Willkommen 2014

Gespräche zum Jahreswechsel

Wir saßen zusammen im neuen Jahr bei einem Glas Rotwein, sinnierten über Gott und die Welt, und das alles zurzeit nicht so recht zusammen passte, Weihnachten und Jahreswechsel ohne Schnee, den aber gleichzeitig keiner wollte, der Wintersport im Fernsehen kam auch nicht so recht rüber,
worauf meine Frau sagte, das Andrea Henkel, nach mehr als 12 Jahren Biathlon nach dieser Saison aufhört, genau wie Martin Schmitt von den Skispringern, es stimmte, und wir alle waren damals dabei, als sie ihre erfolgreichen Karrieren begonnen hatten, jetzt ist es ihre letzte Saison, und dann wäre keiner mehr von den alten dabei, die wir noch so gut kannten.

Etwas Schwermut, ein Hauch von Abschied lag in der Luft, Micha meinte, das sei aber typisch für diese Tage, an denen die Sonne morgens noch im dunklen aufginge, das wäre bald vorbei, mal sehen was uns das neue Jahr bringt, und folgerichtig kam das Gespräch auf Horoskope, und ich sagte, in einer Zeitschrift las ich, das lt. chinesischem Horoskop 2014 das Jahr des Pferdes ist, und dieses hat als Partner also als eine Art Aszendent das Holz, also haben wir das Jahr des Holzpferdes und das sei eine ausgesprochene Glücksverbindung, denn gerade die Verbindung mit dem Holz verheiße Tatkraft und Zuversicht, so das kreative Ideen auch erfolgreich sein werden, war da zu lesen, es hat nur einen Nachteil, es beginnt erst am 21. März, und bis zum 20. März haben wir es noch mit dem Jahr der Schlange zu tun, das wir nur mit viel Glück unbeschadet überleben, zumal die Schlange auch noch holzfrei ist.

Aber um über das eigene Schicksal genaueres zu erfahren wäre es nötig noch ein wenig tiefer zu recherchieren, das bot die Zeitschrift auch an, und so erfuhr ich, das ich im Jahr des Schafes geboren wurde, und somit auch ein Schaf wäre, worauf mein Freund Bernd meinte, dazu brauchte ich die ganze Recherche nicht, das hätte er mir auch so sagen können.

Ich ignorierte seine boshaften Fachkenntnisse über mich und erinnerte ihn daran, dass er im Schlangenjahr bereits zwei Mal seinen schon ausgefüllten Lottoschein nicht abgegeben hat, weil er ihn verbaselt hatte, wodurch ihm nachweislich ein vierer durch die Lappen gegangen ist, seitdem spielt er zusätzlich ab und zu Toto, da sei nämlich Fachwissen gefragt, was ihm bislang aber auch nichts genützt hat, im Gegensatz zu unserer Oma, die kannte nach eigenen Angaben weder Borussia-Bayern noch Schalke-Hamburg, hatte aber mehrere kleine Gewinne eingesteckt.

Wir grübelten weiter an unseren astrologischen Zukunftsaussichten, das chinesische Horoskop samt meinem Schaf konnten wir bis Ende März vergessen, und das Jahr der Schlange, das noch bis zum 20. März geht, brauchte ich sowieso nicht weiter erforschen, hier hätte ich mich schon seit letzten März anders verhalten müssen, aber das hätte man mir vorher sagen sollen.

Micha meinte, der 100jährige Kalender wäre auch interessant, da er als Basiswissen ebenfalls die Astrologie bemühe, und dieser Kalender behauptete, das alles in einem gewissen Zyklus abläuft, denn Geschichte wiederhole sich, in diesem Fall alle 7 Jahre und zwar 1. beim Wetter und 2. auch sonst.

In seinem Alter hätte er demnach schon einige Zyklen durchlebt, meinte Bernd, aber wann er nun dieses richtig oder das andere falsch gemacht habe, hätte er sich nicht gemerkt, da müsse er schon seine Schwiegermutter fragen, Fazit: wir konnten so nicht erkennen, was uns 2014 erwartet, aber es soll ja Déjà-vu-Erlebnisse geben, mal sehen.

Darauf meinte Klaus, das sei alles Quatsch, zum Beispiel könne niemand alle 7 Jahre durch die Fahrprüfung rasseln, und schaute seine Frau an, aber eine Logik der Zahlen gäbe es schon, ein Kollege zum Beispiel erzählte alle 8 Tage den selben Witz, worauf Ines meinte, das hieße den gleichen Witz und erhielt prompt einen Rüffel, sie solle nicht so pingelig sein, das führe zu nichts, was folgende Geschichte beweise:

Wenn ihn jemand fragte: wann in etwa sind die Saurier ausgestorben, dann würde er sagen, das war genau vor 65 Millionen Jahren und 14 Tagen, er hätte nämlich einen fachkundigen Professor das auch gefragt, und der hat gesagt, die Saurier sind ausgestorben vor 65 Millionen Jahren, und das war vor 14 Tagen.

Ines konterte: oder wie der Hinweis“ Jeder dritte Dampfer, der hier abfährt sinkt, aber Sie haben Glück, dies ist der neunte“

Micha winkte ab, wenn ich etwas genau wissen will, sagte Micha, dann guck ich in meinen Computer, da steht fast alles drin.

Aber nicht immer alles richtig, meinte Bernd, stell dir vor, du lässt deine DNA entschlüsseln, dabei hackert die Software und der Computer sagt, „Sie sind kein Mensch, sondern ein Pudelmischling.“ und fand, das sei genau so blöd, wie das Spiel „Sag mir deinen Namen und ich sag dir, wie du heißt“

Der Rotwein und der Jahreswechsel taten ihre Wirkung, und Micha schaute etwas verloren drein, Ines hakte sich bei ihm ein und sagte:
„Micha, leb dein Leben positiv und zwar jetzt, denn eines Tages wachst du auf und bist eine alte Frau“.

Wir nickten zustimmend, nur Micha schien das nicht zu trösten.

Wir wechselten das Thema, aber nicht die Stimmungslage, denn Micha sagte, habt ihr gelesen, Phil Everly ist tot, er wurde 74, ihr erinnert euch an die Everly Brothers?, ja natürlich taten wir das, und ich dachte an "Wake Up Little Susie", “All I have to do is dream“ und natürlich und vor allem an „Unchained melody“, denn das ist ein ganz besonderes Lied, über 500 Interpreten hatten und haben es in ihrem Repertoire, es ist das vielleicht erfolgreichste Lied des 20. Jahrhunderts, von dem der Musikkritiker Kapulsky schrieb:

„Es ist ein Klassiker im wahrsten Sinne des Wortes, es ist zeitlos, ein Lied, das den Tod nicht kennt, es wird immer wieder neu entstehen.“

Das war jetzt genau das richtige Lied, ich ging an den Computer, klickte über ein Musikportal Unchained Melody an, wählte allerdings die Version von den Righteous Brothers, weil sie mir noch besser gefiel als von den Everly Brothers, und wir hörten still zu, in Erinnerungen versunken, hörten das Lied von einer Liebe, die verloren ging, von der Verzweiflung aber auch von der Hoffnung von zwei Menschen auf ein Wiedersehen nach vielen Jahren.
„Die Hoffnung sollten wir ins neue Jahr übernehmen, meinte Micha, denn dieses Lied hat uns wieder verzaubert, und egal ob eine Schlange oder ein Holzpferd uns einfangen will, wenn man Hoffnung hat, dann ist die Zukunft willkommen.

Wir stimmten zu, erhoben unsere Gläser und Ines sagte:

„Also dann, willkommen 2014“

Darauf stießen wir an

Gerd Szallies

Bürgerreporter:in:

Gerd Szallies aus Laatzen

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