Das ökonomische kleine 1x1 - Oder: Was läuft falsch in Deutschland und Europa? (Episode III)

Marburg, 1. November 2013

Episode II endete mit den Sätzen: Auf Deutsch und in aller Klarheit: In unserer Wirtschaftsordnung ist der Kredit die Voraussetzung für alles Wirtschaften. Ausnahmen bestätigen lediglich die Regel. Und ein Kredit ist ein ökonomisches (soziales) Verhältnis zwischen einem Gläubiger und einem Schuldner. Oder ein sachliches Verhältnis zwischen einem Guthaben und einer Verbindlichkeit (Schulden).

Schulden

Wer Schulden hat ist schuld. Und niemand will schuld sein. Also will niemand Schuldner sein. Somit: Reden wir mal über Schulden, wie sie entstehen und wie sie wieder verschwinden. Und ob tatsächlich gilt: Wer Schulden hat ist schuld.

Wodurch entstehen Verbindlichkeiten (Schulden)? Nun die meisten Menschen denken, dass Schulden dadurch entstehen, dass Menschen Kredite aufnehmen. Das ist zwar nicht ganz falsch, aber leider nicht einmal die Hälfte der Wahrheit.

Hier hilft ein Blick in die Buchhaltung. In der Buchhaltung wird das Geldvermögen eines Wirtschaftssubjektes als Summe von Zahlungsmitteln und Forderungen, abzüglich der Verbindlichkeiten (Schulden) definiert. Das wird wohl von niemendem bestritten, oder doch?

Gut. Nehmen wir zwei Wirtschaftsubjekte A und B. A ist Blumenhändler, B bereitet gerade seine Silberhochzeit vor. Deshalb kauft B von A rote Rosen im Wert von 1000 Euro.

Was passiert nun mit den Geldvermögen von beiden Wirtschaftsubjekten? Nach unserer Definition steigt das Geldvermögen des Blumenhändlers um 1000 Euro, denn er hat jetzt eine Forderung gegen B, über 1000 Euro. Das Geldvermögen des B sinkt spiegelbildlich um 1000 Euro, da er jetzt eine Verbindlichkeit in Höhe von 1000 Euro hat (Hieran ist auch schön zu erkennen, dass das Geldvermögen des gesamten Systems sich nicht verändert hat. Und mit ein wenig Nachdenken kommt man auch darauf, dass das weltweite Geldvermögen : Null ist).

Was passiert mit dem Geldvermögen der beiden, wenn jetzt B bezahlt? Gar nichts! Es verändert sich nichts. Denn A hat jetzt zwar 1000 Euro mehr Zahlungsmittel, aber dafür keine Forderung mehr und bei B ist der Zahlungsmittelbestand zurückgegangen und dafür ist seine Verbindlichkeit verschwunden. Somit ist nach der buchhalterischen Definition: Geldvermögen gleich Summe Zahlungsmittel plus Forederungen abzüglich der Verbindlichkeiten nach der Bezahlung keine Veränderung eingetreten.

Merksatz: Schulden entstehen durch die realwirtschaftlichen Vorgänge kaufen und verkaufen. Und nicht durch Vorgänge auf der Finanzierungs- und Zahlungsmittelebene.

Was folgt daraus für die Frage: Wie kann ich Schulden abbauen? Ein klein wenig Nachdenken hilft: Nur wenn der Gläubiger beim Schuldner kauft, können die Schulden wieder aus der Welt geschafft werden. Etwas anderes ist leider Gottes logisch unmöglich. Nur dann kann das Geldvermögen von A und B wieder gleich groß werden. (In der Realität sind natürlich nicht nur zwei Wirtschaftssubjekte beteiligt. Aber an der Identität von Kauf und Verkauf ändert sich dadurch gar nichts)

Aber, leider ist dieser Sachverhalt den meisten Menschen völlig unbekannt. Deshalb feiern sich die meisten Menschen in Deutschland als Exportweltmeister und begreifen nicht, dass sie durch die Exportüberschüsse (Verkaufsüberschüsse) den Rest der Welt gegenüber der Bundesrepublik immer weiter verschulden. Zwingend logisch.

Merksatz: Auch in der komplexen Welt der Ökonomie gibt es trivialarithmetische Zusammenhänge, die streng logisch gelten, unabhängig davon wie absonderlich die Menschen sich verhalten. Leider werden diese einfachen Zusammenhänge in den mathematischen Modellen der Neoklassik völlig außer acht gelassen. Und schwäbische Hausfrauen und deren Tante aus der Uckermark wollen diese simplen Zusammenhänge auch nicht begreifen. Vielleicht weil es zu einfach erscheint.

Bürgerreporter:in:

Hajo Zeller aus Marburg

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