Schwabmühlhausen im frühen Mittelalter (Merowinger-Epoche)

Fundauswahl: Lanzenspitze, Messer, Spatha, und Gürtelgarniturteile
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  • Fundauswahl: Lanzenspitze, Messer, Spatha, und Gürtelgarniturteile
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"Region: Augsburg/Land - Schwabmühlhausen"
(Landkreis Oberbayern; Reg.Bezirk Augsburg-Land/ Schwaben, Gmd.: Langerringen/Schwabmühlhausen)
Koordinaten: - in Google-Earth)
10°46'11.52"E ( Östlicher Länge),
48° 6'17.83"N (Nördlicher Breite)

Geschichte:
Erstmals urkundlich erwähnt mit dem Namen "Mulinhausen" wurde der Ort im 11. Jhdt. n.Chr. und war ursprünglich (12. und 13. Jahrhundert) im Besitz des Ortsadels der "Edlen von Erringen" (heute Gemeinde Langerringen).
Erste Grabungen wurden in diesem Ort bereits vor 100 Jahren (am 14.Juni 1905) durch den damaligen Vorsitzenden des Vereins - "Heimat in Kaufbeuren" - Kurat Christian Frank durchgeführt. Anlass war u.a. ein Grabungsfund bei Kanalisationsarbeiten. Aufgefunden wurden damals Reste einer Grabausstattung eines "vornehmen (adeligen)" Reiters aus dem 8.Jhdt. n.Chr.
Sichergestellt konnten damals u.a. eine Spatha - (germanisches zweischneidiges Langschwert), ein Sax (germanisches Kurzschwert), ein Sporenpaar, sowie einen zuckerhutförmigen Schildbuckel mit Silberblechmanschette. Man vermutete aufgrund dieses damaligen Fundes ein ehemaliges Gutsgehöft, der Lage nach ca. 40m südwestlich der heutigen Martinskirche.

Knapp 100 Jahre später im Jahre 1999/2000, wurden südlich dieser ersten Fundstätte durch den Bau von 2 Einfamilienhäusern erneut Sicherungsgrabungen durchgeführt. Diesmal unter der Leitung von Herrn R. Linke (Arbeitskreis für Vor- & Frühgeschichte im Landkreis Augsburg). Nach Freilegung des Grabungsgeländes fand man hier 33 Bestattungen in 24 Gräbern. Vorausgegangen waren 1981/82 Grabfunde auf nördlich angrenzenden Grundstücken, die jedoch weitgehend unbeobachtet zerstört wurden. Man vermutet einen frühmittelalterlichen Friedhof, der über die heutigen Friedhofsgrenzen im Westen und Süden hinausreichte. Sämtliche Gräber stammten aus der Epoche der Merowinger, einer Zeitspanne zwischen dem 6. und frühen 8. Jhdt.n.Chr. wobei hier wahrscheinlich auch eine Wiederbelegung eines älteren Gräberfeldes, gestützt auf festgestellte Nachbestattungen, vermutet wird.

Aufgrund der entdeckten Fundstücke vermutet man, daß hier eine vorwiegend bäuerlich strukturierte Siedlungsgemeinschaft lebte. Funde von 3 Männerbestattungen, mit vollständiger Waffenausrüstung aus Spatha, Sax, Lanze, Schild sowie Sporen belegen diese Vermutung. Bemerkenswert waren auch Funde einer vielteiligen Gürtelgarnitur (Grab 15, 6 und 16 - Abb. 85) spätes 7.Jhdt., sowie aufwendig bearbeiteter Silberblechmanschetten und einem Sporenpaar aus Grab 22.

"Zitierung von V.Babucke"..
Den Besitzstand dieser Führungsschicht lasst sich wohl am deutlichsten anhand der Spathagurte vom Typ Civezzano erläutern. Die Beschläge tragen eine sorgfältige Tierstiltauschierung in Messing und Silber und wurden vermutlich in einer italienischen Werkstatt hergestellt. Spathagarnituren diesen Typs bestehen in der Regel aus einem Hauptgurt, der um die Hüfte gelegt wurde, sowie einem Nebengurt, der zur Befestigung und Justierung der Spatha am Hauptriemen diente."

Die allgemein in Frauengräbern des ostalamannischen Raumes bereits seit der ersten Hälfte des 7.Jhdt. und damit wesentlich früher als in den Männergräbern einsetzende Reduzierung der Beigabensitte, lässt sich auch im Ausstattungsspektrum der Frauengräber des Schwabmühlhausener Friedhofes beobachten. Auffällig war u.a. ein aufwendiger Grabbau einer Verstorbenen, die auf den Typ einer Totenmemoria hinweisen. Grabbeigaben konnten hier nur anhand von Trachen-Fragmenten, sowie einer Eisenschnalle als Gürtelverschluss festgestellt werden.

Ob die Funde auf ein offenbar größeren Reihengräberfeldes des nur 50m südlichen Grabfundes von 1905 auf einen größeren zusammenhängenden Friedhof, oder auf einen eigenen abseits des Dorfriedhofes angelegten Bestattungsplatz eines Herrengutshofes hinweisen, konnte abschließend noch nicht festgestellt werden.

Anmerkung des WebAdmins (A.Platschka):
Sämtliche Fundstücke - wie auf Fotos angeführt sind im seit Nov.2009 erweiterten Museumsraum in Königsbrunn zu besichtigen:
Archäolog. Sammlung-Königsbrunn:
Arbeitskreis für Vor- und Frühgeschichte im Landkreis Augsburg
verantwortlich:
Rainer Linke , Im Rathaus/Untergeschoß, Marktplatz 7, 86343 Königsbrunn,
Öffnungszeiten: Jeden 3. Sonntag im Monat von 10:00 bis 12:00; Führungen können auch angemeldet werden unter - Kulturbüro Königsbrunn: E-Mail: kulturbuero@koenigsbrunn.de / 08231/606260 oder Fax: 606261
Bilder/Photos -mit freundlicher Genehmigung - Museum R. Linke)

Literatur-quellen/Hinweise:

V. Babucke,"Neue Ausgrabungen zu Schwabmühlausen im frühen Mittelalter aus: "Das Archäologische Jahr in Bayern (Ausgabe 2002)
F. Stein ,"Adelsgräber des achten Jahrhunderts. Germ. Denkmäler Völkerwanderungszeit A9 (Berlin 1967)
H.P. Uenze, "Vor- und Frühgeschichte aus dem Landkreis Schwabmünchen"
R. Linke: "Frühmittelalterliches Gräberfeld Schwabmühlhausen" Jahresber. Heimatver. Lkr.Augsburg 27, 2000, 53 ff.
R. Linke, Sonderdruck: "Aus der Vor- und Frühgeschichte" Königsbrunn, eine junge Stadt mit archäolog. Vergangenheit
W. P ötzl/O.Schneider, "Vor-&Frühgeschichte - Archäologie einer Landschaft" Landkreis Augsburg Band 2
W. Pötzl , "Herrschaft & Politik" Landkreis Augsburg Band 3
W. Pötzl/A.Hartmann, "Geschirr und Gerät in alter Zeit" Beiträge zur Heimatkunde des Landkreises
R. Linke: "Römischer Gutshof (Villa Rusticae) in Königsbrunn" Jahresber. Heimatver. Lkr.Augsburg 27, 2000, 51 ff.

Links/Services zu:

Museum Königsbrunn Website (Wikipedia) http://de.wikipedia.org/wiki/Arch%C3%A4ologisches_...

Ausführlichere Hinweise zur Bild-/Text-Beschreibung und Literaturquellen sind zu finden auf der Lechrain-Website http://www.lechrain-geschichte.de unter der Rubrik:

http://www.lechrain-geschichte.de/HiO_Reg_AGL%20Sc...
Oder auch (Aktualisierungen) unter:
http://www.lechrain-geschichte.de/SRV_Aktuelles.ht...
gez. Alfred Platschka
(Webmaster: www.lechrain-geschichte.de)

Bürgerreporter:in:

Alfred Platschka aus Igling

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