Sind Salafisten Revolutionäre und werden sie die Welt verändern?

Crec des Chevaliers - auch hier wurde gekämpft
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Aus dem weiten Bereich des Islam haben sich Anhänger der Lehre Mohammeds zusammengetan. Sie wollen als Salafisten die Welt verändern, zumindest erst einmal die islamische Welt. Ihr Blick geht 1400 Jahre zurück. In Syrien lebten unter einem Machtregime Assad verschiedene Religionsanhänger nebeneinander: Schiiten, Sunniten, Alawiten, Kurden, mehrere christliche Kirchengemeinden: eine Mosaikgesellschaft.

Als die vom Westen „arabischer Frühling“ genannte Bewegung im Nahen Osten und Nordafrika begann und viele in Mitteleuropa dachten, es könnten dort „demokratische“ Verhältnisse eingepflanzt werden, begann das Missgeschick. Die Strukturen fielen und das Zusammenleben zerbrach.

Westliche Werte können sich kaum in einer Gesellschaft halten, in der Macht (Gewalt) und Bakschisch (Beziehungen) seit Jahrtausenden die Beziehungen bestimmen. Im entstandenen Chaos, vom Westen her als hehrer Kampf gegen einen Diktator (Assad) gesehen und zumindest ideell begünstigt, hat sich eine neue Macht gebildet, die der Salafisten. Bei den Salafisten zählt ein Leben wenig. Wenn man stirbt, dann wenn möglich als Märtyrer.

Kommt eine neue Revolution auf uns zu?

Erinnern wir uns an eine bekannte Revolution. Nach 1789 herrschte in Frankreich Chaos. Einen Kopf abschlagen war gängige Methode. Selbst der oberste Kopfabschläger endete unter der Guillotine. Alleine im Jahr 1793 zogen viele Kampfherden durch die Provinzen Vendée und Bretagne mit dem einzigen Ziel, den Gegner zu vernichten. Oft wurden keine Gefangenen gemacht. Männer und Frauen wurden getötet.

Alte Mächte, Strukturen und Grenzen spielten keine Rolle. Andersdenkende hatten keine Chance. Die Kirchen und Klöster wurden ausgeraubt, mit den vorherigen Heiligtümern Schabernack betrieben. Narren liefen mit den an sich gerissenen Bischofsmützen umher. Kulturschätze wurden missachtet und zerschlagen.

Von außen her wollte man gegen die Revolutionäre ein „echtes Heer“ senden, das in Linie antreten und deshalb siegen konnte - gegen die Dilettanten. Der König in Berlin wollte sich schon 1893 Karten für den Besuch der Pariser Oper kaufen lassen. Der Sieg und Einzug in Paris waren ausgemacht.

Es kam anders. Ein Kaiser setzte sich mit Macht an die Spitze der Revolution. Was er brauchte, um lange an der Macht zu bleiben, waren Siege. Und die ließen nicht lange auf sich warten.

Geschichte lässt sich vergleichen oder auch nicht. Im Jahr 2014 nehmen die Salafisten – so wird berichtet – keine Gefangene. Männer und Frauen werden misshandelt und getötet. Anderen Gefangenen werden die Köpfe abgeschlagen, wenn kein Lösegeld rollt. Andersdenkende können nur gegen viel Geld überleben. Nur ein Beispiel: So haben die Handvoll Nonnen in Maalula 80 Millionen bezahlt und konnten zurück. Die anderen Klöster wie Mar Thakla wurden zerstört wie vieles andere, was westlichen Historikern – und nicht nur denen – wichtig ist.

Das Lösegeld aus dem Westen wird bei den Salafisten 1:1 in Waffen umgesetzt. Gegen die damit beschafften Waffen will dann der Westen siegen – möglichst körperlos. Wie viel Kampfkraft bringen 100 Millionen für das Militär bei uns und wie viel Kampfkraft bei den Salafisten? Die Siegesaussichten sind so gering wie beim König von Preußen vor über 200 Jahren. Gegen ein Chaosregime ist der Westen machtlos.

Vielleicht übernimmt bei den Salafisten möglichst bald ein Sultan die Macht. Dieser könnte endlich Strukturen bilden. Der Westen könnte verhandeln. Der Preis wird hoch sein. Denn auch dieser Sultan benötigt Erfolge und Siege, um oben zu bleiben. Geht er nach Westen oder Osten? Was wäre wohl der einfachere Weg?

Der Westen muss sich vorsehen, dass er nicht als der einfachere Weg angesehen wird.

Bürgerreporter:in:

Karl-Heinz Gimbel aus Marburg

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