Das lange Warten auf den neuen Bahnhof: Seit das 3. Gleis im Bundesverkehrswegeplan ist, ist die Freude bei der Stadt Neusäß groß – Doch jetzt ist Geduld angesagt

Wohin geht die Reise? Die Stadt Neusäß will gerne ihren Bahnhof verändern. Die Weichen dafür stellen jedoch andere
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  • hochgeladen von Tanja Wurster

Wer heute in Neusäß in den Zug steigt, ist in 60 Minuten in München. Dem Neusässer Bürgermeister Richard Greiner gefällt diese Taktung. Damit das auch künftig so ist, ist die Stadt von der Bundespolitik abhängig. Dass das 3. Gleis im aktuellen Bundesverkehrswegeplan mit aufgenommen ist, ist für Greiner daher „ein ganz wichtiger Meilenstein“.

Greiner setzt auf den Einfluss des Bundesverkehrsministers

Um zu verstehen, warum es künftig ein 3. Gleis braucht, ist ein Blick auf ein großes Bahnhofsprojekt nötig. Ist Stuttgart 21 einmal realisiert, wird der Fernverkehr zunehmen. Dieser hat Vorrang vor dem Nahverkehr. Greiners Sorge ist, dass der Nahverkehr das Nachsehen hat und darunter auch Neusäß leiden wird. Umso erfreulicher ist es für Greiner, dass im Bundesverkehrswegeplan die Planungen für ein 3. und eventuell ein 4. Gleis mit aufgenommen wurden – und zwar im vordringlichen politischen Bedarf. Damit in absehbarer Zeit etwas passiert, hofft die Stadt, dass der Bundestag bald ein Ausführungsgesetz verabschiedet. Erst dann handelt die Bahn. Greiner setzt dabei auf den Einfluss von Alexander Dobrindt (CSU). Er hofft, dass der Bundesverkehrsminister noch vor den Bundestagswahlen im September die gesetzliche Grundlage schafft. Dobrindt hat sich bereits maßgeblich für die Interessen der Region eingesetzt: Laut Greiner ist es eine Besonderheit, dass sich im Bundesverkehrswegeplan gleich zwei Projekte finden, die Neusäß betreffen. Neben dem 3./4. Gleis gehört auch die B300-Umfahrung von Diedorf und Vogelsang mit dazu.

Der Bahnhof gehört nicht der Stadt Neusäß

Bis die Weichen für die großen Veränderungen gestellt sind, würde die Stadt gerne im Kleinen ihren Bahnhof verbessern. Greiner denkt dabei vor allem an drei Punkte: Barrierefreiheit, Sicherheit und das optische Erscheinungsbild. Doch auch hier kann die Stadt nicht eigenmächtig handeln. Als im Sommer letzten Jahres eine 18-Jährige in der Bahnhofsunterführung angegriffen wurde, reagierte die Stadt, strich die Wände weiß und brachte Leuchten an. Gerne hätte sie auch den Treppenaufgang zu den Bahngleisen geweißelt, doch das wurde ihr verweigert. Knackpunkt sind die Besitzverhältnisse. Der Bahnhof und das gesamte Gelände gehören der Bahn. Genauer gesagt ist die DB Netz für die Unterführung zuständig, für die Bahnsteige und deren Zugänge die DB Station und Service. Einfach so loszulegen, ging somit nicht. Die richtigen Ansprechpartner auszumachen, war laut Greiner ein „Abenteuer“, zudem waren „lange Gespräche“ nötig. Ergebnis: Die DB Netz stimmte den Verbesserungsmaßnahmen zu, die DB Station und Service nicht. „Es steht und fällt alles mit der Bahn“, resümiert Greiner.

Die Barrierefreiheit muss warten

Auch in Sachen Barrierefreiheit ist die Thematik komplex. Während der Gersthofer Bahnhof behindertengerechte Bahnsteige bekommt, geht Neusäß erst einmal leer aus. Grund dafür ist die Größe der Bahnhöfe. Der Gersthofer hat täglich deutlich unter 1.000 Ein- und Ausstiege am Tag, gilt daher als kleiner Bahnhof und profitiert somit von der Modernisierungsoffensive für kleine Bahnhöfe im Rahmen des Zukunftsinvestitionsprogramms 2016-2018. Die Kosten teilen sich Bund und Freistaat. Neusäß hingegen hat an Schultagen bis zu 1.500 Ein- und Ausstiege. Das hat den Vorteil, dass der Bahnhof in weiter Zukunft vom 3. oder 4. Gleis profitieren wird. Und wenn der Umbau erstmal beginnt, kommt auch die Barrierefreiheit. Doch in absehbarer Zeit passiert erst mal nichts, Geduld ist gefragt.

Konkrete Umgestaltung des Bahnhofs

Ein weiteres großes Fragezeichen steht hinter der konkreten Umsetzung: Wie wird der Bahnhof am besten umgebaut? Neue Gleise brauchen Platz und verlangen größere Bahnsteige. Darauf bauen auch alle weiteren Planungen auf, angefangen von den Fußwegen beispielsweise für die Schüler der angrenzenden Schulen bis hin zum genauen Haltepunkt des Aufzugs. Grundlage dafür ist eine Planskizze von Klaus-Dieter Josel, die der Konzernbevollmächtigte der Bahn 2013 dem Kreistag vorstellte. Darin sprach er sich für ein 4. Gleis aus. Vier Gleise sollen von Augsburg nach Neusäß führen, die nach Neusäß zu drei Gleisen zusammenlaufen. Gibt es vier Gleise, ist eine Trennung in Nah- und Fernverkehr möglich. Die Außenbahngleise gehörten dann dem Nahverkehr, während auf den Mittelgleisen die Fernverkehrszüge durchrauschen könnten. Entschieden wird erst, wenn die gesetzliche Grundlage gegeben ist. Der nächste wichtige Schritt ist das Ausführungsgesetz.

myheimat-Team:

Tanja Wurster aus Augsburg

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