Forensiker will Blutkrebspatient das Leben retten

17. April 2015
15:00 - 19:30 Uhr
ev. Kirchenzentrum, 53340 Meckenheim
Seit elf Jahren ist Florian Waldeyer als potenzieller Stammzellspender bei der Stefan-Morsch-Stiftung registriert. Jetzt wird er gebraucht.
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Was DNA ist, weiß Florian Waldeyer. Mit dem genetischen Code des Menschen hat der Diplom-Biologe und Borussia Dortmund-Fan tagtäglich zu tun. Er arbeitet in der Forensik. Jetzt hat ihn sein eigener genetischer Code dazu verholfen, möglicherweise einem wildfremden Menschen das Leben zu retten.

„Was ich geben kann, gebe ich“, sagt Florian Waldeyer. Deswegen ist der 33-Jährige nicht nur Blut- und Plasmaspender, sondern hat auch einen Organspendeausweis. Außerdem trägt der Mann seit 2004 ein hellblaues Kärtchen der Stefan-Morsch-Stiftung bei sich. Auf dem steht „Ich bin Stammzellspender“. Damals hat er sich im Kreis Höxter in die älteste deutsche Stammzellspenderdatei aufnehmen lassen.

Als Typisierung bezeichnet man die eigentlichen Laborarbeiten, die für eine Aufnahme in die Stammzellspenderdatei notwendig sind. Aus einer Blutprobe – es genügt ein Fingerhut voll Blut – werden die für die Transplantation von Stammzellen relevanten Gewebemerkmale (HLA-Werte) im Labor bestimmt. Das gleiche funktioniert auch mit einem Abstrich der Mundschleimhaut. Nahezu täglich sind Teams der gemeinnützigen Stiftung bundesweit unterwegs, um über die Hilfe für Leukämie- und Tumorkranke aufzuklären. Fast elf Jahre später bekommt Florian Waldeyer die Nachricht: Ein Leukämiepatient ist an Leukämie erkrankt und dringend auf eine Stammzelltransplantation angewiesen. Der Diplom-Biologe ist der genetisch passende Spender: „Gut dass ich damals zur Typisierung ging – denn jetzt kann ich helfen.“

Jedes Jahr erkranken allein in Deutschland etwa 11 000 Menschen an bösartigen Blutkrankheiten wie etwa der Leukämie. Jeder zweite Patient ist ein Kind oder Jugendlicher. Je nach Leukämieart variieren die Heilungsaussichten. Oft reicht die Behandlung mit einer Chemotherapie oder Bestrahlung nicht aus. Dann ist die Übertragung gesunder Blutstammzellen die einzige Hoffnung auf Leben. Eine solche Transplantation ist aber nur möglich, wenn sich ein passender Stammzell- bzw. Knochenmarkspender zur Verfügung stellt, der die gleichen genetischen Merkmale hat, wie der Patient.
Als Florian Waldeyer gefragt wird, ob er bereit ist zu helfen, sagt er „Ja!“. Beruflich steht der Borrussia-Dortmund-Fan gerade vor einem Wechsel – zurück nach Nordrhein-Westfalen, nach Troisdorf im Rhein-Sieg-Kreis.
Bei der Voruntersuchung zur Stammzellspende wird er komplett über die Chancen und Risiken, aber auch über den Ablauf der Spende aufgeklärt. Florian Waldeyer ist nachdenklich: „Ich habe Verantwortung für diesen Patienten. Wenn mir was passiert und ich nicht spenden kann, wird er oder sie vielleicht sterben.“

Mit der Übertragung von Stammzellen bekommt der Patient ein neues blutbildendes System. Die Stammzellen befinden sich im Knochenmark. Um sie zu übertragen, gibt es zwei Möglichkeiten: Die Entnahme peripherer Blutstammzellen aus dem Blut – ähnlich wie bei einer Dialyse. Dazu wird dem Spender einige Tage lang ein körpereigener Botenstoff verabreicht, der die Stammzellen aus dem Knochenmark in das Blut übergehen lässt. In einer Entnahmestation werden dann die Stammzellen aus dem Blut herausgefiltert bzw. zentrifugiert. Apherese heißt dieses Verfahren, das heute am häufigsten angewandt wird. Bei der klassischen Methode - der Knochenmarkspende – punktieren die Ärzte den Beckenknochen des Spenders. – niemals das Rückenmark. Dieser Eingriff dauert zirka eine Stunde.

Der Genetik-Fachmann hat sich für die Apherese entschieden. Dafür musste er sich ein paar Tage vorher spritzen. Für ihn war das kein Problem: „Das war nicht schlimm. Wegen einer Knieverletzung musste ich mir Thrombosenspritzen verabreichen und kannte das deswegen schon. Nach der Stammzellentnahme sagt er: „Alles ist unkompliziert abgelaufen und ich wurde gut von den Mitarbeitern der Stiftung betreut. Ich hoffe, dass ich helfen kann.

Die nächste Gelegenheit, sich typisieren zu lassen ist am:

Freitag, 17. April, 15 bis 19.30 Uhr, im ev. Kirchenzentrum, Dechant-Kreiten-Str., in Meckenheim

Die vier wichtigsten Fragen zur Typisierung:

Wie und wo kann man sich typisieren lassen?
Die aktuellen Termine für die Typisierungsaktionen der Stefan-Morsch-Stiftung findet man auf der Homepage. Zudem gibt es dort auch die Möglichkeit, sich online registrieren zu lassen. Über den Button „Online-Registrierung“ auf der Startseite kann man, die Einverständniserklärung ausfüllen und sich ein Entnahmeset zuschicken lassen. In dem Päckchen ist das entsprechende Material, um sich bei seinem Hausarzt eine kleine Blutprobe entnehmen zu lassen oder einen Abstrich der Mundschleimhaut durchzuführen. Dieses Päckchen wird einfach an die Stefan-Morsch-Stiftung zurückgesendet.
Jeder gesunde Erwachsene zwischen 18 und 40 Jahren kann kostenlos als Stammzellspender registriert werden. Freiwillige die älter sind als 40 Jahre und Frauen mit mehr als zwei Schwangerschaften sollten sich vorab auf der Internetseite der Stefan-Morsch-Stiftung (www.stefan-morsch-stiftung.de) informieren. Dort lassen sich auch weitere Ausschlusskriterien nachlesen. Info: Stefan-Morsch-Stiftung, gebührenfreie Hotline (08 00 - 766 77 24)

Soll man sich in mehreren Stammzellspenderdateien aufnehmen lassen?
Wer bereits typisiert ist, sollte sich nicht noch einmal registrieren lassen. In Deutschland gibt es insgesamt 30 Spenderdateien. Alle diese Spenderdateien und auch die Stefan-Morsch-Stiftung speisen ihre Daten in das deutsche Zentralregister der ZKRD in Ulm ein. Dort sind sie für weltweite Suchanfragen abrufbar. Deshalb genügt es, wenn Sie einmal in einer Datei registriert wurden. Um im Ernstfall einen passenden Spender ausfindig zu machen, sind wir darauf angewiesen, dass die Kontaktdaten auf dem aktuellen Stand sind.

Wie wahrscheinlich ist es, dass ein passender Spender gefunden wird?
Die Wahrscheinlichkeit, für einen Patienten einen kompatiblen Stammzellspender für einen Leukämie- oder Tumorpatienten zu finden liegt in der Größenordnung von 1 : 10.000 bis 1 : 1.000.000 und ist abhängig von den Gewebemerkmalen (HLA-Merkmalen) des Patienten. Je genauer die Übereinstimmung zwischen den Merkmalen dieses DNA-Teilstückes des Spenders und denen des Patienten ist, umso größer sind die Erfolgsaussichten für eine Stammzelltransplantation.

Können Stammzellspender den Patienten kennenlernen?
Unter Beachtung datenschutzrechtlicher Bestimmungen ist ein Treffen zwischen Spender und Empfänger nach Ablauf von zwei Jahren möglich, wenn beide damit einverstanden sind. Außerdem kann der Spender, soweit der Patient damit einverstanden ist, auch nach der Stammzelltransplantation über den Zustand des Patienten informiert werden. Aber: Leider ist die Gesetzgebung in diesem Bereich von Land zu Land verschieden und eine Kontaktaufnahme zwischen Spender und Empfänger kann nur erfolgen wenn die nationalen Gesetze der Herkunftsländer dies erlauben. In vielen Ländern ist die Kontaktaufnahme aber nach wie vor erlaubt, unter anderem auch in Deutschland und den USA.
Sollten Sie noch Fragen haben – die Stefan-Morsch-Stiftung ist unter der gebührenfreien Hotline 08 00 - 766 77 24 oder über info@stefan-morsch-stiftung.de erreichbar. Auf der Homepage www.stefan-morsch-stiftung.de oder via Facebook kann man sich ebenfalls informieren.

Die Stefan-Morsch-Stiftung mit Sitz in Birkenfeld ist die älteste Stammzellspenderdatei Deutschlands. Unter dem Leitmotiv “Hoffen – Helfen – Heilen“ bietet die gemeinnützige Stiftung seit 1986 Hilfe für Leukämie- und Tumorkranke. Hauptziel der Stiftung ist, Menschen zu werben, sich als Stammzellspender registrieren zu lassen. So werden täglich Stammzell- oder Knochenmarkspender aus der stiftungseigenen Spenderdatei von mehr als 400 000 potentiellen Lebensrettern weltweit vermittelt. Die Stiftung ist Mitglied der Stiftung Knochenmark- und Stammzellspende Deutschland (SKD).

Seit elf Jahren ist Florian Waldeyer als potenzieller Stammzellspender bei der Stefan-Morsch-Stiftung registriert. Jetzt wird er gebraucht.
Unter der kostenfreien Hotline 0800 - 76 67 724 sind Mitarbeiter der Stefan-Morsch-Stiftung erreichbar.
Bürgerreporter:in:

Annika Zimmer aus Birkenfeld

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