So ein Haus gibt’s nur einmal

Ist das Innere schon bemerkenswert, die steinerne Außenansicht macht Furore.
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  • Ist das Innere schon bemerkenswert, die steinerne Außenansicht macht Furore.
  • hochgeladen von Matthäus Felder

Das „Lusthaus“ des Bezirksarztes von Marshall wurde gebaut, bestaunt zu werden!

So baut man heute einfach nicht mehr. Man hat eigentlich nie so gebaut. Rainstone Place ist eine dreigeschossige Villa in Grün, die auf einer 15-Hektar-Fläche steht, und die wird vom Yellow River im ländlichen Bezirk Marshall County umrahmt. Und mit ländlich, meinen wir auch ländlich. Man sieht Getreidefeld, Getreidefeld, Baum, Getreidefeld, Sojabohnenfeld und dann die riesige Steinvilla. Wenn Sie überhaupt jemals zufällig auf das Connell’sche Familienanwesen stoßen sollten – und ich kann Ihnen fast garantieren, dass Sie dies nie tun werden – wäre Ihre Reaktion: „Was zum Teufel sucht sowas hier draussen?“

Mit dem Gebäude aus zwei grünen Steinsorten – Quarz aus Colorado, der andere aus Utah – wurde 1970 begonnen. Man baute im Hotelstil, keine Residenz sondern einen Unterhaltungspalast für Dr. Vactor Connell, dem Arzt für Allgemeinmedizin und dem bezirksweit bekannten Chirurgen. „Er war ein Mensch, der schlichtweg dachte, je größer desto besser“ erklärt Tochter Cindy Davis, die im Haus lebt und sich um ihrer 95-jährige Mutter kümmert, Margaret Connell. „Er war eine legendäre Persönlichkeit, so die Beschreibung, wie ich sie oft gehört habe. Er hatte eine außerordentliche Energie. Und er rettete eine Menge Leben.“ Vactor Connell starb 1996 an einem Schlaganfall. Zu Lebzeiten war er Großwildjäger, Weltreisender und Arzt im Zweiten Weltkrieg. Tochter Cindy erklärt, dass ihr Vater in Colorado auf Jagd gewesen sei, vor einem Laden den grünen Stein sah und sofort entschied, den müsse er einfach haben. Sie erzählt: „Die holten ihn per Zug von Colorado auf jenen Gondelwagen, wie man sie auch für Kohle benutzt.“ Die erste Fuhre kam am Güterbahnhof von Chicago an. Ein weiterer Zug endete in Inwood am Alten Lincoln-Highway.

Der bemerkenswerteste Raum im Connell-Haus hat einen schrägen grünen Steinkamin – vergleichbar einer Yellowstone-Hütte – eine Balkendecke und verglaste Einbauschränke für Gewehre – Nussbaum-Holzboden. Dies war neben anderen Jagdbeutestücken die Heimstatt eines ausgestopften Nashornkopfes und eines in aufrechte Stellung gebrachten Eisbären. „Das fiel noch in die Zeit, bevor so etwas außer Mode kam“ betont sie. „Er wollte ein Haus bauen, um seine Trophäen unterzubringen. Das war wirklich der Grund dieses Projektes.“ Irgendwann verkaufte ihr Vater alle seine Großwildtrophäen. Frau Connell und ihr Ehemann wohnten in Bourbon aber sie benutzten die Villa mit der Plymouth-Adresse für Partys, einschließlich einer für William Hudnut III., dem langjährigen Bürgermeister von Indianapolis, in den frühen 70-er Jahren während seines erfolgreichen Anlaufs zum US-Kongreß.

Das Haus wird auf deutlich über $1 Million geschätzt und bietet rund 1000 Quadratmeter Wohnfläche. Das Obergeschoss wurde nie fertiggestellt weil die Familie es eher als Dachboden nutzen wollte und außerdem nur zwei kleine Fenster einbauen ließ. So wurde also ein geräumiges Oberstockwerk daraus, das jetzt als Speicher benutzt wird. Der Weg zu und vom Briefkasten ergänzt ihren Tag um eine halbe Meile, so schätzen die Bewohner. Im Innern dieses Hauses gibt es so viel zu sehen. Wenn man nicht gerade damit beschäftigt ist, an der von Margaret Connell selbst konzipierten Treppe im stattlichen Eingangsbereich hoch zu schauen, sollte man nach unten blicken: Fast jeder Raum im Haus ist mit schön angelegten Massivholzböden ausgestattet. Ein Flur mit Edelkirsche belegt zieht sich durch Räume, die abwechselnd mit dunklem und hellem Platanenholz belegt sind. Ein weiterer Boden ist mit Nussbaum in erlesenen Diamantmustern gestaltet. Margaret Connell beschreibt, es gebe insgesamt zwölf verschiedene Massivholzböden. „Wir hatten uns gedacht, dass alle Holzarten von Indiana vertreten sein müssten,“ so Davis. „Es ist eine sehr lokale Angelegenheit.“ Selbst die Garage ist mit Massivholz getäfelt. „Er hatte Amische Bauarbeiter. Sie hoben die Dachsparren von Hand mit Flaschenzügen drei Etagen hoch“ berichtet Davis. Einen von Cindys Lieblingsräumen, die Bibliothek, zieren eingebaute Bücherregale die sich an ein großes Bildfenster anschmiegen. „Es ist der einzige gemütliche Raum im Haus,“ sagt sie. „Was im Haus nicht so gut ist, ist die Raumstimmung. Sie ist zu offen, ja schrecklich öffentlich. Es fällt schwer, hier ein gemütliches Gefühl aufkommen zu lassen. Nur dieser Raum hat eine gemütliche Atmosphäre!“

Oben im Hauptschlafzimmer stößt man auf Möbel nach Maß, die von Amischen Schreinern in Handarbeit und passend zum Bodenbelag gebaut wurden. Rainstone hat lediglich vier, allerdings riesige Schlafzimmer. Jedoch gibt es vier Kamine und sieben Badezimmer – und einen Aufzug. Vier Bereichswärmepumpen und zwei Warmwasserbereiter halten das Haus warm. Der Sohn von Cindy benutzt das gesamte Untergeschoss für sein Routergeschäft, ImageStream Internet Solutions und beteiligt sich fleißig an der Stromabrechnung. Die Familie vermietet auch gelegentlich Räume, um die Instandsetzungskosten bezahlen zu können. Dennoch macht sich die Witwe des Doktors Sorgen. „Es sind die Leute vom Finanzamt, die von uns fordern,“ sagt sie. Sie zog hier ein, nachdem ihr Mann starb. Davis zog dann von Rhode Island nach Hause um sie zu pflegen. Davis stellt fest, dass es vorrangig die Reparaturen seien, die belasten. Beim Bau habe ihr Vater stets nach dem größten, dem besten und was vorwiegend am meisten hermachte, gefragt. Ersatz ist heute kaum mehr zu finden. Zum Beispiel als vor kurzem ein riesiges Spülbecken mit drei Wannen zu lecken anfing, stellte der Klempner fest, dass der Mittelhahn ein Prototyp auf einer Messe gewesen sein muss.

Ist das Innere schon bemerkenswert, die steinerne Außenansicht macht Furore. Davis glaubt kaum, dass es in ganz Indiana nochmals ähnliche Häuser wie Rainstone gibt. Der einzige, der den Stein wiedererkannte, war ein Freund aus Colorado. Dieser Staat verkauft keinen grünen Quarz mehr über seine Grenzen hinaus. Um die Fassade zu gestalten, schweißte ein Mechaniker aus Bourbon eine Motorplattform mit eingehenktem Diamantsägeblatt zum Steinschneiden zusammen. Bremer Maurer setzten alles – einschließlich eine Rosette in der Hausfront – zusammen. „Es ist meine Überzeugung: Energie kommt vom Stein,“ sagt Davis. „Es ist Quarz. Und selbstverständlich benutzt man Quarz in der ganzer Elektronik.“ Draußen steht eine Scheune, ebenfalls aus Stein, mit einer Wohnung und einigen Gärten. Es gibt kein Amisches Personal mehr, um den Hof in Stand zu setzen, jedoch der 1,2 Hektar große Teich, umgeben von einer Vielzahl blühender Apfelbäume, ist so eindrucksvoll wie ein Stadtpark. „Mein Papa ist im April geboren und ich sage Ihnen was, er gibt sich jeden Frühling eine Geburtstagsparty. Er ist noch hier, meint sie. Davis, eine Hypnotherapeutin, deren Geschäftsräume sich in einem Gebäudeeck befinden, sagte, dass sie die Anwesenheit ihres Vaters im Haus spürt. Sein Geist sei ihr schon mehrmals auf dem Grundstück erschienen, sagte sie. „Er schaut nach uns,“ sagt sie. „Er hat noch triftige Gründe, zu bleiben.“

Bürgerreporter:in:

Matthäus Felder aus Lichtenstein

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