Eröffnung der Ausstellung „Josef, Bepperl, Sepp – Geschichten um einen Namen“

18. Mai 2014
Hammerschmiede Naichen, Neuburg an der Kammel
alkoholfreies Bier, Ottakringer Brauerei, Wien 2006, Nullkommajosef ist eine Redensart, die in Österreich und Niederbayern weit verbreitet ist und so viel wie „nichts“ bedeutet. | Foto: Ottakringer Brauerei
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  • alkoholfreies Bier, Ottakringer Brauerei, Wien 2006, Nullkommajosef ist eine Redensart, die in Österreich und Niederbayern weit verbreitet ist und so viel wie „nichts“ bedeutet.
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Hammerschmiede Naichen - 18. Mai bis 9. November 2014

Ab dem 18. Mai werden in der Hammerschmiede Naichen zahlreiche kulturgeschichtliche Zeugnisse religiösen, aber auch profanen Ursprungs „Josef-Geschichten“ erzählen: Bilder, Skulpturen, Geburts- und Todesanzeigen, Kalender, Straßenschilder, Biernamen, Kinderbücher und vieles mehr. In den ländlichen Regionen Bayerns spielen die Namen „Josef“, „Josefa“ oder „Josefine“ immer noch eine große Rolle. Bekannte Namensträger waren und sind etwa der Künstler Joseph Beuys, der Schauspieler Beppo Brem, Joseph Ratzinger, der emeritierte Papst Benedikt XVI., Fußballweltmeister Sepp Maier sowie die Schauspielerin Josephine Preuss.

Diese Beobachtungen gaben den Impuls zur Ausstellung „Josef, Bepperl, Sepp – Geschichten um einen Namen“. Sie ist in sieben Themenbereiche gegliedert, die folgende Aspekte beleuchten: Welche Spuren hat der Name in unserem Alltag hinterlassen? Welche Quellen stehen der Namenforschung zur Verfügung? Wo sind die Wurzeln dieses Namens? Vorgestellt werden Namensträger, biblische Personen und Dynasten wie Kaiser Joseph II. aus dem Hause Habsburg, die für die weite Verbreitung und die große Beliebtheit des Taufnamens „Josef“ wichtig waren.

Die Präsentation lenkt den Blick auf Literaten, unter ihnen Johann Wolfgang Goethe, Thomas Mann, Franz Kafka und Ludwig Thoma, die ihren „Helden und Träumern“ den Namen „Josef“ gaben. Gleiches gilt für Karikaturisten, die mit der Figur des „bayerischen Seppls“ sowie „Seppl-Hose“ und „Seppl-Hut“ unverzichtbare Motive haben. Zahlreiche Redensarten und Sprichwörter ergänzen dieses Thema.

Breiten Raum nimmt die Josefs-Verehrung ein, da der Nährvater Jesu für viele Katholiken einer der wichtigsten Heiligen war. Die Aufwertung des heiligen Josef durch namhafte Theologen wirkte sich nachhaltig auf die bildende Kunst aus. Schrittweise veränderte sich die Darstellung seiner Person „vom Greis zum jungen Mann“. Anhand von Bildbeispielen aus mehreren Jahrhunderten wird dies nachvollziehbar. War er auf mittelalterlichen Bildern ein alter gebrechlicher Mann, so beschrieb ihn der italienische Maler Raffael bereits als jungen, der heiligen Maria ebenbürtigen Bräutigam. Devotionalien, „Zeichen der Frömmigkeit“, Bücher und Objekte aus dem Bereich der Massengrafik veranschaulichen den Höhepunkt seiner Verehrung. Besonders im 18. und 19. Jahrhundert erhielt er als Tugendvorbild eine Sonderstellung. Er avancierte zum Patron unzähliger Sterbebruderschaften, ebenso beriefen sich Handwerker- und Gesellenvereine auf ihn. In der Folgezeit entstanden deshalb Bruderschaftsbriefe, Kalender und Postkarten, die davon berichten. 1870 ernannte ihn Papst Pius IX. zum Schutzpatron der gesamten katholischen Kirche. Im Volksmund gibt es noch heute Pflanzennamen, die auf die Keuschheit Josefs anspielen oder im Frühjahr um den Josefi-Tag erblühen. Kein Wunder also, dass der 19. März als Namenstag des Heiligen im Jahr 1621 zum Feiertag erhoben wurde.

Noch heute ist er vielen Menschen als Josefi-Tag im Gedächtnis, obwohl er in Bayern 1968 seinen Status als offizieller Feiertag verloren hat. Dies provozierte die Gründung der Königlich-Bayerischen Josefs-Partei, die um die Wiedereinsetzung des Feiertages am 19. März kämpft. Früher galt er manchen Dienstboten als Stichtag für den Stellenwechsel; Namenstagsfeiern, -gratulationen und -karten prägten diesen Tag. Noch heute organisieren Schützenvereine Josefi-Schießen. Auch Starkbierfeste und -anstiche gehören dazu, steht der 19. März doch am Anfang der „fünften Jahreszeit“. Findige Brauer nennen ihre Biere „Josefi-Bock“, „Josefi-Bier“ oder gar NullKommaJosef, bei dem es sich um eine alkoholfreie Sorte handelt.

Es gibt auch musikalische Josef-Geschichten zu hören. Der Komponist Giovanni Battista Pergolesi (1710 – 1736) schuf ein Oratorium zu Ehren des „sterbenden Josef“. Richard Strauß’ Ballettmusik zur „Josephs Legende“ zählt zu den meistaufgeführten des 20. Jahrhunderts. Darüber hinaus erzählen Andachts- und Volkslieder von „Josef“, „Bepperl“ oder „Sepp“.

Etwa 120 Objekte und Bilder – von der Heiligenskulptur bis hin zur „Seppl-Hose“ und dem „Seppl“-Hut veranschaulichen die Geschichten um den Namen Josef.

Die Wanderausstellung ist in Kooperation der Freilichtmuseen Glentleiten und Massing sowie des Bauernhausmuseums Amerang entstanden und wird ergänzt durch Exponate aus der Sammlung des Schwäbischen Volkskundemuseums Oberschönenfeld.

Öffnungszeiten:
Sonntag von 13 – 17 Uhr, für Gruppen auch nach Vereinbarung.
Pfingstmontag (Dt. Mühlentag) geöffnet.

alkoholfreies Bier, Ottakringer Brauerei, Wien 2006, Nullkommajosef ist eine Redensart, die in Österreich und Niederbayern weit verbreitet ist und so viel wie „nichts“ bedeutet. | Foto: Ottakringer Brauerei
Hl. Josef, mit Lilie, Chromolithographie, um 1900 | Foto: M. Böhm, Freilichtmuseum Glentleiten
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