Die Chance auf Heilung kam aus Wemmetsweiler

Tanja Raubuch aus Wemmetsweiler möchte einem Leukämiekranken helfen
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„Viele haben das bewundert und fanden das toll, dass ich das für einen Fremden mache.“ Für Tanja Raubuch aus Wemmetsweiler ist es selbstverständlich, einem völlig unbekannten Menschen zu helfen. Deswegen ließ sich die 44-Jährige bei der Stefan-Morsch-Stiftung, Deutschlands ältester Stammzellspenderdatei, 2001 in Illingen als potentielle Lebensretterin registrieren. Vor etwa einem Jahr wurde sie als Spenderin ausgewählt. Mehr als 12 Jahre später spendete sie einem fremden, leukämiekranken Patienten Blutstammzellen und gab ihm damit die Chance auf Heilung.

Tanja Raubuch lebt gemeinsam mit ihrem Mann, einer ihrer zwei Töchter und Jack-Russel-Terrier „Kalle“ in Wemmetsweiler (Kreis Neunkirchen) im Saarland. Schon lange ist sie als Stammzellspenderin bei der Stefan-Morsch-Stiftung registriert. „Hilfe für Vera“ lautete 2001 der Aufruf zu einer Typisierungsaktion in Illingen. Jedes Jahr erkranken allein in Deutschland etwa 11 000 Menschen an bösartigen Blutkrankheiten wie etwa der Leukämie. Oftmals reicht die Behandlung mit einer Chemotherapie oder Bestrahlung nicht aus. Dann ist die Übertragung gesunder Blutstammzellen die einzige Hoffnung auf Leben. Eine solche Transplantation ist aber nur möglich, wenn sich ein passender Stammzell- bzw. Knochenmarkspender zur Verfügung stellt. Deshalb ist die Stefan-Morsch-Stiftung nahezu täglich in ganz Deutschland unterwegs, um über das Thema Stammzellspende aufzuklären - fast 350 Mal allein im Jahr 2013.

So wurde 2001 auch Tanja Raubuch gemeinsam mit ihrem Mann Mitglied in der zweitgrößten deutschen Stammzellspenderdatei. Sie wurde darüber aufgeklärt, wie eine Transplantation funktioniert, füllte einen Fragebogen über ihren Gesundheitszustand aus und unterschrieb die Einverständniserklärung. Dann wurden ihre Gewebemerkmale, die HLA-Werte, untersucht. Benötigt ein Patient eine Transplantation, werden genau diese HLA-Werte mit denen von potenziellen Spendern in der Datei verglichen. Um als Spender in Frage zu kommen, stimmen im Idealfall zehn von zehn dieser Werte überein.

2013 – mehr als ein Jahrzehnt nach der Typisierung – ergaben ihre Daten einen Treffer im Zentralregister: Tanja Raubuch wurde von der Stefan-Morsch-Stiftung angerufen und darüber informiert, dass sie als Spenderin für einen Leukämiepatienten in Frage kommt. Doch bis zur Entnahme war es noch ein langer Weg. Denn zunächst musste die Stammzellentnahme verschoben werden. Der Gesundheitszustand des Patienten ließ eine Transplantation nicht zu. Immer wieder kommt es vor, dass sich die Verfassung des Empfängers verändert und die Transplantation herausgezögert werden muss. Dann im späten Herbst meldete sich die Stefan-Morsch-Stiftung wieder bei Tanja Raubuch. Diesmal wurde es für sie ernst. Schnell sollte sie zur Voruntersuchung kommen. „Es war sehr aufregend. Zweifel hatte ich gar keine. Ein bisschen Angst gehört dazu, wenn man nicht genau weiß, was auf einen zukommt.“ Doch Tanja Raubuchs Entschluss steht fest.

In ihrem Bekanntenkreis ist es nicht das erste Mal, dass die Arbeit der Stefan-Morsch-Stiftung unterstützt wird. Das Gasthaus Wachdersch, wo Tanja Raubuch nebenbei jobbt, spendet jedes Jahr den Erlös der Silvesterfeier für soziale Zwecke. Einmal für die Stefan-Morsch-Stiftung. Viele ihrer Bekannten bewundern ihr Engagement, einem fremden Menschen zu helfen. Ihre älteste Tochter nimmt sich ein Beispiel an ihrer Mutter: Sie lässt sich ebenfalls registrieren. Auch der Arbeitgeber, die Greiner GbR, eine Firma für Druck und Beschriftung in Illingen, hält ihr den Rücken frei für die Stammzellentnahme und spendet den Verdienstausfall an die Stefan-Morsch-Stiftung, die in der Regel den Arbeitgebern den Ausfall erstattet.

Mit der Transplantation von Stammzellen bekommt der Patient ein neues blutbildendes System. Diese Stammzellen befinden sich im Knochenmark. Um sie zu übertragen, gibt es zwei Möglichkeiten: Die Entnahme von Knochenmark aus dem Beckenkamm – niemals aus dem Rückenmark. Die zweite Möglichkeit ist die Entnahme peripherer Blutstammzellen aus dem Blut – ähnlich wie bei einer Dialyse. Dazu wird dem Spender vorher ein körpereigener Botenstoff verabreicht, der die Stammzellen aus dem Knochenmark in das Blut übergehen lässt. In einer Entnahmestation – wie bei der Stefan-Morsch-Stiftung in Birkenfeld – werden dann die Stammzellen herausgefiltert. Das nennt man Apherese. Über die Art der Spende entscheidet der Stammzellspender.

Tanja Raubuch entschied sich für die Apherese. Während der Stammzellentnahme ging es ihr gut. „Heute Morgen war ich aufgeregt. Ich habe schlechte Venen, aber das hat hier gut geklappt!“ Sie hat die Entnahme gut überstanden. Und sie würde es wieder tun. Doch sie wünscht sich, dass mehr Menschen so handeln: „Man könnte auch schnell selbst in diese Situation kommen und wäre froh, jemand würde helfen. Man kann ruhig jeden ermutigen, das zu machen. Das ist nicht schlimm!“


Wie wird man Mitglied im Team der Lebensretter?

Sie sind gesund und volljährig? Wenn Sie nicht älter als 40 Jahre sind, können Sie kostenlos typisiert werden. Für ältere Spender bitten wir um einen Beitrag in Höhe von 50 Euro zu den Typisierungskosten. Denn obwohl man bis zur Vollendung des 61. Lebensjahres in der Datei für weltweite Suchanfragen gespeichert ist, werden ältere Spender selten von den Transplantationskliniken ausgewählt – sofern mehrere kompatible Spender zur Verfügung stehen. Im Jahr 2013 war etwa 1 % der Spender zum Zeitpunkt der Stammzellspende älter als 55 Jahre. Gleiches gilt für Frauen mit mehr als zwei Schwangerschaften (auch Fehlgeburten zählen dazu). Denn im Rahmen von Schwangerschaften können Antikörper gebildet werden, die nach heutigem Kenntnisstand den Transplantationserfolg gefährden können. Nur etwa 1,5 % der Spender im Jahr 2013 waren Frauen mit mehr als zwei Schwangerschaften. Weitere Ausschlusskriterien lassen sich auf der Homepage der Stefan-Morsch-Stiftung (www.stefan-morsch-stiftung.de) nachlesen. Sollten Sie Fragen haben, rufen Sie einfach unsere gebührenfreie Hotline 08 00 - 766 77 24 an.

Kommt es später dazu, dass man als Spender helfen kann, wird zu Ihrer Sicherheit ein umfassender Gesundheitscheckup durchgeführt. Die Mitarbeiter der Stefan-Morsch-Stiftung werden Sie kontaktieren. Wir beraten und begleiten Sie während der gesamten Vorbereitung auf die Stammzellspende. Der Verdienstausfall und alle anderen anfallenden Kosten werden von der Stiftung getragen oder der Krankenkasse des Patienten ersetzt.

Wichtig ist: Jugendliche können sich ab 16 Jahren mit dem schriftlichen Einverständnis der Eltern ebenfalls als Stammzellspender registrieren lassen.

Leukämie kann Jeden treffen. Jeder kann helfen, Menschen eine Chance auf Leben zu geben. Wer nicht als Stammzellspender registriert werden kann, hat die Möglichkeit durch eine Spende, die Typisierung eines geeigneten Spenders zu finanzieren. Das Spendenkonto für Lebensretter ist bei der KSK Birkenfeld IBAN: DE35 5625 0030 0000 0797 90 BIC: BILADE55 eingerichtet.

Tanja Raubuch aus Wemmetsweiler möchte einem Leukämiekranken helfen
Wenn Sie Fragen zum Thema Stammzelltransplantation oder -spende haben, wenden Sie sich an unsere kostenlose Hotline 0800 - 76 67 724
Bürgerreporter:in:

Annika Zimmer aus Birkenfeld

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