"UM ELF UHR MUSS ICH LÄUTEN ..." - Der Glöckner von Schönberg

Glöckner-Kammer
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... So empfängt mich ein freundlicher älterer Herr, der am Fuße der hoch aufsteigenden Treppe zur historischen Schönberger Kapelle wohnt. Wie sich bald herausstellt, ist er auch der Glöckner der Kirche.
Bei schweißtreibenden Temperaturen wird der Aufstieg sehr anstrengend und lässt einen schon aus der Puste kommen.

Oben werden wir entschädigt mit einem herrlichen Blick von der markanten Bergkuppe in die Weite des "Rotkäppchenlandes", die Schwalm. Der Basalthügel ist der geografische und landschaftliche Mittelpunkt einer Region, die bereits im Jahr tausend christianisiert wurde. Viele barocke Grabdenkmäler geben Zeugnis von einer geschichtsträchtigen Stätte. Damals stand hier schon eine Holzkirche. Aus dieser Zeit stammt auch der im Innern der Kirche aufbewahrte Taufstein.

Durch die Bilderbogen-Sendung des Hessischen Fernsehen wurde ich zum Besuch dieses Kleinodes, das gerademal 10 Kilometer vom Marburger Land liegt, inspiriert. Oftmals wird die historische Kapelle auch von der Willingshäuser Künstlerkolonie mit bäuerlichen Schwälmer Motiven auf den Bildern gezeigt.

Ich folge dem Glöckner in das mit romanischen und gotischen Merkmalen ausgestattete Gotteshaus. Über die Empore geht es auf einer schmalen Treppe durch eine Dachluke in das urige Gebälk. Dort befinden sich neben einer kleinen in Lehm-Fachwerk gebauten Glöckner-Kammer die Seile der drei Glocken. Pünktlich um elf Uhr fängt der Glöckner an den Seilen zu ziehen. Die Glocke, die auch abends um achtzehn Uhr noch einmal bewegt wird, lässt er dann fünf Minuten erklingen. Freundlich erklärt er mir die Tonarten der zwei Glocken von "as" bis "h". Das kleine Silberglöckchen kommt oft nur bei Hochzeiten, Beerdigungen und Taufen zum Einsatz.

"Auch ein Stromausfall kann das Läuten nicht verhindern", stellt er beim Abschied fest. Aber bequemer "wäre schon ein elektrisches Glocken-System, das er von zu Hause mit einem Knopfdruck bedienen könnte". Dann bräuchte er nicht mehr dieses zweimalige "Fitness Programm" des für ihn immer beschwerlich werdenden Treppensteigens.

Bürgerreporter:in:

Peter Gnau aus Kirchhain

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