Trachten aus dem Marburger Land im Hessischen Fernsehen

Trachten im Landkreis Marburg-Biedenkopf werden immer seltener…….

Obwohl wir Hessen immer stolz darauf gewesen sind, dass sich bis in 21. Jahrhundert hinein noch in einigen Landstrichen traditionsbewusste Frauen entschlossen haben „ihre Tracht“ bis ans Lebensende beizubehalten, ist ein Ende dieser Tradition nun absehbar. Im Schwalm-Eder-Kreis leben gegenwärtig noch ca. 60 Frauen welche sich tagtäglich noch „schwälmersch“ kleiden. Im Schlitzerland halten gegenwärtig noch ca. 5 Frauen und im Hüttenberg ist die letzte Vertreterin im vergangenen Sommer verstorben. Im Gebiet um Gießen, wo man die sogenannte „halblange Tracht“ trug, ist diese regionale Kleidungsweise bereits vor einigen Jahren aus dem Dorfbild verschwunden. In der Region um Frankenberg lebte im letzten Jahr noch eine Frau mit der Edertal-Tracht.
Anders war und ist es im Landkreis Marburg-Biedenkopf. Hier leben gegenwärtig noch die meisten Trachtenträgerinnen Hessens. In Anlehnung an ihr Buch „Der Tracht treu geblieben“ hat sich Brunhilde Miehe dann auch aufgemacht ins Marburger Land, um die letzten Frauen dokumentarisch in Form eines Filmes für die Nachwelt aufzuzeichnen. So entstanden Aufnahmen in Roßdorf, Ebsdorf und Dreihausen, in der man die Trachtenfrauen in unterschiedlichen Lebenssituationen sehen kann. Im Jahr 2011 konnte man die Dokumentation bereits im Hessenfernsehen verfolgen. Auf Grund der hohen Einschaltquoten und der vielen Nachfragen wird diese einmalige Sendung nun noch mal zu sehen sein.

Ein erneuter Sendetermin im Hessischen Fernsehen ist am:

6. Januar 2013 um 11.20 Uhr.

Damit die Aufnahmen in Ebsdorf stattfinden konnten, hat Brunhilde Miehe Kontakt aufgenommen mit Eckhard Hofmann und Jürgen Homberger von der Hessischen Volkskunstgilde e.V. Die beiden beschäftigen sich schon mehrere Jahre intensiv mit den heimischen Trachten. Dieses haben die beiden zum Anlass genommen, um eine aktuelle Statistik über die Trachtenträgerinnen im Kreis Marburg-Biedenkopf zu erstellen. Beim ersten Trachtenfrauentreffen am 19. Juni 1999 wurden im Vorfeld noch nahezu 950 Trachtenfrauen gezählt. Nur vier Jahre später beim zweiten Treffen in Cappel waren es noch fast 630 Frauen.

Heute im April 2012 sind es gerade noch 168 Frauen die tagtäglich die Marburger Trachten anlegen, es sei denn gesundheitliche Probleme erlauben es ihnen nicht mehr. Da sie aber ihr ganzes Leben lang Tracht getragen haben, werden sie auch noch als solche angesehen.
Laut der aktuellen Statistik sind es noch 90 Frauen in der Marburger Evangelischen Tracht und 78 Frauen mit Marburger Katholischer Tracht. Von den ursprünglich 150 Ortschaften im Kreisgebiet, sind bereits 85 Dörfer „trachtenleer“. In 51 Dörfern kann man noch Frauen in der evangelischen und in 14 Dörfern Frauen in der katholischen Kleidungsweise antreffen.
Die meisten protestantischen Trachtenträgerinnen leben in Niederasphe (6), Treisbach, Battenberg-Frohnhausen, (5) und Ebsdorf, Wollmar und Wolferode (4). Bei den katholischen Trachtenträgerinnen sind es die Orte Mardorf (18), Roßdorf (11), Emsdorf (10), Anzefahr (8) und Bauerbach (7), in denen Frauen bis zur Gegenwart bei Tracht geblieben sind. Die jüngste Frau in Marburger Evangelischer Tracht wird in diesem Jahr 78 Jahre alt und lebt in Schönbach. Die jüngste katholische Trachtenträgerin ist 65 Jahre alt und lebt in Niederklein.

Auffallend ist, dass die katholischen Frauen länger an der Tracht festgehalten haben und hier auch die jüngsten Trachtenfrauen in Hessen, ja in ganz Deutschland zu finden sind.

Die DVD ist erhältlich über: HTK GbR, Steingasse 9, 35085 Ebsdorfergrund. Tel.: 06424-921712 oder per Mail htk.gbr@web.de

Literaturhinweis:
Wer neugierig geworden ist und mehr über unsere Hessischen Trachten erfahren möchte und warum das „ein oder andere“ so war bzw. gekommen ist, möchten wir den aktuellen Bildband der HVT „Tagewerk und Abendmahl“ ans Herz legen. Hier kann man nachlesen, was die Frauen bewogen hat die Tracht abzulegen oder aber sie beizubehalten für ein Leben lang. Auch wie sich die Trachten im Laufe der Jahrzehnte veränderten oder wie man sie trug zu den unterschiedlichsten Anlässen kann man nachlesen und sich auf professionellen Aufnahmen aus den 1950er Jahren anschauen.
Zu beziehen ist das Buch beim Landesvorsitzenden Torsten Frischkorn, über die Homepage der HVT, aber auch im Buchhandel.