Parks und Gärten in Niedersachsen
Ein Garten im Wandel - durch den Von-Alten-Garten in Hannover Linden

Sandsteinplastiken an der neu gestalteten Grotte bei der Schlossterrasse im Von-Alten-Garten (Hannover / Linden) (©Katja Woidtke)
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  • Sandsteinplastiken an der neu gestalteten Grotte bei der Schlossterrasse im Von-Alten-Garten (Hannover / Linden) (©Katja Woidtke)
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Mitten in Linden liegt mit dem Von-Alten-Garten eine grüne Oase: Der Garten ist heute ein Landschaftsgarten, der noch viel von seiner früheren Pracht erahnen lässt.

Die Familie von Alten gehört einem alten niedersächsischen Adelsgeschlecht an und besaß unter anderem ein Gut in Linden. Ende des 17. Jahrhunderts musste die Familie aus finanziellen Gründen das Gut an Franz-Ernst von Platen verpachten, der am Hofe von Ernst August von Hannover Hofmarschall war. Von Platen benötigte das Gut, damit er einen Sitz im Landtag bekam. So konnte er politisch weiter aufsteigen. Er wurde Reichsgraf und Premierminister. In Linden ließ er sich ein Lustschloss auf dem Gelände des Gutes errichten. Früh begann er einen Garten anzulegen, der wie Herrenhausen im barocken Stil gehalten wurde und dem Großen Garten durchaus Konkurrenz machte. 

Die Familie von Platen hatte großen Einfluss am hannoverschen Hofe. Gräfin Clara Elisabeth von Platen, die Frau von Franz-Ernst, war Mätresse des späteren Kurfürsten Ernst August von Hannover. Ihre Schwester Catharina von Busche war bis zur Hochzeit von Sophie Dorothea mit Ernst Augusts Sohn Georg Ludwig dessen Geliebte. Auch bei der Königsmarck-Affäre hatte Clara Elisabeth von Platen ihre Finger im Spiel. Sie selbst hatte ein Auge auf Königsmarck geworfen und wollte ihre Tochter mit ihm verheiraten. Als dieser ablehnte, soll Clara Elisabeth von Platen dafür gesorgt haben, dass die Affäre zwischen Königsmarck und der Schwiegertochter ihres Geliebten Ernst August, Sophie Dorothea, aufflog. Königsmarck verschwand spurlos. Bis heute wird erzählt, er sei von Meuchelmördern umgebracht und in die Leine am Schloss geworfen worden. Sophie Dorothea wurde vor Gericht wegen des Ehebruchs schuldig gesprochen und bis zu ihrem Tode nach Schloss Ahlden verbannt. Ihre Kinder durfte sie nie wieder sehen.

Unter Franz-Ernst von Platen erlebte der Garten in Linden seine Blütezeit. Er ließ ihn im Stil eines Barockgartens anlegen. Zum Garten gehörten Heckenbosketts, Wasserbassins, Springbrunnen, Schwanenteiche, die auch für Fischzucht genutzt wurden, eine Orangerie und sogar ein Tiergarten. Von einer Terrasse konnten die Buchsornamente im nördlichen Teil des Gartens betrachtet werden. Die Balustrade dieser Terrasse ist auch heute noch teilweise erhalten. Doch diese Pracht währte nicht lange. 1709 starb Franz-Ernst von Platen. 1718 ließ sein Sohn Ernst August die zum Teil heute noch stehende Mauer um den Garten errichten. Der von Alten-Garten hat heute allerdings nicht mehr seine einstige Größe. Unter anderem wird er von der B6 (Westschnellweg) durchschnitten. Auf der anderen Seite der Bundesstraße an der Wachsbleiche sind die alten Reste der Gartenmauer mit Tor zur Wachsbleiche zu finden.

Laut Pachtvertrag mit der Familie von Alten sollte das Gut mit Ländereien 1728 von der Familie von Platen wieder zurück gegeben werden. Im Vertrag war aber auch festgehalten worden, dass die Familie von Platen finanzielle Entschädigungen bekommen sollte, wenn z.B. ein Schloss gebaut würde. Der Fall landete vor Gericht. In dieser Zeit kümmerte sich niemand mehr um den Garten, so dass er wegen der hohen Pflegeintensivität und aus Modegründen um 1800 in einen englischen Landschaftsgarten umgestaltet wurde. Erst 1816 konnte die Familie von Alten das Gut endgültig zurückkaufen. 1845 zog Victor von Alten wieder in das Schloss in Linden. Er ließ die letzten barocken Elemente des Gartens durch den englischen Gartenstil ersetzen und an der Schlossterrasse eine Grotte anlegen. Durch das, wegen der Industrialisierung schnell wachsende Linden wurde im 19.Jahrhundert immer wieder Land vom Garten als Bauland genutzt. 1927 wurde das Schloss unter Denkmalschutz gestellt und der Garten als Anlage mit besonderem Denkmalwert eingestuft. Dadurch konnte Land des Gartens nicht mehr als Bauland verkauft werden. Das Schloss brannte im 2. Weltkrieg bis auf die Grundmauern nieder. Nur das aus Stein gebaute Kellergeschoss war erhalten geblieben. Heute finden sich nur noch die Schlossterrasse mit Teil der Balustrade, das alte Torhaus aus dem Jahre 1911, Brüning-Stein, Toranlage zur alten Gärtnerei hinter dem Torhaus, Hundeloch (alte Gerichtsstätte von Linden), einige Torpfeiler, Steine und Reste der alten Gartenmauer im Garten, der seit Beginn der 60er Jahre öffentlicher Park ist. Die Stadt hatte damals den größten Teil des Gartens angekauft. Auch die Platanenallee und die Buche vor der Terrasse sind noch zu sehen. 1997 kam der bis dahin private Teil der Familie von Alten nördlich der Schlossterrasse hinzu. Nach Sanierung dieses Gartenteiles, bei der auch die Grotte mit zum Teil erhalten gebliebenen Skulpturen von Flussgottheiten neu gestaltet wurde, konnte dieses Gartenstück im Jahr 2000 für Besucher geöffnet werden.

Schon unter der Familie von Platen war der Garten für die Bevölkerung geöffnet. Heute ist er eine kleine, grüne Oase mitten in Linden, durch die ein Hauch hannoverscher Geschichte weht. Sogar auf dem Spielplatz gleich hinter dem Torhaus wurden alte Mauerreste verbaut. Kinder können auch im Spielpark Linden im Von-Alten-Garten richtig toben. Der Garten lädt aber auch einfach zu Spaziergängen oder Joggingrunden ein. Der Von-Alten-Garten hat im ehemaligen Arbeiterviertel Linden heute einen hohen Naherholungswert.

Quellen:

"Elisabeth von Platen" von Paul Gerhard Zeidler
"Linden - Vom Ihmedorf zum Ihmezentrum" von Helmut Zimmermann
"Geschichte der Stadt Hannover" von Klaus Mlynek und Waldemar R. Röhrbein
Wikipedia
Broschüre der Stadt Hannover "Von-Alten-Garten"
Homepage: linden-entdecken, linden-lockt

(Für Inhalte auf den Homepages bei der Quellenangabe übernehme ich keine Haftung!)

Hier gibt es weitere tolle Ausflüge aus meiner Sammlung: Katjas Ausflugstipps

Bürgerreporter:in:

Katja Woidtke aus Langenhagen

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