Junger Vater aus Neuwied schenkt Blutkrebspatient Hoffnung

30-Jähriger Vater spendet bei der Stefan-Morsch-Stiftung Stammzellen für fremden Leukämiekranken.
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Daniel Weinberg hat vor fast einem Jahr eine Entscheidung getroffen, die heute einem todkranken Menschen das Leben retten kann. Der Industriekaufmann aus Neuwied hat sich bei der Stefan-Morsch-Stiftung als Stammzellspender registrieren lassen. Jetzt zeigt sich wie wichtig diese Entscheidung war. Daniel Weinberg hat keine Ahnung, wie dieser Patient heißt, er weiß nur: Dieser Mensch hat Leukämie und ohne die Hilfe des 30-Jährigen hat er keine Chance, den Blutkrebs zu besiegen.

Jedes Jahr erkranken allein in Deutschland etwa 11 000 Menschen an bösartigen Blutkrankheiten wie etwa der Leukämie. Reicht die Behandlung mit einer Chemotherapie oder Bestrahlung nicht aus, ist die Übertragung gesunder Blutstammzellen die einzige Hoffnung auf Leben. Die ist aber nur möglich, wenn sich ein passender Stammzell- bzw. Knochenmarkspender zur Verfügung stellt, der die gleichen genetischen Merkmale hat, wie der Patient.

Nahezu täglich sind Teams der gemeinnützigen Stiftung bundesweit unterwegs, um über das Thema Hilfe für Leukämie- und Tumorkranke aufzuklären - auch in Kooperation mit dem DRK Blutspendedienst West. Im Juli 2014 ließ sich Daniel Weinberg bei einer Blutspende in Neuwied auch als Stammzellspender registrieren. Typisierung lautet der Fachbegriff. Dabei wird ein Fingerhut voll Blut oder eine Speichelprobe genommen. Seit dem ist der junge Vater bei der ältesten Stammzellspenderdatei Deutschlands als potenzieller Spender registriert.

Daniel Weinberg geht regelmäßig zur Blutspende: „Weil ich gerne anderen Menschen helfen möchte, ließ ich mich auch als Stammzellspender registrieren.“ Dafür wurde ihm einfach ein Röhrchen mehr Blut abgenommen – gerade so viel, wie in einen Fingerhut passt. Im Labor wurden seine Gewebemerkmale bestimmt und gespeichert. Seitdem stehen sie anonym im deutschen Zentralregister (ZKRD) in Ulm, wo sie mit denen der Patienten weltweit verglichen werden können. Im Januar dann der Volltreffer. „Ich hätte nicht damit gerechnet, dass es so schnell geht“, denkt Daniel Weinberg, nach dem ihn die Stiftung darüber informiert. Klar, dass er hilft: „Für eine mögliche Spende habe ich mich schon bei der Typisierung entschieden.“

Auch beruflich setzt er sich dafür ein, Leben zu retten. Der Industriekaufmann arbeitet als strategischer Einkäufer bei der Firma Skylotec in Neuwied. Diese bietet ein umfassendes Sortiment für die persönliche Schutzausrüstung gegen Absturz (PSAgA) und für permanente Absturzsicherung: Gurte, Seile, Karabiner, Abseilgeräte und Rettungsgeräte, Höhensicherungsgeräte, horizontale Anschlageinrichtungen, Steigschutzleitern, Anschlagpunkte, Schutzbekleidung und vieles mehr.

Nach Feierabend ist er ganz für seine Frau und seinen acht Monate alten Sohn Fynn da: „Er hat schon sieben Zähne“, erzählt er strahlend. „Wenn er sich irgendwo festhalten kann, stellt er sich auch hin und macht erste Gehversuche.“
Bevor Daniel Weinberg spenden darf, muss er zur Voruntersuchung. Dort wird zur Sicherheit des Spenders abgeklärt, ob er ganz gesund ist. Und er wird komplett über die Chancen und Risiken, aber auch über den Ablauf der Spende aufgeklärt.

Die Stammzellen befinden sich im Knochenmark. Um sie zu übertragen, gibt es zwei Möglichkeiten: Bei der klassischen Methode - der Knochenmarkspende – punktieren die Ärzte den Beckenknochen des Spenders – niemals das Rückenmark. Dieser Eingriff dauert zirka eine Stunde. Die Entnahme peripherer Stammzellen aus dem Blut, die sogenannte Apherese, ist die zweite Variante. Die funktioniert ähnlich wie eine Plasmaspende oder Dialyse. Dazu wird dem Spender einige Tage lang ein körpereigener Botenstoff verabreicht, der die Stammzellen aus dem Knochenmark in das Blut übergehen lässt. In einer Entnahmestation werden dann die Stammzellen aus dem Blut herausgefiltert. Der Industriekaufmann hat sich für die Apherese entschieden. Das bedeutete aber auch, dass er sich ein paar Tage vorher spritzen musste. Bei der ersten Spritze hat ihm noch seine Frau geholfen: „Sie ist Altenpflegerin in Elternzeit und hat sich gefreut, dass Sie mal wieder spritzen darf“, scherzt er. Nach der Stammzellentnahme ist er wieder ganz fit: „Alles ist sehr gut gelaufen. Ich hatte keine großartigen Schmerzen. Und die Mitarbeiter waren sehr nett und haben sich gut um mich gekümmert.“ Er hofft: „Dem Patienten soll es bald besser gehen. Ich hoffe, dass die Stammzellen helfen.“

Die drei wichtigsten Fragen zur Typisierung:

Wie und wo kann man sich typisieren lassen?
Die aktuellen Termine für die Typisierungsaktionen der Stefan-Morsch-Stiftung findet man auf der Homepage. Zudem gibt es dort auch die Möglichkeit, sich online registrieren zu lassen. Über den Button „Online-Registrierung“ auf der Startseite kann man, die Einverständniserklärung ausfüllen und sich ein Entnahmeset zuschicken lassen. In dem Päckchen ist das entsprechende Material, um sich bei seinem Hausarzt eine kleine Blutprobe entnehmen zu lassen oder eine Speichelprobe durchzuführen. Dieses Päckchen wird einfach an die Stefan-Morsch-Stiftung zurückgesendet.
Jeder gesunde Erwachsene zwischen 18 und 40 Jahren kann kostenlos als Stammzellspender registriert werden. Freiwillige die älter sind als 40 Jahre und Frauen mit mehr als zwei Schwangerschaften sollten sich vorab auf der Internetseite der Stefan-Morsch-Stiftung (www.stefan-morsch-stiftung.de) informieren. Dort lassen sich auch weitere Ausschlusskriterien nachlesen. Info: Stefan-Morsch-Stiftung, gebührenfreie Hotline (08 00 - 766 77 24)

Warum kooperiert die Stefan-Morsch-Stiftung mit dem DRK-Blutspendedienst West?
Der überwiegende Teil der Empfänger von Bluttransfusionen sind heute Patienten mit bösartigen Erkrankungen: Kinder, Jugendliche und Erwachsene, die beispielsweise an Blutkrebs (Leukämie) erkrankt sind. Dies hängt neben der eigentlichen Erkrankung insbesondere mit der modernen Chemotherapie zusammen. Diese Chemotherapie führt in vielen Fällen zu einer vorübergehenden Unterdrückung der körpereigenen Blutbildung im Knochenmark (Aplasie). Daher sind Patienten in diesen kritischen Behandlungsphasen auf lebenswichtige Blutübertragungen angewiesen. Viele moderne und heilende Behandlungsverfahren, gerade im Kampf gegen Krebs, können nur durchgeführt werden, wenn für diese Patienten genügend Blut zur Verfügung steht. So helfen Blutspenden auch über die Wartezeit hinweg, die es dauert, um beispielsweise einen passenden Stammzellspender zu finden, wenn eine Transplantation erforderlich ist.

Können Stammzellspender den Patienten kennenlernen?
Unter Beachtung datenschutzrechtlicher Bestimmungen ist ein Treffen zwischen Spender und Empfänger nach Ablauf von zwei Jahren möglich, wenn beide damit einverstanden sind. Außerdem kann der Spender, soweit der Patient damit einverstanden ist, auch nach der Stammzelltransplantation über den Zustand des Patienten informiert werden. Aber: Leider ist die Gesetzgebung in diesem Bereich von Land zu Land verschieden und eine Kontaktaufnahme zwischen Spender und Empfänger kann nur erfolgen wenn die nationalen Gesetze der Herkunftsländer dies erlauben. In vielen Ländern ist die Kontaktaufnahme aber nach wie vor erlaubt, unter anderem auch in Deutschland und den USA.

Die Stefan-Morsch-Stiftung mit Sitz in Birkenfeld ist die älteste Stammzellspenderdatei Deutschlands. Unter dem Leitmotiv “Hoffen – Helfen – Heilen“ bietet die gemeinnützige Stiftung seit 1986 Hilfe für Leukämie- und Tumorkranke. Hauptziel der Stiftung ist, Menschen zu werben, sich als Stammzellspender registrieren zu lassen. So werden täglich Stammzell- oder Knochenmarkspender aus der stiftungseigenen Spenderdatei von mehr als 400 000 potentiellen Lebensrettern weltweit vermittelt. Die Stiftung ist Mitglied der Stiftung Knochenmark- und Stammzellspende Deutschland (SKD).

30-Jähriger Vater spendet bei der Stefan-Morsch-Stiftung Stammzellen für fremden Leukämiekranken.
Unter der gebührenfreien Hotline 0800 - 76 67 724 sind Mitarbeiter der Stefan-Morsch-Stiftung erreichbar.
Bürgerreporter:in:

Annika Zimmer aus Birkenfeld

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