Himmelhoch jauchzend - zu Tode betrübt

Jesus ist unser Friede. "Ja, Herr, erschüttert bin ich und sprachlos angesichts des Elends in dieser Welt. Gib uns Kraft zur Liebe, zum Verzeihen und zum Frieden. Amen"
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  • Jesus ist unser Friede. "Ja, Herr, erschüttert bin ich und sprachlos angesichts des Elends in dieser Welt. Gib uns Kraft zur Liebe, zum Verzeihen und zum Frieden. Amen"
  • hochgeladen von Markus Christian Maiwald

Liebe Leserin, lieber Leser,
wir Menschen brauchen doch Halt.

Wieder stießen bei mir Hoch und Tief so hart aufeinander,
dass es in meinem Kopf so richtig explodiert ist.

Die ganze Woche über habe ich 5 Taufen angenommen.
Ich freute mich mit den Eltern über das Geschenk des neuen Lebens.
Ich teilte mit ihnen ihre Freude.

Doch am Donnerstagabend weinte ich mit einem jungen Paar.
Ihr junger Sohn hatte nach 5 Tagen einfach aufgehört zu atmen.
Ein schwerer Schlag für die Eltern.

Eben noch das Jauchzen und Jubeln,
jetzt das Klagen und Weinen.

Die Freude über die Geburt und
die Trauer über den frühen Kindstod
– himmelhoch jauchzend und zu Tode betrübt
prallt klirrend aufeinander.

Kaum zu ertragen. Kaum zusammen zu halten.

Hätte ich nicht die Zuversicht in Gott,
die die Bruchstücke des Lebens zusammenhält,
- ich müsste verrückt werden.

Auch Mose hatte viele Höhen und Tiefen in seinem Leben.

Fast hätte es ihm das Herz zerrissen,
doch er hat an seinem Weg festgehalten.

In seiner Enttäuschung geht er ein letztes Mal auf den Berg Gott.
Er will Gewissheit.

Fordernd fleht er: „Gott, lass mich deine Herrlichkeit schauen.“
Doch Gott sagt: „Nein! Aber Du, Mose, bekommst eine Gewissheit,
die du nie verlieren wirst.“

Mose will völlig aufgehoben sein
in der Fülle, in der Herrlichkeit, in der Schönheit Gottes.
Mose will Gott schauen von Angesicht zu Angesicht.
Aber er bekommt das nicht.

„In eine Felsspalte stelle ich dich“, sagt Gott zu Mose.
Zwischen Felsen mit einem Blick zum Himmel ist er,

Als wenn er auf dem Grund eines tiefen Brunnen sitzt
und trotzdem Trost findet: Hoch über dir leuchten die Sterne,
ein Ausschnitt des Kosmos, der besonders dir zugeteilt ist.

Wie der Löwenzahn im Gefängnisfenster, die einzelne Blume,
die vor den Gittern blüht und gedeiht.
Sie hält dem Gefangenen die Verheißung aufrecht,
dass da Freiheit sein und ein neues Leben, eine gute Zukunft:
auch dir blüht noch was.

Doch am Ende wird Mose auch noch diese Aussicht zugestellt.
Er ist von Finsternis eingeschlossen, von allen Seiten.

Doch dann hört er Gottes Wort:
„Was dir das Licht verdeckt, bin ich selbst.
Es ist meine Hand, die so dunkel auf dir liegt,
schwielig und hart.
Du meinst, du wärst begraben von Schwärze,
doch ich bin es, in dem du begraben bist;
ich bin es, was dir fehlt.“

Wie Gott bei Mose die Felsspalte verschließt,
während er vorübergeht, so ist es Gottes Dunkelheit,
die mich nach Gott schreien macht.

Gott ist eben nicht allmächtig.
Ein solches Gottesbild ist
Alptraum eines kleinkindlichen Glaubens.
Schon Mose wurde dieser Glaube ausgetrieben.

Der Allmächtige war und ist
für solchen kleinkindlichen Glauben
die Ausrede für all die menschlichen Gräueltaten.

Wir fragen uns: „Wie kann Gott das zulassen?“
und widmen uns weiter unseren eigenen Geschäften.
„Hat Gott Interesse an ihm,
dann soll er ihn doch erretten.“
So die Mörder und Schaulustigen unter dem Kreuz Jesu.

Gott ist anders. Er ist alles in allem.
Er ist alle Macht. Er ist alle Energie,
die Power in den Naturkräfte und die Lust der Freudentänze.

Er ist das Lebendige in allem Fleisch,
er ist die Liebe und der Mangel.

Er liebt in den Begeisterten.
Er darbt in den Einsamen.
Er trauert in den Hinterbliebenen.

Er lacht und feiert mit den frischgebackenen Eltern.
Aber auch den Schmerz der trauernden Eltern,
die so früh ihren Sohn verloren haben, fühlt er als Teil von sich.

Was für uns so auseinander klafft,
Freude und Grauen, Glück und Schmerz,
spielt sich in Gott ab.

Die Freuden und die Schmerzen des Lebendigen
erfährt er ganz am eigenen Leib.
Er - das Bewusstsein der Welt,
die geheime Mitte von allem,
das wahre Herz.

Alles lebt aus ihm, vor ihm, durch ihn, zu ihm.
Wir werden ihn schauen von Angesicht zu Angesicht.

Deswegen gilt:
„Die Einzigartigkeit jedes einzelnen von uns wird erhalten bleiben.
Und diese unsere Einzigartigkeit werden wir erst bei Gott erkennen,
wenn unsere Mission hier auf Erden zu ende ist.“

Bis dahin sehen wir
wie in einem beschlagenen Spiegel ein dunkles Bild
von uns selbst, der Welt und Gott, so Paulus.

Gut, dass wir einander immer wieder
die Linien nachzeichnen,
die in unseren Händen stehen:
Du bist geliebt, gebraucht von Gott
mit all Deiner Sympathie für das Leben!
Das ist die Widmung,
die jeder bekam,
als Gott ihn auf die Erde schickte.

Lasst uns vom anderen viel halten.
Lasst uns ihn erheben.
Stärken wir ihm die Lust zu leben.
Schenken wir einander Zuversicht.

Glauben wir an den Heiligen Geist
in einem jeden von uns.

Lasst uns wissen:
jedes aufatmende Seufzen ist Gebet.
Und nehmen wir Anteil, schenken wir Sympathie,
leiden wir mit.

Manchmal schlägt Leid so nah neben Glück ein,
dass der Schrei gellt:
Warum ich, warum denn das jetzt?

Ich antworte:
„Denk bitte nicht an Schuld.
Weder hast du dein Leid dir alleine eingebrockt,
noch dir dein Glück allein verdient.
Leid und Glück kommen über uns.
Sie müssen getragen und geteilt werden.
Und Leid ist nicht alles.
Schon tief im Leid fängt Aufatmen an.
Der Vogel des Trostes singt schon,
auch wenn die Nacht noch dunkel ist.“

Der Beter des Psalms sagt es so:
„Finsternis ist nicht finster bei dir;
Finsternis ist dir Licht,
und die Nacht leuchtet wie der Tag.“
(Psalm 139,12).

So sagte ich den trauernden Eltern:
„Im Himmel sitzt er jetzt,
Euer Kleiner - wie auf einem Stern,
den ihr in klaren Nächten sehen könnt.
Ihr könnt ihn nicht direkt sehen,
aber in und mit Eurem Herzen.
Ich hoffe für Euch,
dass ihr ihm irgendwann begegnet,
dass er eure Trauer auflöst.

Meine Oma hat ihr erstes Kind ganz tragisch als Säugling verloren.
Sie starb in dem Bewusstsein:
>Jetzt sehe ich meinen Hansi wieder.< Sein früher Tod blieb für meine Oma stets eine Wunde, die geschmerzt hat bis ans Ende ihres Lebens. Sie wurde 93 Jahre alt. Dieser Euer Verlust ist schrecklich. Vielleicht kann die Hoffnung meiner Oma euch trösten. Das wünsche ich euch von Herzen.“ Das wünsche ich jetzt auch den Menschen in Japan und in Libyen. Wir alle sind in Gottes Hand, auch wenn sie sich manchmal hart anfühlt. Ihr Pfarrer Markus Maiwald

Jesus ist unser Friede. "Ja, Herr, erschüttert bin ich und sprachlos angesichts des Elends in dieser Welt. Gib uns Kraft zur Liebe, zum Verzeihen und zum Frieden. Amen"
Im Angesicht des anderen entdecke ich Dich, Christus!
Bürgerreporter:in:

Markus Christian Maiwald aus Augsburg

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