Die Hildesheimer Börde – Kornkammer der römischen Besatzer?

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In der heutigen Börde-Region dominieren Mais, Zuckerrüben und Kartoffeln das Landschaftsbild auf den fruchtbaren Böden. Das jedoch sind moderne Kulturpflanzen, die vor rund 2000 Jahren hier noch nicht vorhanden waren. Als sich Varus mit seinen Legionen bemühte die germanischen Stämme zu unterwerfen, hat er in der Gegend um Hildesheim prachtvolle Äcker vorgefunden, die mit Getreide bestellt waren. Dass er das Gebiet um Hildesheim regelmäßig frequentierte, legt ein neu entdecktes Römerlager südlich von Hannover, also etwa 25 Km nördlich von Hildesheim nahe. Es wurde im Zeitalter des Augustus genutzt, Münzfunde mit Prägestätten in Südfrankreich, dem ehemaligen Machtbereich des Varus, stellen eine weitere Verbindung zu dem tragisch gescheiterten Hoffnungsträger Roms dar. Experten vermuten eine kurzfristige Belegung des Lagers mit etwa 20 000 Personen, was 2 Legionen mit Hilfstruppen und Troß entspräche. Ungewöhnlich stark war dafür jedoch die Befestigung aus Spitzpfählen und Toranlagen; das und die besondere Lage am nördlichen Ende des Cheruskergebietes könnten als Einrichtungszeitraum eine Krisensituation denkbar machen.
Die Böden der Börde hatten schon vor etwa 7000 Jahren die Bauern der Jungsteinzeit angelockt, sie siedelten erfolgreich in der Region. Die neuen, römischen Besatzer aber waren vermutlich oft „unterwegs“ im freien Germanien um die römischen Strukturen unter den Barbaren (jeder Nicht-Römer) zu festigen. Die Legionen brauchten daher ständig Proviant; die Legionäre bereiteten sich täglich in einer Reibschale einen Brei aus Korn und Wein, daher war man diesbezüglich auf größere Mengen von Getreide angewiesen. Das heutige Tunesien war einst die Kornkammer Roms, wenn die Lieferungen stockten gab es Tumulte in der Stadt. „Brot und Spiele“ ist ein überliefertes Motto, welches die römischen Machthaber lenkte. Unter den Legionen des Varus hätte eine Rebellion wegen Proviant-Mangel wohl sicher fatale Folgen gehabt.

War die Hildesheimer Börde die Kornkammer der römischer Besatzer?

Römische Strafexpeditionen gegen die unbequemen Germanen waren in der späteren Kaiserzeit üblich. Felder wurden niedergebrannt und das Vieh geraubt, auch wurden die Einwohner versklavt. Varus aber war mit einer anderen Mission beauftragt, er sollte die Barbaren romanisieren. Der Grabungsbefund Waldgirmes deutet an, wie ernsthaft die Bemühungen waren das freie Germanien einzugliedern. Hier bestand fast 30 Jahre eine römisch-germanische Stadt mit allen Standards der römischen Kultur.
Wie aber werden Varus und seine Berater auf die fruchtbare Gegend um Hildesheim reagiert haben, wenn sich das Korn auf den Feldern erntereif im Wind wog? Es gab seinerzeit kaum Versorgungs-Alternativen in der Gegend. Westlich von Hildesheim begann das unwegsame, kaum besiedelte Bergland, welches die Römer möglichst mieden. Östlich, ab der Gegend des heutigen Peine erstreckten sich bereits die kargen Sandböden der sogenannten Lüneburger Heide.

Der Verrat des Arminius

Funde von Merkurstatuen in Hildesheim und entlang der B1 sprechen von guten Handelsbeziehungen zwischen Römer und Germanen. Das Potential der Börde dürfte auch die neuen Besatzer begeistert haben. Man wird sich vermutlich alsbald mit den Stammesfürsten arrangiert haben hinsichtlich der Versorgung der Legionen. Ebenso wie sein Bruder Flavus diente Arminius als Führer germanischer Verbände längere Zeit im römischen Heer und wurde so mit dem römischen Militärwesen vertraut. Dennoch schlug sein Herz offenbar für die besetze Heimat, denn er brach mit dem ehemaligem Kumpane (cum pane = mit dem ich mein Brot breche) Varus. Dieser war sicher nicht der Versager zu dem ihn die spätere römische Geschichtsschreibung erklärte. Er hatte in seiner Laufbahn durchaus Härte bewiesen, wie groß muss also der Schmerz gewesen sein, als er realisierte, dass sein Tischgenosse Arminius ihm in den Rücken gefallen war und mit römischer Taktik 3 Legionen im Raum Kalkriese vernichtete? Vorwarnungen hatte es aus dem Umfeld seiner Berater gegeben, die jedoch hatte Varus ignoriert. Wenn wir davon ausgehen, dass Armin der Cherusker ein eben solcher und deren Anführer in Zuge der Ereignisse um das Jahr 9 war, wo hat er dann „gewohnt“? Vermutlich weilte eine derartige Persönlichkeit doch im Zentrum seines Stammesgebietes, also im Raum Hildesheim!

Um Hildesheim lag das Kernland der Cherusker

Ein anderer Aspekt, der der Gegend um Hildesheim einen wichtigen Schwerpunkt setzt ist die Frage der „Furtenkontrolle“. Diese betrifft wiederum die alte Verbindung von Westen nach Osten, die heutige B1. Viele römische Importe sind entlang dieser Route schon gefunden worden. Der Innerste-Übergang war ein wichtiger Bereich, der sicher stets besonders bewacht wurde. Auf um endende Orte ballen sich im Raum Hildesheim; folgen kurz der B1 und der A7; beides uralte Verbindungen. Sie sind wie in anderen römischen Provinzen ursprünglich aus der frühen römischen Kaiserzeit benannt. Die Karte berücksichtigt dabei nur noch die rezenten Orte; weitere längst aufgelassene Siedlungen sind denkbar, wie auch abgeschliffene Ortsnamen die heutzutage auf en enden, wie z.B. Schellerten. Hildesheim könnte ursprünglich Hildensum geheißen haben, wenn man eine Ortsgründung in der römischen Kaiserzeit annimmt.

War Hildesheim ein Römerlager?

Das Lager bei Wilkenburg stand an der nördlichen Spitze des Gebietes; eine Bewegung der Truppen aus Süden kommend ( Lager Hedemünden?) ist daher anzunehmen. Errechnete Marschleistungen römischer Legionen von maximal 30 Kilometer pro Tag rücken wiederum den Süden Hildesheim als mögliches Römerlager ins Licht. Dort ungefähr war am Galgenberg der Silberfund deponiert, deren Stücke laut Kunsthistorikern bekanntlich gleichfalls in Süd-Frankreich gefertigt worden seien sollen.

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