Fünfte Neusässer Friedensnacht und Gedenkfeier auf dem Kirchenvorplatz von St. Ägidius

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Herr Bürgermeister Richard Greiner begrüßte sehr herzlich alle Anwesenden.
Mit seiner Genehmigung hier einige Zeilen aus dieser sehr nachdenklich machenden Rede:

Das Thema „Frieden“ geht uns alle an und sollte im Bewusstsein eines jeden Menschen fest verankert sein. Doch die Realität und die Geschichte zeigen, dass Frieden zu schaffen und vor allem Frieden weltübergreifend sowie dauerhaft zu halten, kein leichtes Unterfangen ist.
Auch der Philosoph Immanuel Kant hat sich mit diesem Thema beschäftigt und seine Gedanken hierzu in der Schrift „Zum ewigen Frieden“ festgehalten. Dabei zeichnet er ein düsteres Ausgangsbild, indem er „Krieg“ als den „eigentlichen Urzustand“ bezeichnet und der Friede zwischen Menschen erst „erarbeitet und gestiftet werden muss“. Hierzu müssen alle und laut Kant vor allem die Politik aktiv werden. So fordert Kant, dass die Politik in allen Ländern auf friedliche Konfliktlösungen hin ausgerichtet sein soll. Nun haben wir heute das Privileg, zusammen mit unseren Nachbarn in der Europäischen Union in Sicherheit und Frieden leben zu können. Im vergangenen Jahr hat die EU sogar den Friedensnobelpreis für ihren Beitrag zur Förderung von Frieden und Versöhnung erhalten. Dies sollte uns Ansporn sein, den eingeschlagenen Weg weiter zu gehen und uns für den Frieden in Europa, aber auch in der ganzen Welt weiter einzusetzen.
Seit vielen Jahren ist der Begriff Terrorismus und Krisenregion unter anderem mit Afghanistan und den Taliban verbunden.
Frieden ist aber nicht nur eine außenpolitische Angelegenheit, er muss auch im Inneren gewollt und gestiftet werden. Auch hier haben wir Deutsche Glück: Glück, in einer Demokratie zu leben, in der größtmöglicher sozialer Frieden herrscht und friedliche Konfliktlösungen begünstigt werden. Wir haben eine gute Verfassung.
Im Laufe dieses Jahres haben wir Deutsche aber auch schmerzlich spüren müssen, dass dieser Friede keine Selbstverständlichkeit ist, sondern erarbeitet und gesichert werden muss.
Ein Abend wie dieser bietet uns also auch Gelegenheit zum Nachdenken: Wir haben eine gute Verfassung. Aber: Sind wir auch in einer guten Verfassung?
2009 haben wir die „Neusässer Friedensnacht“ ins Leben gerufen, um konfessionsübergreifend der Opfer von Kriegen und Gewalt zu gedenken. Wir wollen mit dieser Veranstaltung ein Zeichen setzen und im Sinne des „Volkstrauertages“, den der Volksbund deutscher Kriegsgräberfürsorge eingeführt hat, um an die Leiden des Krieges und seiner Opfer zu erinnern sowie die Umsetzung und den Erhalt des Friedens anzumahnen. Des Weiteren wollen wir der Männer und Frauen des Widerstandes gedenken, der Flüchtlinge und der Opfer von Vertreibung und Gewalt aller Nationen.

Mit der Einführung der „Neusäßer Friedensnacht“ wollen wir dieses Thema aber auch weiter fassen: Wir gedenken heute auch aller Menschen, die bei ihrem Einsatz für den Frieden und bei Rettungseinsätzen ihr Leben verloren haben. Und wir ehren all jene, die sich couragiert für Schwächere, für Gerechtigkeit und fürdas Wohl anderer eingesetzt haben und dabei um`s Leben kamen. Dazu gehören Privatpersonen, Mitglieder der verschiedensten Hilfsorganisationen, Rettungskräfte, und Feuerwehrleute.
Sind wir in einer guten Verfassung? Gerade in Neusäß haben wir in diesem Sommer erfahren, mit welch hoher Einsatzbereitschaft unsere Einsatzkräfte beim schweren Unwetter, das am 20. Juni über Neusäß hinweggefegt ist, und den darauffolgenden Tagen im Einsatz waren: So schnell wie möglich wurde daran gearbeitet,den "Normalzustand“ nach dem heftigen Sturm wieder herzustellen und der herausragenden Leistung der Ehrenamtlichen und der verschiedenen Einsatzkräfte ist es zu verdanken, dass die Infrastruktur in Neusäß nach dem Sturm schnell wieder hergestellt werden konnte. Deshalb berechtigt dieser Abend heute auch zu Optimismus: Ja, wir sind in guter Verfassung. Möge jeder Mensch hier, in Neusäß, in Deutschland, in Europa und in der Welt nach seinen Mitteln dazu beitragen, Frieden zu schaffen und zu erhalten. Mögen die Menschen die Geschichte nicht vergessen und aus ihr lernen, so dass Kriege, Bürgerkriege und Weltkriege hoffentlich irgendwann ganz der Geschichte angehören. Denn Krieg als „eigentlicher Urzustand“, wie Kant es ausdrückt, ist in einer modernen und aufgeschlossenen Welt, wie sie unsere sein sollte und wie wir sie anstreben, nicht hinnehmbar. Niemand von uns wünscht sich, in Zeiten zu leben wie es die Generationen vor uns in den beiden Weltkriegen mussten und dort maßloses Leid erfahren haben. Niemand von uns wünscht sich, dass er selbst, seine Freunde, Bekannten und seine Mitmenschen in Hass und Streit, in Krisen- oder Kriegsregionen leben müssen. Deshalb sollte Frieden das oberste Ziel auf der Welt sein: Für uns selbst, aber auch für unsere nachfolgenden Generationen. Möge dies nicht nur ein frommer Wunsch bleiben.“

Herr Bürgermeister Greiner bedankte sich zum Schluss bei allen Anwesenden, Organisatoren, Mitwirkenden und Helfern, dass sie die Friedensnacht ermöglicht und mitgestaltet haben.

Bürgerreporter:in:

Erika Buschdorf aus Neusäß

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