Das Läuten der Glocken in der Bernwardskirche

Shizze nach dem Original der Dorfchronik
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  • hochgeladen von Wilhelm Heise

Auf Seite 49 der Chronik ist beschrieben, wie in Groß Lafferde in früheren Zeiten die Kirchenglocken angeblich geläutet wurden.
Zitat:
Der Glöckner läutete die Glocken über ein Seil, durch ein Fenster.
In Groß Lafferde war es nicht wie in anderen Kirchen üblich, die Glocke im Kirch- bzw. Wehrturm über ein senkrecht nach unten fallendes Seil zu läuten.
Der Turm war in erster Linie für militärische Zwecke eingerichtet. Das Läuten der Glocke geschah durch eines der beiden östlichen Fenster mit Mittelsäule.
Das Seil hinterließ an der Mittelsäule erhebliche, etwa handgroße Schleifspuren. Der Durchmesser der Säule wurde an dieser Stelle um ca. ein Drittel reduziert. Wieviel Jahre muss ein Hanfseil an einem Sandstein schleifen, um ein solches Mal zu hinterlassen.

Zitat Ende.

Aus einer Zeichnung auf Seite 43 der Chronik ist ersichtlich, wie der Autor sich das Läuten vorstellt: In der Glockenstube führt ein Seil schräg abwärts zum Fenster hinaus. Draußen wird das Seil durch einen an der Wand befestigten Abstandshalter (mit Umlenkrolle?) senkrecht nach unten in das Dach des Kirchenschiffes geführt.

Ich habe noch nie Kirchenglocken geläutet, kann mir aber vorstellen, dass das Läuten über eine derartige Konstruktion mit Schwierigkeiten verbunden ist und wesentlich mehr Kraft erfordert, als das übliche Verfahren. Das ist wohl auch der Grund, weshalb nirgends auf der Welt Kirchenglocken auf diese Weise geläutet wurden und werden.

Wie technisch unbegabt müssten Generationen von Groß Lafferdern gewesen sein, dass sie dem Schleifen des Seiles nicht abgeholfen hätten.
Sie hätten offensichtlich in Kauf genommen, zerschlissene, durch Wind und Wetter geschädigte Seile regelmäßig auszuwechseln. Dass dann auch noch die Umlenkung an der Außenseite des Turmes insbesondere bei Eis und Schnee zum vorzeitigen Verschleiß der Seile beitragen würde, käme noch hinzu. Möglicherweise hätte man mit nassen, steifgefrorenen Seilen gar nicht läuten können. Es bliebe nur zu hoffen, dass in diesem Falle kein Alarmläuten (Feuer, Feind) notwendig würde.
Zu beachten wäre auch das Regenwasser, welches am Seil hinunter durch das geöffnete Dach in die Kirche einsickern könnte.

Sollte das alles über Jahrhunderte in Kauf genommen worden sein, nur weil der Kirchturm für militärische Zwecke eingerichtet war? Was waren das für Einrichtungen, die es nicht erlaubten, ein wenige Zentimeter dickes Seil auf kürzestem Wege im inneren des Turmes nach unten zu führen?
Außerdem waren nachweislich bereits im Jahre 1677 zwei Kirchenglocken vorhanden. Man wird doch nicht beide Glocken auf diese verschrobene Art und Weise geläutet haben?
Spätestens im Jahre 1858 wäre diese Art des Läutens beendet gewesen, denn dann sind die östlichen Schalllöcher beim Kirchenneubau zugemauert worden.

Viel naheliegender ist, dass die Schleifspuren durch Baumaterialtransporte entstanden sind, denn beim Bau des Turmhelmes der neuen Bernwardskirche wurden große Mengen bewegt.

Es wäre nicht völlig abwegig, zu behaupten, die Spuren könnten durch das Anschlagen allzu heftig geläuteter Glocken entstanden sein. Jedenfalls sind nachweislich innerhalb von rund 70 Jahren 4 Kirchenglocken unbrauchbar geworden. Für das Jahr 1749 ist belegt, dass die kleine Glocke durch zu heftiges Läuten auf dem Turm geborsten ist.

Was es auch immer mit den geheimnisvollen Schleifspuren an der Säule auf sich hat: Die Glocken der Bernwardskirche in Groß Lafferde wurden von Anfang an bis zur Elektrifizierung im inneren des Turmes mit senkrecht herabhängenden Seilen geläutet.

Bürgerreporter:in:

Wilhelm Heise aus Ilsede

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