„Landsberg kann mehr“: Ein Interview mit OB-Kandidat Mathias Neuner (CSU)

OB-Kandidat Mathias Neuner (CSU): "Bisher fehlt ein schlüssiges Verkehrskonzept"
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Der studierte Bau- und Wirtschaftsingenieur Mathias Neuner geht für die CSU ins Rennen um den OB-Chefsessel in Landsberg. myheimat unterhielt sich mit dem CSU-Politiker über sein emotionales Verhältnis zu seiner Geburtsstadt, die Reduzierung des Autoverkehrs in der Landsberger Innenstadt und eine zukunftsorientierte Energiepolitik.

myheimat: Herr Neuner, Sie treten bei der OB-Wahl am 11. März 2012 unter dem Motto „Landsberg lieben“ an. Welches emotionale Verhältnis verbindet Sie mit Ihrer Geburtsstadt?

Neuner: Wenn man in Landsberg geboren und aufgewachsen ist, verbindet einen schon vieles mit der Stadt. Es sind die Kindheits- und Jugenderinnerungen, die einen prägen und formen. Da ist der Schulweg durchs Hexenviertel und alte Bergstraße, der ganze Sommer im Inselbad beim "Turmfangus", baden im Lech, im Winter am Wochenende zum Christkindlmarkt und EVL, der erste Kuss beim Jugendtreff im Sportzentrum, Kommunion und Hochzeit in der Heilig Kreuz Kirche und vieles mehr. Es sind die Straßen und Häuser, die alle ihren eigenen Charakter haben und als Kind merkt man noch, wie eine Stadt riecht. Aber nicht nur die Stadt mit ihren Bauwerken, sondern die Menschen prägen das Leben. Es hat schon was, beim Elternsprechtag seiner Kinder plötzlich seinem ehemaligen Lehrer gegenüber zu stehen. Da wächst man schon stark mit seiner Stadt zusammen.

myheimat: Was würden Sie im Falle eines Wahlsieges anders machen als der derzeitige Amtsinhaber?

Neuner: In meinem Leben habe ich die Erfahrung gemacht, dass auch andere Menschen gute Ideen haben und dass man diese nur aufgreifen und umsetzen muss. Man kann nicht in allen Bereichen immer die beste Idee haben. Von daher denke ich, wäre ein etwas offenerer Umgang miteinander und eine deutliche Klarstellung der Ziele wünschenswert. Eine stärkere Diskussionskultur und Offenheit gegenüber anderen Meinungen ist für das Erreichen gemeinsamer Ziele unabdingbar. Unsere Stadt steht in vielerlei Hinsicht gut da, aber ich weiß: Landsberg kann mehr. Landsberg muss nun den Wandel zur Moderne schaffen. Demographischer Wandel und die Energiewende stellen uns vor große Herausforderungen. Wir haben die geographische Lage, das Potential und die Menschen, unsere Stadt dafür zu rüsten und für die Zukunft stark zu machen. Wir müssen es auch schaffen, unsere Schulden los zu werden, die für unsere Kinder zu einer großen Belastung werden.

myheimat: Eines Ihrer besonderen Anliegen ist die Reduzierung des Autoverkehrs in der Innenstadt. Welche Schwerpunkte wollen Sie in diesem Bereich setzen?

Neuner: Was Landsbergs Innenstadt fehlt, ist ein schlüssiges Konzept für Parken, Radfahren, Gehen und Busfahren. Es gibt für den Innenstadtbereich sicher vernünftige Alternativen zum Auto. In dieser Hinsicht ist mir unsere Innenstadt viel zu "autolastig". Das bedeutet aber nicht, dass wir alle zu Fußgängern und Fahrradfahrern mutieren sollen. Zu einer modernen Stadt gehört auch eine effektive Infrastruktur der Verkehrswege. Ich bin der Meinung, wir sollten alte Denkverbote nochmal prüfen und spreche daher bewusst die Suche nach einer innenstadtnahen Umgehung an. Die Entwicklung einer Stadt geht immer mit ihrer verkehrstechnischen Infrastruktur einher. Landsberg prosperiert nicht zuletzt wegen der guten Verkehrslage, Autobahnen und Bahnanbindung. Von daher ist das Auto sicher das Verkehrsmittel Nr. 1 und wird es auch bleiben. Wir benötigen nur andere Antriebsysteme.

myheimat: Auf welche Formen der Energieerzeugung würden Sie als Stadtoberhaupt setzen und welche Rolle spielen die Stadtwerke dabei?

Neuner: Der Mix ist die richtige Lösung. Man muss die Lunte von beiden Seiten anzünden, d.h. verstärkt auf Energieeinsparung setzen und gleichzeitig die Erzeugung von regenerativer Energie fördern. Warum nicht alle Straßenlaternen auf LED-Technik umstellen und den Einbau von Blockheizkraftwerken in die Wohnhäuser fördern, um diese zentral zu steuern? Modernes Energiemanagement und Dämmen der öffentlichen Gebäude würde schon mal viel bringen. Die Energie, die wir nicht verbrauchen, muss erst gar nicht erzeugt werden. Sonnen- und Windnutzung sind eine Lösung, die anzustreben ist, ohne allerdings das Landschafts- und Stadtbild zu stark zu beeinflussen. Wir müssen die Stadtwerke auf starke Beine stellen, um in Zukunft das Potential zu haben, eine energetisch autonome Region zu werden und auch noch Gewinne daraus erzielen zu können. Das hat den Vorteil, dass die gesamte Wertschöpfung bei uns bleibt. Das ist nicht nur ökologisch, sondern auch ökonomisch sinnvoll.

myheimat: Die amtierende Stadtregierung setzt auf einen Ausbau der Ganztagsbetreuung für Grund- und Mittelschulen. Gibt es in diesem Bereich auch Differenzen zur aktuell verfolgten Politik?

Neuner: In dieser Frage sind wir uns einig. Ganztagsbetreuung für Kinder wird verstärkt von den Eltern gefordert und es ist für unsere Stadt immens wichtig, diese im vollen Umfang, mit hoher Qualität anzubieten. Das wird zunehmend zu einem Standortvorteil. Es fängt schon bei der Bereitstellung von ganztägigen Kindertagesstätten an, setzt sich bei der Nachmittagsbetreuung an den Grundschulen fort und geht auch bei den Mittelschulen weiter. Die Zeiten haben sich geändert, so dass die Mütter nicht mehr automatisch ihre Arbeit aufgeben, wenn sie Kinder bekommen. Wir müssen diesen Müttern eine Wahlfreiheit zwischen Kindererziehung oder Arbeit ermöglichen. Auch bei der Ferienbetreuung ist Landsberg auf dem richtigen Weg. Kinder sind unsere Zukunft und da ist jeder Euro gut investiert.

myheimat: Sie sind studierter Bau- und Wirtschaftsingenieur. Inwieweit könnten Ihnen die in diesem Beruf gesammelten Erfahrungen bei der Ausübung des OB-Amtes helfen?

Neuner: Ich bin es gewohnt, im Team zu arbeiten, Menschen zusammenzubringen und zu motivieren, so dass sie sich in dieselbe Richtung bewegen. Als Unternehmer habe ich gelernt, Verantwortung zu übernehmen und wohl überdacht, wichtige Entscheidungen zu treffen. Zudem kommt noch dazu, dass eine wesentliche kommunale Aufgabe im Bau und Bauunterhalt besteht. Darin kenne ich mich bestens aus. Als Wirtschaftingenieur habe ich auch gelernt, mit Geld umzugehen und Personalverantwortung zu übernehmen. Die Stadt ist eines der größten Unternehmen in Landsberg und sollte daher durchaus von jemandem geführt werden, der in der freien Wirtschaft als Unternehmer Erfahrungen gesammelt hat.

Bilder: Oliver C. Grüner

myheimat-Team:

Joachim Meyer aus Friedberg

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