Alte Schulbank und harte Erziehungsmethoden.

Alte Schulbank  vor  1945

Zum Thema "Alte Schulbank" ein Auszug aus "Opageschichten"
Die Grundschullehrer
Die Lehrer bekamen von der Schule (gewissermaßen von Amts wegen) jeder einen sogen. „Spanischen Rohrstock“ zugeteilt. Damit wurde dann Ruhe gebietend auf das Lehrerpult geschlagen, dass es knallte. Aber es gab auch manchmal blaue Striemen am Hintern, wenn einer mehrmals die Schulaufgaben nicht gemacht oder etwas anderes „verbrochen“ hatte. Ganz schlaue hatten sich dann in weiser Voraussicht ein Schreibheft in die Hose gesteckt, um den Hintern zu panzern. Aber meist hat der Lehrer das am Klang des Schlags erkannt.
Der spanische Rohrstock war keine Erfindung der Nationalsozialisten. Er hat-te eine uralte Tradition die zurückging bis zur Peitsche der Sklavenan-treiber in der Antike über den Schlagstock in der preußischen Armee Friedrich des Großen. Er passte in die Zeit des Nationalsozialismus, in der Disziplin und Gehorsam sinngemäß groß und Mitleid klein geschrieben wurde. Ich höre noch heute die großkotzigen Worte des Reichsmarschalls Hermann Göring: „Unsere Jugend ist hart wie Kruppstahl, zäh wie Leder und mutig wie ….“(wie wer, habe ich vergessen). Zur Erziehung zur Härte, gehörte in der Schule auch die Züchtigung mit dem Stock. Und wehe, wer da laut jammerte oder gar schrie;
für den gab es dann als Zulage ein paar Schläge mehr. Es galt als Ehrensache, als Junge keine Gefühle zu zeigen. Ein deutscher Junge weint nicht, wurde uns einge-trichtert. Eine Memme oder ein Feigling zu sein, war mindestens ebenso schändlich, wie als Dieb erwischt zu werden. Die Bestrafung erfolgte vor den Augen der Klas-senkameraden, die damit auch eingeschüchtert werden sollten. Trotz dieser Demüti-gung sollte der deutsche Junge aber stolz sein. Seelische Probleme durfte es nicht geben. Davon waren dann oft die Kinder der Ärmsten betroffen. Ich erinnere mich an einen Schüler aus dem Armenviertel „Am Kregel“. Da wohnten auch Asoziale und Gewalttätige. Ich habe einmal von der Südbahnhofsbrücke aus gesehen, dass sich am helllichten Tag erwachsene Männer vor den Wohnbaracken prügelten, die wahr-scheinlich schon nachmittags betrunken waren. Es hat den Lehrer nicht interessiert, ob der Junge vielleicht vor seinem volltrunkenen Vater flüchten musste und deshalb die Aufgaben nicht erledigen konnte. Der hat das zutreffendenfalls auch nicht ge-sagt, weil er sich dann hätte schämen müssen. Es gab auch keine Schulpsychologen, die sich um solche Kinder gekümmert hätten. - Ein Junge vom Kregel riss manchmal unkontrolliert den Mund ganz weit auf. Die Mitschüler lachten darüber und machten sich lustig. Heute denke ich, dass das eine Verhaltensstörung war, die mit dem Leben unter gewalttätigen und alkoholkranken Erwachsenen bzw. Eltern zusammen hing. Heute wäre das ein Fall für den Schulpsychologen gewesen, aber – wie gesagt – es gab keinen. So bekam dieser Junge als „Faulenzer“ und „Taugenichts“ die meiste Prügel und das bei einem der Lehrer auf eine ganz gemeine Weise. Man musste die Hand vorstrecken und die Finger zusammenhalten. Dann schlug der Lehrer mit dem Rohrstock von oben nach unten auf die vorgestreckten Fingerspitzen. Das tat gemein weh, hinterließ aber relativ wenig Spuren. Die Eltern aus dem Armenviertel hatten Probleme mit sich selbst und ließen sich in der Schule nicht blicken. Ganz selten haben Eltern es gewagt, sich über solche prügelnden Lehrer, deren Erziehungsmaßnahmen schon an Folter erinnerten, zu beschweren. Der Rektor hat dann versucht, zu vermitteln und die Sache unter den Tisch zu kehren. Man hätte höchstens auf Körperverletzung klagen müssen. Ansonsten war die Prügelstra-fe erlaubt und wurde sogar durch offizielle Zuteilung der „Spanischen Rohrstöcke“ noch gefördert. Wo dann die Grenzen zur Körperverletzung lagen, war nicht eindeutig geklärt und wäre möglicherweise von der Einstellung des Richters abhängig gewesen. Die Eltern waren schon von Kaisers Zeiten her gewöhnt, sich der „Obrigkeit“ zu beugen. Und wer wollte es schon mit dem Lehrer verderben, denn gegen schlechte Noten ist noch schwerer anzugehen.

In jeder Klasse stand vor den Schulbänken ein Lehrerpult. Dieser Katheder stand erhöht auf einem großen Sockel aus Holz, . So hatte der Lehrer, auch wenn er am Katheder saß, einen Überblick über die Schüler von oben. Außerdem sollte diese erhöhte Stellung den Machtanspruch des Lehrers über die Kinder symbolisieren; etwa wie der Thron des Herrschers, der meist erhöht stand .
In die Schreibplatte der Schulbank waren "Tintenfässer" (Glasbehälter) eingelassen, so dass sie nicht umfallen konnten. In den Ferien wurde Tintenpulver im Eimer angerührt und die damit die Tintenfässer gefüllt.
(Das Bild von der Schulbank läßt sich leider nicht vergrößern.)

Bürgerreporter:in:

Walter Wormsbächer aus Marburg

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