbene exkommuniziert oder kriminell gewesen war, oder einfach nur einen zu niedrigen Stand hatte. Bettler, Gaukler und Schauspieler hatten beispielsweise keinen Platz auf geweihten Kirchhöfen.
Besonders in Krisen- und Seuchenzeiten ergaben sich wegen der oft täglichen Öffnung und Schließung von Massengräbern in den städtischen Zentren jedoch erhebliche hygienische Probleme. Einzelgräber waren dann eine seltene Ausnahme. Die Bestattung in geweihten Massengräbern war die Regel, nicht zuletzt aus Platzgründen.
Infolge der durch das Bevölkerungswachstum verursachten Überbelegung der innerstädtischen Kirchhöfe und bedingt durch die Reformation begann im Laufe des 16. Jahrhunderts die Ablage der Leichen außerhalb der Stadtmauern. Der alte Friedhof an der Bahn in Peine dürfte als Beispiel für diese Vorgehensweise zu sehen sein. Marktkirchen gibt es durchaus in Deutschland. Sie sind jedoch meist spätere Gründungen aus evangelischer Motivation, häufig im 19. Jahrhundert erbaut.

Bestattungsplätze im Mittelalter

Friedhöfe aus mittelalterlicher Zeit haben sich in Deutschland nicht erhalten. Bestattungen wurden auf dem Land schon immer um die Kirche herum vorgenommen und als Kirchhof bezeichnet. Da sie meist durch niedrige Mauern eingefriedet waren, entstand daraus der moderne begriff Friedhof. In der Stadt wurden sie anfangs nur um die Pfarrkirche angelegt, später aber, als die Bevölkerungsanzahl wuchs, wurden sie auch um die übrigen Kirchen angelegt. Die Anlage innerstädtischer Friedhöfe wurde später aufgegeben: Zentrale Friedhöfe außerhalb der Stadtmauern, die vom Standort einer Kirche unabhängig waren, wurden vereinzelt bereits zur Renaissance, verstärkt ab 1750 und im Verlauf des 19. Jahrhunderts dann flächendeckend geschaffen.
1766 bildet der Gartenplan von Carl Schönejahn erstmals den neuen Kirchhof mit Kapelle und Grabkreuzen ab. Schriftlich belegt ist jedoch schon für 1669 eine dort gehaltene Grabrede eines der gerade erst aus Hildesheim eingetroffen Kapuziners.
Die Deichmannkarte von 1787 zeigt erstmals wieder den neuen Kirch Hof mit St. Georgi-Kapelle zwischen Gröpern und Wohrt; auf einem unwesentlich älteren Plan sind hier Gärten verzeichnet; wohl ein Fehler.

Die Wohrt - Warft - Wurt - Ward - Eine Anhöhe von der Fuhse umspült

Der Begriff „Wohrt“ bedeutet alt: böse, schlecht oder aber auch abgeschliffen „Ward“, die alte Bezeichnung einer Flußinsel!
Der Abriß der Kapelle am Friedhof hinter der Bahn erfolgte 1816 auf Verkauf des Materials zu Gunsten der maroden Stadtkirche.
Viele hohe Peiner Persönlichkeiten haben dort ihre letzte Ruhestätte gefunden. Das historische Gelände ist nunmehr ein Park und wird überwiegend als Hunde-Klo genutzt.
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