Das "alte" Neustadt und sein Capitol

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Seit meinem dritten Lebensjahr wohne ich in Neustadt am Rübenberge und ich liebe diese Stadt.
1956 zog meine Familie nach Neustadt, gewohnt haben wir in der Schulstrasse, in einer 2 Zimmer Dachgeschosswohnung mit zwei Geschwistern und den Eltern.
Unten war die Schusterei Voss mit kleinem Laden unweit des Hausschlachters Rössig und dem Fahrradhändler Bormann, gegenüber der alten Kreissparkasse Neustadt a. Rbge.
Mein Vater arbeitete als Dekorateur im Kaufringhaus Hibbe, meine Mutter, Krankenschwester Elsa im alten Krankenhaus Theresenstrasse.
Mein Spielgebiet war der , zu der Zeit noch offene, alte Bunker an der Liebfrauenkirche.
Unser Stöber- und Klettergebiet, der Amtsgarten mit dem misteriösen, eingemauertem Kind und den geheimnissvollen Katakomben, sowie der
Erichsberg.
Am Erichsberg gab es ab 1953 ein neues Kinogebäude, das Capitol ein Saal mit 428 Sitzen und einer Bühne (8x10m).
Diese Gebäude löste das in die Jahre gekommene Konkurrenzkino am Hotel „Stern“, das Sternkino (Tonfilm – Lichtspiele) ab.
Meine erste Berührung mit der Welt unseres Capitol Kinos war 1962, als ich als 9 jähriger dort Karl Mays „Der Schatz am Silbersee“ sehen durfte.
In den Hauptrollen, neben dem bereits früh verstorbenen Lex Barker, (+1973),der erst jetzt verschiedene Pierre Brice.(+6. Juni 2015)
Im darauffolgenden Jahr 1963 sah ich dort „ Könige der Sonne“, ein Mayaabenteuerfilm mit Yul Brunner ( + 1985) in der Hauptrolle. Der Eintritt kostete 50 Pfenninge.
Wenn man noch klein genug war, konnte man sich unterhalb des Sichtfensters der Kartenausgabe am Kontrolleur vorbeimogeln.
Bei der Kinovorstellung am Nikolaustag gab es für jedes Kind eine Schokolade zur Eintrittskarte dazu.
Als die Kreissparkasse Neustadt noch nicht die Sparkasse Hannover war, gab es im Capitol einmal jährlich die „Kreissparkassen Revue“, ein buntes Kesseltreiben aus Show, Musik und Gesang, akrobatische Vorführungen und einer Tombola.
An die Eintrittskarten war immer sehr schlecht heranzukommen. Sie wurden später, so wie heute beim kleinen Fest im großen Garten, verlost.
Bei der Tombola gab es allerhand Sach und Geldpreise zu gewinnen.

Auch Lou van Burg ,genannt „Mister Wunnebar“ (+ 1986), ein Spitzenshowmaster seiner Zeit, im Fernsehen bekannt durch seine Strassenfegerschow „Der goldene Schuß“ gehörte u.a. zu den Moderierenden.
Einmal fiel das Klavier für die am nächsten Tag stattfindende Revue aus und in der Stadt sprach sich schnell herum, dass meine Mutter, die Krankenschwester Elsa ein ganz ordentliches Klavier besitzt.
Somit standen gegen Abend Lou van Burg höchst persönlich mit zwei Helfern, einer Flasche Sekt und einem Strauss Blumen vor der Tür, um sich das zu Instrument für den nächsten Tag auszuleihen.
Als die Kreissparkasse Neustadt zum Sparkassenverband Hannover wurde, fanden die Revuen in Hannover statt.Es traten dort Größen wie Udo Jürgens; Roland Kaiser, Gitte und andere auf.
Als die Rentabilität unseres schönen Capitol Kino zunehmend kleiner wurde, entschied man sich für den Einzug des "Lona Lebensmittelmarkt", danach der erste Jibi-Markt in Neustadt.
Nicht wenig später wurde das schöne Gebäude abgerissen und fiel den zahlreichen Parkplätzen zum Opfer, die sich noch heute am Erichsberg befinden.
Das Sternkino hatte bereit zu Lebzeiten des Capitols aufgeben müssen, nach dem Schließen des Capitols entstand mit der Ära des Freizeitheim ein neues Kino, aber das ist eine ganz andere Geschichte.

Bürgerreporter:in:

Harry Lohmann aus Neustadt am Rübenberge

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