Heimat: ein Ort - ein Gefühl - ein Bedürfnis

25. Juni 2015
19:30 Uhr
Kunsttreff Quiddezentrum, 81735 München
Werk von Bernd Georg Schwemmle
8Bilder

Heimat - Ein brandaktuelles Thema in Zeiten von Globalisierung und Flüchtlingsströmen, für viele eine politische Fragestellung, für andere eine existenzielle. Was sagt die Kunst dazu? Über 60 bildende Künstler visualisieren ihre Heimat, suchen nach der Bedeutung dieses diffusen Begriffs oder werfen neue Fragen auf. Zu sehen ist die von Kunstrefugium e.V. kuratierte Werkschau vom 24.06. – 05.07.2015 passender Weise im Kunsttreff Quiddezentrum, in dem die Kunst bis zum Abriss eine temporäre Heimat gefunden hat.

Neuperlach 1970: ein Stadtteil, auf dem Reißbrett geplant, wird von dem gewerkschaftseigenen Unternehmen Neue Heimat gebaut und bietet über 50.000 Menschen verschiedenster Abstammung ein neues zu Hause. Viele Jahre prägte dieses Viertel das Image eines sozialen Brennpunkts einhergehend mit erhöhter Jugend- und Drogenkriminalität. Viele denken das immer noch, meiden den Stadtteil, ohne je selbst dort gewesen zu sein. Der Verein Kunstrefugium e.V. plädiert für Toleranz und Offenheit, nicht nur in der Kunst, und ist schon seit einiger Zeit in diesem bunten, lebendigen Stadtteil in Sachen Kultur aktiv. Ein Viertel, in dem so viele Menschen leben, für die es oft keine klare Antwort mehr gibt, wo sie beheimatet sind, ist der richtige Ort für eine Werkschau „Heimat“. Hier war das Thema auch schon vor den Flüchtlingsströmen der letzten Jahre in den Köpfen der Menschen. Und deshalb hat Kunstrefugium e.V. Künstler aus ganz Deutschland dazu eingeladen, ihren Beitrag zu diesem Thema genau hier zu zeigen: im Kunsttreff, der ehemaligen Stadtbibliothek im Quiddezentrum, die die WSB bis zum Abriss für Kultur zur Verfügung stellt. Aus einem Pool von 180 Künstler wurde ein stimmiges Gesamtkonzept mit Gemälden, Installationen, Videos, Skulpturen und vielem mehr kuratiert. Verschiedenste künstlerische Positionen, manche auch interaktiv, kommen zu Wort. Viele der über 60 beteiligten Aussteller sind selbst vor Ort, reisen aus Berlin, Bremen, Köln, Regensburg oder sogar aus Söll in Tirol an, um ihre zum Teil sehr großen Werke (es gibt Installationen mit bis zu 5 m²!) selbst aufzubauen. Weil der Platz im Kunsttreff begrenzt ist, geht die Ausstellung auch im gegenüberliegenden Atelier von Ingrid und Frank Müller weiter: dort zeigen lokale Künstler ihre Beiträge. Eine umfassende und hochkarätige Werkschau, die auch Museumshallen füllen könnte, aber hier in Neuperlach gelebte Wirklichkeit ist.
Zeitgleich zur Ausstellung, die Donnerstag bis Sonntag von 15 – 19 Uhr zu sehen ist, gibt es verschiedene Abendveranstaltungen, die aufzeigen, wie viele Facetten dieses Thema hat. Gleich zur Eröffnung am Donnerstag den 25.06. um 19.30 gibt es eine Podiumsdiskussion unter dem Motto „Wieviel Heimat brauchen wir?“ unter der Moderation von Christl Riemer-Metzger, die den Nachbarschaftstreff Quiddezentrum mit ins Leben gerufen hat. Am Freitag, den 26.06. findet um 18.30 Uhr eine kleine Lesung mit dem Text „Jetzt“ von Sigrun Peller statt, eine Erzählung, die Heimat in Kindheitserinnerungen verortet. Unter der Moderation von Kiomars Abedini steht der Samstag ab 18 Uhr im Zeichen von internationalen Tänzen: Vom Balkan über Griechenland bis nach Israel und ein kleiner Hauch von Orient. Vorführungen und Mitmach-Aktionen (keine tänzerischen Vorkenntnisse erforderlich!) wechseln sich ab und alle Besucher und Beteiligte des Abends sind dazu eingeladen, Spezialitäten aus ihren „Heimatländern“ mitzubringen. Am darauffolgenden Wochenende gibt es am Freitag, den 03.07. ab 20 Uhr literarisches Kabarett mit Jaromir Konecny. Er ist gebürtiger Tscheche, war Techniker in Lybien, Schiffsmeister bei der Elbe-Oder-Schifffahrt, emigrierte nach Deutschland (lebte viele Jahre sogar mitten in Neuperlach!), promovierte in Chemie und ist heute erfolgreicher Autor und Kabarettist. Von seinen Büchern wurde das Jugendbuch »Doktorspiele« bereits verfilmt und lief letztes Jahr erfolgreich in den Kinos. Er erhielt verschiedene Literaturpreise, nicht zu vergessen die über 60 gewonnenen Poetry Slams. Bei den Schwabinger Schaumschlägern und bei seinen anderen Auftritten stellt er immer wieder unter Beweis, dass er nicht nur irrwitzig komische Szenen schreiben kann, sondern damit auch live auf der Bühne sein Publikum begeistert. Mit einer guten Portion Selbstironie lässt er skurrile Geschichten entstehen oder thematisiert den alltäglichen Wahnsinn, der kaum zu meistern wäre, wenn man nicht auch eine humoristische Seite daran entdecken könnte.
Zum Abschluss der Veranstaltung gibt es am Sonntag 05.07. ab 18 Uhr bayrische Wirtshausmusik: Gerner Zipfeklatscher – vom Landler zum Punk und zurück. Frühkindlich geprägt von der elterlichen Volksmusik, sozialisiert in den 80ern in der Münchner Punk/Hardcoreszene, bleiben die Musikanten den heiligen drei Akkorden treu und spielen seit einigen Jahren deftige Wirtshausmusik. Traditionell und hausgebraut, gewürzt mit Covers aus der Punkära, am liebsten in Wirts- und Cafehäusern, akustisch, unverstärkt und immer gemäß dem Motto: Durst ist schlimmer als Heimweh.
Bei allen Veranstaltungen sowie der Werkschau ist der Eintritt frei. Zu erreichen ist der Kunsttreff Quiddezentrum mit dem Bus Nr 197 bis Nawiaskystraße dann nach oben ins ehemalige Ladenzentrum. Weiter Infos auch unter www.kunstrefugium.de

Bürgerreporter:in:

Ingrid Müller aus München

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