TAMAM! Vom Storyboard zu bewegten Bildern

Der Videoworkshop geht ganz von vorne los - mit dem ersten Film der Brüder
Lumiére von dem 1895. | Foto: Bader Alahmar
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  • Der Videoworkshop geht ganz von vorne los - mit dem ersten Film der Brüder
    Lumiére von dem 1895.
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„TAMAM!“: Neues Projekt des Landsberger Kulturvereins «dieKunstBauStelle e.V.» gestartet.

TAMAM! heißt das aktuelle Projekt des Landsberger Kulturvereins «dieKunstBauStelle e.V.», das mit rund 32 jungen erwachsenen Geflüchteten zwischen 18 und 26 Jahren durchgeführt wird und diese in die Medientechnik einführt. Mehr als zwölf Schülerinnen und Schüler des IKG leisten dabei als Mentoren der Flüchtlinge eine wichtige Hilfestellung.

Das Projekt wird mit acht großen Workshops zu Medienarbeit umgesetzt. Der Schwerpunkt liegt auf dem Bereich Video und Film – von der Erstellung eines Storyboards über das Schreiben eines Drehbuchs bis hin zur Realisierung von Videos. TAMAM! ist eine Initiative und Idee von Wolfgang Hauck und setzt das erfolgreiche Format von „Türkenmariandl“ fort, welches jedoch ausschließlich von Jugendlichen durchgeführt wurde. Realisiert wird das Projekt als außerschulische Maßnahme der kulturellen Bildung in enger Kooperation mit den Bündnispartnern Landratsamt Landsberg und Ignaz Kögler Gymnasium.

„Für mich war es sehr wichtig, dass die Jungs in den Flüchtlingsklassen die Möglichkeit haben, sich in einer anderen Sprache – nämlich der Sprache der Kunst, der Fotografie und des Films – auszudrücken“, betont Ursula Triller, Schulleiterin des IKG. „Ich denke, dass sie auf diese Weise vieles verarbeiten können. Es ist eine universale Sprache, die das Band zwischen den Flüchtlingen und unseren Schülern noch enger knüpft. Über die Gelegenheit, die sich für uns über TAMAM! ergeben hat, freue ich mich sehr, weil ich glaube, dass dieKunstBauStelle die Strukturen, die Erfahrungen und auch die Begeisterung mit sich bringt, die für ein solches Projekt notwendig sind – für uns ein Glücksfall.“

Geschichten in Bildern erzählen

Als Einstieg in die Technik wurden bereits Ende des vergangenen Jahres Fotocomics als Storyboard erstellt. Schnell wurde klar: Einfache Abläufe mit Bildern zu erzählen, ist nicht so leicht, wie man denkt. „Man muss vorher sehr viel überlegen, etwa welche Bildanordnung am meisten Sinn macht und letztlich zu einer schlüssigen Geschichte führt“, erklärt Hauck. „Schließlich ist ein Storyboard quasi die Vorbereitung für einen späteren Film oder ein späteres Video.“

„Die Flüchtlinge sollen dabei lernen, Geschichten in Bildern zu erzählen“, sagt die 15-jährige Natalie Rosner aus der 10. Klasse des IKG. Erste Geschichten haben die Teilnehmerinnen und Teilnehmer inzwischen schon erzählt, bereits zu einem Fotocomic verarbeitet – und sie sind begeistert: „Wir hatten ein gutes Team, eine tolle Idee und viel Spaß“, sagt Bader aus Syrien. Adnan, ebenfalls aus Syrien, hat ganz besonders die Zusammenarbeit zwischen den deutschen Jugendlichen und den Flüchtlingen gefallen: „Das Zusammensein nimmt den Deutschen die Scheu vor uns Ausländern“, sagt er. Auch wichtig ist für ihn dabei, deutsch lernen zu können.

Aber auch für die Schülerinnen und Schüler des IKG ist es wichtig, mit den Flüchtlingen zusammenzuarbeiten. Etwa für den 17-jährigen Max Petermann, der die 12. Klasse besucht. Er wünscht sich, dass die Flüchtlinge besser integriert werden und Freunde finden. Und auch er selbst möchte mehr Anschluss zu ihnen finden. „Ich hatte schon immer das Ziel, mehr mit Flüchtlingen zu machen, und das war jetzt eine gute Gelegenheit“, sagt er. Natalie macht bei dem Projekt mit, weil es ihr Spaß macht, anderen zu helfen. „Das mache ich mit Leidenschaft, das macht mich glücklich“, betont sie.

Begegnung mit der Hochschule für Fernsehen und Film

Das integrative Projekt wird in diesem Jahr fortgesetzt. An weiteren sieben Workshop-Maßnahmen – also voraussichtlich 70 Tagen – wird für weitere Interessenten ein Einstieg oder eine intensive Beteiligung möglich sein.

Ganz besonders freuen sich die Teilnehmerinnen und Teilnehmer auch auf die Begegnung mit der HFF, der Hochschule für Fernsehen und Film aus München, die vom 16.-18. Januar in Landsberg zu Gast ist. An den ersten beiden Abendterminen zeigen die HFF-Studenten im Rahmen des Filmforums ihre aktuellen Spiel- und Dokumentarfilme und damit eine große Bandbreite filmischer Formen und Genres. Kurt Tykwer hat alle TAMAM!-Beteiligten eigens dazu eingeladen. „Ich finde das Projekt sehr interessant, und es passt hervorragend zu unserer Filmreihe“, meint er. „Auch die jungen Filmemacherinnen und Filmemacher, die zum Teil noch im Studium sind, widmen sich ganz intensiv Themen der Zeit, zum Beispiel eben dem Thema Flucht. In allen Filmen geht es letztlich um nichts anderes als darum, Schutz zu suchen.“

Bewegte Bilder produzieren, das möchten auch die Teilnehmerinnen und Teilnehmer von TAMAM! und freuen sich schon, wenn es nun bald weiter geht. Adnan hat bereits ganz konkrete Vorstellungen: „Ich würde gerne einen Film darüber machen, wie Flüchtlinge in Deutschland leben.“

Perspektiven und Hoffnung

Das Projekt wurde mit Fördergeldern des Programms „Mein Land – Zeit für Zukunft“ der Türkischen Gemeinde in Deutschland, als Teil der großen Initiative „Kultur macht stark – Bündnisse für Bildung“ des Bundesministeriums für Bildung und Forschung ermöglicht und finanziert.

Um für solche und andere Projekte die entsprechende Ausstattung zu haben, unterstützt der Rotary Club Ammersee Römerstraße den Kulturverein mit Investitionen für die Medientechnik. „Wir sind sehr beeindruckt vom Verein dieKunstBauStelle und überzeugt von dessen Arbeit und Qualität“, sagt Präsidentin Nicole Truckenbrodt. „Es liegt uns am Herzen, lokale Projekte zu supporten, die wirklich sinnvoll sind. Zudem ist Jugend unser Schwerpunkt, daher lag es auf der Hand, genau dieses Projekt zu unterstützen. Es eröffnet Perspektiven und weckt Hoffnung für uns alle.“

Landrat Thomas Eichinger betont: „Es ist eine großartige Idee des Landsberger Kulturvereins «dieKunstBauStelle e.V.», mit jungen Flüchtlingen aus verschiedenen Ländern und heimischen Schülerinnen und Schüler gemeinsame Medienprojekte ins Leben zu rufen. Ich bedanke mich herzlich bei den Initiatoren und bei allen Beteiligten für dieses gute Beispiel gelebter Integration, das auch der Landkreis Landsberg am Lech dankbar unterstützt“.

Bürgerreporter:in:

Andrea Schmelzle aus Landsberg am Lech

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