"Tag des offenen Denkmals"
Von der Gaststätte zur Musikschule - das Walderseehaus in Langenhagen

Das Walderseehaus in Langenhagen (Foto: Katja Woidtke)
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Dort wo heute schöne Töne durch die Räume klingen, trafen sich einst die Langenhagenerinnen und Langenhagener, um bei einem kühlen Bier über Gott und die Welt zu reden und über Politik zu diskutieren. Hermann Löns war hier ebenfalls zu Gast, und auch General Graf Waldersee, der Vorsitzender des Offiziers-Jagdvereins war, konnte hier früher bei den Vorstandssitzungen angetroffen werden.

Das alte Fachwerkhaus aus der Mitte des 19. Jahrhunderts, das an der früheren Poststraße durch Langenhagen nach Bremen lag, bekam dann auch vor dem 1. Weltkrieg seinen Namen nach dem berühmten Grafen. Waldersee hatte bei der Niederschlagung des Boxeraufstands in China den Oberbefehl über die Interventionstruppen aus Europa. 

Bis in die 1960er Jahre des vergangenen Jahrhunderts befand sich im Walderseehaus eine Gaststätte. Auf dem Terrazzoboden im Treppenhaus ist heute noch deutlich zu sehen, welchen Weg die Gäste durch den Eingang in den Schankraum genommen haben. Im ehemaligen Schankraum befindet sich heute das Büro des Leiters der Musikschule Herrn Unger. Von seinem Büro aus fällt der Blick durch die Terassentür auf die alte Kegelbahn der Gaststätte, in der in den 1950er Jahren ein Kurzwarenladen seine Geschäftsräume hatte und inzwischen der Kunstverein Langenhagen e.V. sein Domizil hat. Rechts und links der Tür sind die sogenannten "Engelsharfen" erhalten geblieben. Ob sie einmal als Windfang dienten?

In den Räumlichkeiten an der Bothfelder Str. werden heute die kleinsten Musikerinnen und Musiker bei der musikalischen Früherziehung unterrichtet. Die gute Isolierung der Fenster lässt dabei den Straßenlärm draußen, und die Musik kann ungestört durch die Räume klingen.

Ungefähr zu Beginn der 1950er Jahre war in diese Räume des Hauses links vom Eingang ein Schuhladen in das Walderseehaus eingezogen. Schuh Rohde ist auch heute bestimmt noch einigen Langenhagenerinnen und Langenhagenern ein Begriff. Nachdem die Gaststätte in den 1960er Jahren aus dem Haus ausgezogen war, richtete Frau Rohde in deren Räumlichkeiten einen Kunsthandwerksladen ein. Nach Umzug des Schuhladens an die Walsroder Straße 79 wurde der Kunsthandwerksladen auf sämtliche Räume des Erdgeschosses erweitert. Viele Jahre drückten sich die Langenhagener*innen an den Schaufensterscheiben des Ladens die Nase platt. Ich selbst habe oft mein Taschengeld für Geburtstags- und Weihnachtsgeschenke im Laden ausgegeben und dafür wunderschöne, kleine Schätze kaufen können. Das Geschäft wurde schließlich von einem neuen Eigentümer übernommen und als "Kunsthandwerk Hanisch" weitergeführt. Nachdem dieses Geschäft seine Türen für immer schloss, fiel das Walderseehaus in einen Dornröschenschlaf.

In den 1990er Jahren stand es komplett leer, die Fenster vernagelt und wartete auf bessere Zeiten. Mit dem Entschluss der Stadt Langenhagen, das Haus für die Musikschule nutzen zu wollen, kam wieder Leben in die alten Räume. Außer den schon erwähnten Engelsharfen sind im Walderseehaus noch ein paar alte Stützbalken original erhalten geblieben. Für die Sanierung von 1999 bis 2000 wurde viel Geld in das Walderseehaus gesteckt. Eine Investition, die sich gelohnt hat, sind nach dem 2. Weltkrieg doch leider viele historische Gebäude aus dem Langenhagener Stadtbild verschwunden. Umso schöner ist es, dass nun mit dem Kunstverein Langenhagen e.V. in der alten Kegelbahn und der Musikschule Langenhagen im Walderseehaus Kultur in das historische Fachwerkhaus eingezogen ist.

Neben dem Walderseehaus konnte am "Tag des offenen Denkmals 2011" auch die Godshorner Kapelle in Langenhagen besichtigt werden: Riskiert hier einen Blick in dieses kleine Schmuckstück!

Ungefragte Werbung wegen Namensnennung.

Bürgerreporter:in:

Katja Woidtke aus Langenhagen

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