Ostermärsche 2014: Gegen Krieg - für Frieden

21. April 2014
11:00 Uhr
DGB Haus, 35037 Marburg
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Säbel rasseln, Panzerketten klirren, Kampfjets röhren - 100 Jahre nach Beginn des ersten Weltkriegs haben die Staatenlenker offensichtlich nichts dazugelernt.

Das Marburger Bündnis "Nein zum Krieg" erklärt:
Erneut machen wir uns für Frieden und eine solidarische Gesellschaft zu Ostern auf den Weg. Wir demonstrieren gegen Kriegseinsätze und Aufrüstung, gegen die "große Politik" in Berlin, Paris, Brüssel, Washington und anderswo, die vor allem auf wirtschaftliche und global-strategische Interessen setzt. In diesem Jahr jährt sich zum hundertsten Mal der erste Weltkrieg, gewollt und entfesselt vom deutschen Kaiserreich.

Wir wenden uns gegen alle Versuche, neue Kriege hoffähig zu machen und die Ursachen vergangener Kriege zu verklären. Militarisierung und Geschichtsrevisionismus begegnen uns auch hier vor unserer Haustür. Ob an der Philipps-Universität Marburg, an der mit Mitteln der US-Luftwaffe Rüstungsforschung für Killerdrohnen betrieben wurde, oder im kleinen Marburg-Bortshausen, wo ewig gestrige Kameraden mit der Aufstellung eines Kriegsdenkmals eine rückwärtsgewandte Kriegerheldenverklärung betreiben.

Marburger Osterspaziergang 2014:
Vom DGB Haus über das Hörsaalgebäude zum Schülerpark
Ostermontag, 21. April, 11.00 Uhr
Treffpunkt: DGB Haus,
Bahnhofstraße 6, Marburg

Es sprechen unter anderen:
- Friedrich Martin Balzer (Marburger Forum)
- Wolfgang Gehrcke (MdB DIE LINKE)
- Pit Metz (DGB-Kreisvorsitzender Marburg-Biedenkopf)

Wir rufen „Die Waffen nieder“ – 2014 so aktuell wie 1914

„Vor allem aber haben im Fokus der Analyse nicht die letzten unwiderruflichen Entschlüsse über Krieg und Frieden zu stehen, die noch stets Politiker und Militärs trafen, sondern die strategischen Vorstellungen und der in den Eliten vorherrschende Geist, in den ökonomischen wie in den so genannten geistigen.“ Kurt Pätzold über Christopher Clarks Schlafwandler, 2013.

100 Jahre sind seit dem Beginn des ersten Weltkrieges vergangen, 75 Jahre seit dem Beginn des zweiten Weltkriegs und 15 Jahre seit der Bombardierung Jugoslawiens durch die deutsche Luftwaffe. Die vor 1914 verbreitete Parole „Die Waffen nieder“ gilt für uns auch heute noch. Wir wollen zu Ostern 2014 deshalb Position beziehen für Frieden, Abrüstung und friedliche Problemlösung.

Wir wollen zeigen, dass wir aus der Geschichte gelernt haben. Wir treten Geschichtsverfälschung entgegen. Wir demonstrieren zu Ostern gegen eine Politik, die auf neue Großmachtstärke setzt, eine Politik, die von Verantwortung und Menschenrechten faselt und doch nur den Einsatz von Soldaten und Gewalt meint. Weltweit vorhandene, kriegerische Konflikte werden verschärft. Rüstung und Militär verschlingen Ressourcen, die insbesondere für soziale und ökologische Herausforderungen dringend benötigt werden.

    Wir fordern:

  • keine Auslandseinsätze der Bundeswehr
  • Stopp aller Waffenexporte, stattdessen Rüstungskonversion
  • Friedensinitiativen in Krisenregionen anstatt militärischer Drohgebärden
  • Schutz für alle Menschen, die von Krieg, Übergriffen und Diskriminierungen in ihrer Heimat betroffen sind und eine humane Lebensperspektive bei uns suchen

Wir wollen Kriegsverherrlichung und Militarismus Paroli bieten

„Im Tale spielte die Musik „Deutschland, Deutschland über alles“. Der Ubergang war erzwungen, die Höhen im Sturm genommen, es war Abend. Ein heißer Tag lag hinter uns, mancher liebe Kamerad war nicht mehr in unserer Mitte. Die ganze Stadt brannte, der Tod schlich umher und suchte seine Opfer zu zählen. Es war ein schaurig-schöner Anblick: diese brennenden Häuser im tiefen Tale.“ Aus dem Kriegstagebuch des Marburger Jägers Udo Rolfing über seine Erlebnisse in Dinant, Oberhessische Zeitung, Nr. 181 vom 05.08.1933, zitiert in der Studie der Geschichtswerkstatt „Zur Geschichte und Nachgeschichte der „Marburger Jäger“.

Es waren Marburger Jäger, die 1914 an dem Kriegsverbrechen gegen die belgische Zivilbevölkerung in Dinant beteiligt waren. Einheimischem Widerstand wurde mit brutaler Gewalt begegnet. In der belgischen Kleinstadt Dinant starben insgesamt 674 Zivilisten durch „Säuberungsaktionen“ der deutschen Eroberer; von der beteiligten Marburger Jägertruppe wurden die Massaker „Groses Strafgericht“ genannt.

Die rückwärtsgewandte Kameradschaft Marburger Jäger, die sich bewusst in die Tradition jener Militäreinheit stellt, platzierte 2011 ein Kriegsdenkmal in Marburg-Bortshausen. Trotz anhaltender Proteste seitens einer Bürgerinitiative, verschiedener friedensbewegter Gruppen und sogar eines eindeutigen Beschlusses der Stadtverordnetenversammlung steht das Denkmal noch immer. Selbst das Hessische Wirtschaftsministerium hat die Aufstellung als nicht rechtens charakterisiert und die „Beseitigung“ des Steins gefordert. Die Geschichtswerkstatt hat eine kritische Aufarbeitung der Jägergeschichte vorgelegt. Dennoch: Das Kriegsdenkmal steht noch immer – anscheinend mit Billigung der politischen Verantwortlichen in Stadt und Land.

    Wir fordern:

  • Rückbau des Kriegsdenkmals in Bortshausen
  • Ehrendes Gedenken an die Opfer der Marburger Jäger
  • Eine offizielle Entschuldigung bei den Bürger/innen der belgischen Stadt Dinant

Keine Forschung für den Krieg

Der Zweck von Wissenschaft „besteht also – wie Bert Brecht seinen Galilei sagen läßt - darin, »die Mühsal der menschlichen Existenz zu erleichtern«, also die Lebensbedingungen so zu gestalten, daß die Menschen immer bessere Möglichkeiten erhalten, ihre Fähigkeiten zu entwickeln und ihre Bedürfnisse zu befriedigen.“ Reinhard Kühnl, 1990.

Wir lehnen die Indienstnahme der Wissenschaft, Forschung und Lehre für den Krieg prinzipiell ab. Wir sind empört darüber, dass an der Philipps-Universität Marburg mit Mitteln der US-Luftwaffe Rüstungsforschung betrieben wurde. Militärforschung an Hochschulen verdrängt zivile Forschungs- und Wissenschaftsstrukturen. Militärforschung blockiert notwendige Forschung zur Lösung von sozialen und ökologischen Problemen. Wir wollen, dass Wissenschaft, Forschung und Lehre auch an der Marburger Philipps-Universität ausschließlich dem Frieden verpflichtet sind. Wir fordern, dass sich unsere Hochschule in den Dienst einer demokratischen, friedlichen und solidarischen Entwicklung der Gesellschaft stellt und ihrer gesellschaftlichen Verantwortung gerecht wird.

    Wir fordern:

  • Keine Rüstungsforschung an der Philipps-Universität Marburg
  • Selbstverpflichtung der Philipps-Universität auf friedliche und zivile Forschung und Lehre durch die Einrichtung einer Zivilklausel.
  • Ächtung und Abschaffung von militärisch genutzten Drohnen

Wir nehmen die Politik in die eigenen Hände. Und verlangen von der Bundesregierung den Einsatz für Frieden und Abrüstung. Wir appellieren an die Philipps-Universität Marburg sich zu Forschung zu friedlichen Zwecken zu verpflichten. Wir fordern den Magistrat der Stadt Marburg auf, den Beschluss der Stadtverordnetenversammlung nach Rückbau des Kriegsdenkmals in Bortshausen endlich umzusetzen.

Wer meint, das sei alles nicht so tragisch, der höre und sehe sich dieses Video an. Wader, Wecker, Mey: Es ist an der Zeit!

Bürgerreporter:in:

Hajo Zeller aus Marburg

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