Rieser Kinder als Einlaufkids beim FC Bayern

Die Einlaufkids von Special Olympics Bayern und dem BVS Bayern
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Einmal Einlaufkind in der Allianz Arena sein – für Janna, Jonas, Pius und Hannes aus dem Ries ging dieser Traum am 9. August in Erfüllung.

Bei der Saisoneröffnung veranstaltet der FC Bayern München zur offiziellen Kadervorstellung einen jährlichen Familientag. Für einen geringen Betrag können Familien mit den „kleinsten“ Fans des Fußballvereins den Profis beim öffentlichen Training im Stadion zujubeln, sie können an einem Kinderprogramm teilnehmen und einem Benefizspiel zuschauen, in diesem Jahr war das ein Match der „Fußballrentner“ FC Bayern AllStars gegen Manchester United Legends. Mit ganz besonderer Vorfreude wurden natürlich die „bayerischen“ Weltmeister erwartet – bei ihrem Auftritt tobte die ganze Arena und in Interviews mit Stephan Lehman ließen sie bei Videoeinspielungen auf den großen Leinwänden das Turnier noch einmal Revue passieren.

Kinder mit und ohne Behinderung als Spielereskorte

Um Sport in seiner ganzen Bandbreite zu präsentieren und mit dieser tollen Geste für ein Miteinander beim Sport zu werben, gab es beim Allstar Match eine besondere Aktion: als Spielereskorte wurden 11 Kinder mit und ohne geistige Behinderung von Special Olympics Bayern und 11 Kinder mit und ohne Körperbehinderung vom BVS Bayern eingeladen. Vier der 11 Special Olympics Einlaufkids waren vom Integrativen Sportverein SG-Handicap Nördlingen: die 11jährige Janna Neumeier aus Alerheim, der acht Jahre alte Jonas Wundel aus Holzkirchen und die Brüder Pius (9) und Hannes (7) Schlösser aus Ehingen am Ries. Bereits am frühen Samstagvormittag ging die Fahrt nach München los, denn für die Vier stand weit mehr auf dem Programm als „nur“ Einlaufkind zu sein. Mit je einer Begleitperson durften die Kinder nicht irgendwo in der Allianz Arena Platz nehmen – nein, sie durften den ganzen Tag in der Business Area verbringen und sich so einen Tag lang wie richtige Promis fühlen. Vorbei am Pressebereich mit Sendewagen, die mit riesigen Satellitenschüsseln auf den Autodächern ausgestattet sind, und an der Mixed Zone, wo sonst die Spieler interviewet werden, ging es durch viele Sicherheitsschranken hinauf in den VIP Bereich. Mit großen Augen wurde dort erst einmal alles wahrgenommen: überall stehen Kellnerinnen und Kellner bereit um die Gäste zu begrüßen und sie mit Getränken zu versorgen; die Tür zur Tribüne muss man nicht selbst öffnen und schließen – sie wird einem aufgehalten; Mini-Küchen mit verschiedenen Gerichten zur Auswahl; bequeme, mit Stoff bezogene Sitze im überdachten Arena Bereich – darauf bereitliegend FC Bayern Fanschals. „Kriegen wir hier alles umsonst?!“ war die erste Frage, die der kleine Hannes ganz ungläubig einer Kellnerin stellte. Diese bejahte lachend seine Frage und für die vier Kinder gab es kein Halten mehr: alles musste ausprobiert werden!

Sich im VIP-Bereich einmal wie ein "Promi" fühlen

Als Jonas‘ Begleitung durfte ich die Atmosphäre hautnah miterleben – mit jeder Minute steig die Anspannung bei den Kids. Vor allem die drei Jungs als große Bayern-Fans fieberten dem Moment entgegen, an dem sie endlich den „heiligen Rasen“ betreten würden. In der Zwischenzeit erzählte Jonas mir, wie begeistert er von seinem großen Vorbild, dem Weltmeistertorschützen Mario Götze, ist und wie er selbst auch im Mittelfeld spielt, bei den JFG Wörnitz-Kickern Donau-Ries. Janna war es in der Zwischenzeit „langweilig“ geworden und irgendwie fand sie einen Weg vorbei am Sicherheitspersonal ans Spielfeld und klatsche dort die Spieler ab; Pius und Hannes probierten sich beim Essen durch. Hannes hielt außerdem noch den ein oder anderen Plausch mit seinen berühmten Sitznachbarn: auch Familie Robben war gekommen um von der Tribüne aus Ehemann und Papa auf dem Spielfeld zuzujubeln.

Und plötzlich stehen wir im Spielertunnel!

Nach der Kaderpräsentation war es dann endlich soweit: gemeinsam mit den anderen Einlaufkids wurden wir in die Katakomben geführt und die Mädels und Jungs bekamen ihre Outfits und zogen sich um. In weißen Trikots und Fußballhosen ging es anschließend zur Eckfahne, wo die Kids den genauen Ablauf erklärt bekamen und Jonas konnte aus nächster Nähe seinem Idol Mario beim Training zusehen. Als sich das Profi-Training dem Ende neigt wissen die Kids: der große Moment ist jetzt zum Greifen nah! Bevor es losgeht, gehen wir noch einmal zurück in die Umkleidekabine – ein letztes Mal wird das Outfit überprüft und dann ist es endlich so weit. „Pssst!“ raunt durch die Katakomben, weil sich gleich die Tür zum Spielertunnel öffnen wird. Ganz leise gehen wir alle hindurch und schon stehen die Kids an dem Ort, den sie sonst nur aus dem Fernsehen kennen. In FC-Bayern-rotes Licht getaucht ist der Tunnel viel kleiner als man es sich immer vorstellt. Das Schiedsrichtergespann wartet schon; auch der Sänger Andreas Bourani, der in den Pausen für die Zuschauer gesungen hat, ist da. Aus den Spielerkabinen kommen nach und nach die Altstars, wie zum Beispiel Paul Scholes, Owen Hargreaves, Paulo Sérgio und Mark van Bommel. Vor allem Paul Breitner, dem die Kinder die Einladung zu verdanken haben, nimmt sich Zeit für jeden, später wird er mit Pius an der Hand als Erster das Spielfeld betreten. Da jetzt auch das Training der Profis beendet ist, gibt es für die Kids einen weiteren Höhepunkt: vom Spielfeld kommen plötzlich ihre Lieblingsfußballer in den Spielertunnel! Jonas ist überglücklich, das ausgerechnet Mario Götze direkt neben ihm die Treppen hoch geht; Hannes rennt ganz schnell zu uns Begleitpersonen an die Seite um einen Stift zu holen – kurz darauf steht er bei Philipp Lahm und Thomas Müller und hat sogar noch Zeit sich von letzterem ein Autogramm auf sein Einlaufkindtrikot geben zu lassen. Gudrun Eder vom SG-Handicap übergibt vertrauensvoll Special Olympics Kids an die Spieler – „Gut festhalten!“. Alle Spieler haben nun ein Kind an der Hand und die Eltern und Begleitpersonen rennen so schnell wie möglich durch die Katakomben zurück zur Eckfahne um das Bild zu sehen, auf das alle schon den ganzen Tag warten: aus dem Spielertunnel kommen sie an der Hand der Allstars heraus ins Stadion – Kinder mit und ohne Handicap, Kinder mit geistiger Behinderung, Kinder im Rollstuhl, Kinder mit Beinprothese, Kinder mit Down Syndrom, Kinder mit Sehbehinderung, … – überglückliche Kinder, die den 65.500 Zuschauern zuwinken und bis über beide Ohren strahlen. Kurz darauf stürmen sie dann übers Spielfeld zur Eckfahne und auf dem Weg zurück zur Tribüne, um von dort das Spiel zu sehen, erzählen alle begeistert, was für ein unglaublich tolles Erlebnis es war. Nicht einmal die sichtliche Erschöpfung nach so einem langen Tag – es ist mittlerweile nach 18 Uhr – ändert irgendetwas an der Begeisterung und Freude, die ihnen nach wie vor ins Gesicht geschrieben steht. Für Janna, Jonas, Pius, Hannes und die anderen ein Moment für die Ewigkeit.

Bürgerreporter:in:

Verena Leiminger aus Nördlingen

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