Leopardin Amara trifft eine Artgenossin – Namibia, Tag 2

Leopardin in Okonjima (1)
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Nachdem Kuscheltier-Leopardin Amara den Flug von Frankfurt nach Namibia gut überstanden und vor der Kulisse des Waterbergs erstmals Auslauf in Afrika bekommen hat, stehen der Jägerin tierreiche Eindrücke im Etosha Nationalpark bevor. Wie die Begegnung mit anderen Raubkatzen in Okonjima verläuft, erzählt sie im zweiten Teil ihres Namibia-Reiseberichts.

Am zweiten Tag nimmt Michael auf dem Beifahrersitz des Sprinters Platz und ich genieße die Aussicht vom Armaturenbrett aus. Was sehen wir auf der Fahrt nach Okonjima zum Großkatzenprojekt „Africat“? Warzenschweine, ein Zebra, Kudus, Oryx, Impalas und ganz viele Verkehrsschilder mit Tieren drauf. Auf dem Gelände von „Africat“ prangen sogar einige Raubkatzen auf den Warnschildern: Geparde, ein Wildhund, eine Hyäne und sogar ein Leopard. Das knipsen wir natürlich. Beim Großkatzenprojekt schauen wir erst zu, wie eine sechs Jahre alte Artgenossin von mir gefüttert wird. Sie zeigt sich dabei als Vollprofi von ihrer Schokoladenseite, sehr fotogen und hungrig frisst sie vor den Augen ihrer Zuschauer. Die Leopardin ist auf einer Farm aufgewachsen und vermutlich von Hand aufgezogen worden, nachdem die Mutter erschossen wurde. Wenn ein Leopard allerdings ungefähr zwei Jahre jung ist, ist nicht mehr klar, ob er spielen oder fressen will. Daher wurde dieses prachtvolle Exemplar zu „Africat“ gebracht, wo die Mieze sechs Hektar für sich alleine hat.

Wo stecken die Geparden?

Anschließend sollen wir auf einem 16 Hektar großen Areal Ausschau nach vier Geparden halten. Wir haben Glück. Gerade wollen wir nach der Ankündigung des lokalen Guides Jonas weiterfahren, da liegen schon zwei Exemplare unter einem Baum im Schatten. Ihre beiden Kollegen folgen wenige Meter weiter. Ausgewildert werden sie ebenso wie die Leopardin nicht mehr. Die Ranger versuchen zunächst auf einem 20 Hektar großen Areal mittels Halsband die Bewegungen der Raubkatzen nachzuvollziehen und die Frage zu beantworten, ob die Katze jagen kann. Ist das nicht der Fall, weil Mama es ihr vor ihrem Tod oder der Trennung noch nicht beibringen konnte, bleibt der Gepard oder Leopard bis ans Lebensende im Großkatzenprojekt, auf einer ordentlichen Fläche und mit geregelten Mahlzeiten in Form von Fütterung. Raubkatzen werden in Gefangenschaft übrigens ungefähr doppelt so alt wie in der freien Wildbahn. Weibchen bekommen bestimmte Pflanzen verabreicht, die sie unfruchtbar machen – denn des Jagens unfähige Raubkatzen sollen sich nicht vermehren. In der „Arztpraxis“ ist zwar gerade keine Miezekatze in Behandlung, dafür steht dort ein Glas mit Löwenembryos.

Zum Mittagessen gibt’s leckeres Oryx-Geschnetzeltes. Am Salzleckstein ganz in der Nähe der Wasserstelle, die wir vom Essenstisch aus sehen können, nehmen Oryx-Antilopen Mineralien auf, ehe sich eine Warzenschweinmutter mit zwei Jungtieren im schlammigen Wasser suhlt. Wir verlassen Okonjima. In der nächsten Stadt liefert uns Alex in einer Krokodilfarm ab, während er einkauft. Von einjährigen Krokos bis hin zu einem Rentner, der von seinem jüngeren Rivalen ordentlich verdroschen wurde und hässliche Wunden vor allem am Maul davongetragen hat, sehen die Zweibeiner reichlich lebendiges Handtaschenmaterial. Die Babykrokodile dürfen sie sogar streicheln. Am Bauch sind sie ganz weich. Allerdings weiß ich das nur vom Hören, denn zu den Krokodilen hat Michael mich nicht mitgenommen. Zu aufgeregt war ich noch von der Begegnung mit den Großkatzen aus Fleisch und Blut.

Was Verbuschung mit schlechter Holzkohle zu tun hat

Auf der Fahrt in die Etosha-Pfanne erzählt Reiseleiter Alex uns etwas über Verbuschung, also das Überhandnehmen von Dornsträuchern in der Savanne. Seiner Expertise als Farmerssohn zufolge entsteht Verbuschung nämlich nicht durch Überbeweidung, sondern durch Unterbeweidung oder konstante Beweidung. Doch wie kämpft man in Namibia gegen die Verbuschung an? Häufig spritzen die Menschen Gift in die Büsche, was teuer und aufwändig ist, wenn sie das manuell machen und was ökologisch katastrophal ist, wenn das Gift per Flugzeug gestreut wird. So oder so gelangt Gift ins Grundwasser. Die natürliche Möglichkeit, den Verbuschungsprozess aufzuhalten, ist das Ansiedeln von Elefanten. Doch insbesondere landwirtschaftliche geprägte Gegenden vertragen Elefanten in größeren Mengen nicht. Lösung Nummer drei ist eine Zement-Fabrik in der Nähe des betroffenen Gebietes. Denn für ihren Produktionsprozess benötigt eine Zement-Fabrik offenbar das Holz von solchen Sträuchern. Eine Win-Win-Situation: Die Fabrik kommt gratis an Produktionsmaterial heran, stellt dafür entsprechende Maschinen bereit und die Farmer sparen sich die aufwändige Bekämpfung der Verbuschung, die ansonsten auch ihre Existenz bedroht.

Was hat das alles mit unserer Holzkohle zu tun? Oft wird schwarzes, vertrocknetes, vergiftetes Holz abgebrannt und als Grillkohle exportiert. Kein Wunder, dass Alex kaum Fleisch in Deutschland schmeckt. Das liegt womöglich gar nicht an unseren Rindern, „sondern an eurer Kohle“, gibt Christa ihm ordentlich Contra. Welchen Vierbeinern ich kleine Leopardin im Etosha-Nationalpark am Wasserloch aufgelauert habe, verrate ich im dritten Teil meines Reiseberichts.

Bürgerreporter:in:

Michael S. aus Neusäß

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