Ribbeck

Straßenseite des Herrenhauses in Ribbeck (Nauen), 2014.
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  • Straßenseite des Herrenhauses in Ribbeck (Nauen), 2014.
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Fuhr man früher in der Fortsetzung der B5 auf der Interzonenverbindung von Lauenburg in Schleswig-Holstein nach Berlin, so durchquerte man auch das liebliche Havelland. Rund 30 km vor der Berliner Stadtgrenze erreichte man das Dörfchen Ribbeck, das heute zur Stadt Nauen gehört.

Ribbeck - da hatte man doch in der 6. Klasse Theodor Fontanes aus dem Jahre 1889 stammendes Gedicht vom "Herrn von Ribbeck auf Ribbeck im Havelland" gelernt... Wie gerne hätte man angehalten und einmal nachgesehen, ob es den berühmten Birnbaum noch gab in dem staubig-grau wirkenden Dörfchen. Doch, das war streng verboten. Gehalten werden durfte nur verkehrsbedingt oder wenn ein Vopo die Kelle hob, etwa um zu fragen, was wohl das große S am Straßenrand bedeutete (ein DDR-Straßenschild zur Kennzeichnung einer innerörtlichen Schnellstraße, auf der man 60 statt 50 km/h fahren durfte).

Nun, da sich die Zeiten geändert haben, habe ich mir auf der Rückfahrt von Hinterpommern Ribbeck einmal ansehen können. Vorher, beim Besuch der Stadt Nauen, war ich von einer Einwohnerin schon vorgewarnt worden: In Ribbeck wohne wieder die Familie von Ribbeck; die alten Vorwende-Tiraden von den Adligen, die sich um nichts kümmerten, aber vom Volk aushalten ließen, wurden da vorgetragen. Um es vorweg zu nehmen: Nichts von alledem hat sich vor Ort bewahrheitet.

Das Dorf Ribbeck selbst präsentierte sich im schönsten Sonnenschein. Neu angelegte große Parkplätze belegen, dass dort zeitweise ein reges touristisches Interesse herrschen muss. Unweit der B5 ragt das ehemalige Herrenhaus als ein gelb gestrichenes Unikat aus dem Kranz der niedrigen ländlichen Bauten hervor. Anders als in Nauen behauptet, gehört es dem Landkreis und beherbergt heute ein Museum sowie ein gehobenes Restaurant. In der Halle empfängt den Gast die Büste Theodor Fontanes (1819-1898), der den Namen Ribbeck über die Grenzen Deutschlands bekannt gemacht hat. Man findet dort auch ein aus 'sozialistischer Zeit' stammendes Wandkunstwerk, das die Geschichte von den Ribbeck'schen Birnen auf eine ganz eigene Weise interpretiert: Dargestellt ist ein feister Adliger mit Säbel und einem Dreispitz auf dem Kopf, der eine Birne isst. Zu seinen Füßen knien hagere Kinder, die bittend ihre Hände aufhalten. Ein zweites Motiv zeigt "werktätige" Bäuerinnen, die Kinder aus vollen Birnenkörben versorgen. Ein aussagekräftiges Kunstwerk, geschaffen für das Alten- und Pflegeheim, das sich von 1956-2004 in dem ehemaligen Herrenhaus befand.

Theodor Fontane zeigte sich das Herrenhaus noch nicht in seiner jetzigen hoch aufragenden Form. Zu seiner Zeit war das Gebäude nur einstöckig gewesen. Das von ihm so bezeichnete 'Doppeldachhaus' trug wahrscheinlich kein Krüppelwalmdach, wie heute vermutet wird sondern wohl ein Mansarddach, das eher wie ein "Doppeldach" wirken würde.

Und der Birnbaum? Den Birmbaum gibt es wirklich neben der Kirche beim Gutshaus. Allerdings ist es bereits das dritte Exemplar. Das Original brach 1911 in einem Sturm ab. Sein Stumpf wird in der Kirche aufbewahrt. Im Garten des Herrenhauses stehen in einem Halbrund verschiedene Sorten von den Bundesländern gestifteter Birnbäumchen. Die wieder im Dorf ansässige Familie von Ribbeck hat den Betrieb der alten Gutsbrennerei fortgesetzt, in dem aus Birnen Essig gewonnen wird. Die Familie kehrte zurück, obwohl sie von den Nationalsozialisten gegen Kriegsende enteignet worden war und nach der Wende ihren Besitz nicht wieder zurück erhielt. Allerdings wurde eine Entschädigung gezahlt, die es erlaubte, einen Teil des ehemaligen Eigentums wieder zu erwerben.

Fontanes berühmtes Gedicht, gelesen vom augenblicklichen Familienoberhaupt derer von Ribbeck finden wir bei youtube:

https://www.youtube.com/watch?v=dGCbAC2HunI

Bürgerreporter:in:

Peter Perrey aus Neustadt am Rübenberge

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