Namen sind nicht Schall und Rauch

denn

Namen haben es in sich

eine Meldung im Teletext der ARD überraschte mich vor ein paar Tagen, denn ich erfuhr, dass ich an diesem Tag Namenstag hätte, womit ich allerdings nicht viel anfangen konnte, zusätzlich fiel mir ein Bericht aus einer älteren Ausgabe der Tageszeitung in die Hände, und beides führte zu diesem Artikel,

aus irgendeinem Grund hatte ich die Zeitung aufgehoben, egal, jedenfalls war da ein Bild des ehemaligen Bundeskanzlers Schröder zu sehen, als er sich vor Jahren einer Kindergruppe mit seinem Vornamen vorstellte, indem er sagte: „Ich bin der Gerd“, und ich nahm diese Worte irgendwie auf, vielleicht, weil ich auch Gerd heiße,
bei Herrn Schröder war das nicht ganz präzise, denn er heißt Gerhard, was aber nicht bedeutet, er habe etwas falsch gemacht, keineswegs, er hat sich lediglich einem bestimmten Kreis gegenüber ganz bewusst umgangssprachlich ausgedrückt, und dagegen ist überhaupt nichts einzuwenden,

denn das kennen wir alle, da wird aus Michael Micha und aus Monika Moni, das sollte allerdings nicht jeder übernehmen, es gilt nicht für jeden, denn es ist meist keine Variante, um anderen das aussprechen des vollen Namens zu ersparen, sondern ein Geschenk an einige wenige, wobei es oft so ist, das ein dritter diese Kurzform erfindet, die man in bestimmten Situationen für sich selbst übernimmt,

funktioniert allerdings nicht immer, es gibt Namen, bei denen sind die Chancen dafür gleich Null,

denn gelungene Kurzformen oder Spitznamen lassen sich nicht immer finden, oder sind nicht nötig, wie Heinrich Spoerl in einem seiner Romane meinte, indem gesagt wurde, alle unsere Lehrer hatten einen Spitznamen, nur unser Musiklehrer nicht, er hieß Fridolin, und brauchte daher keinen

auch Gerd ist nicht mehr zu verkürzen, nun hab ich ja noch einen, doch den hab ich vor allem als junger Mann eher für mich behalten, obwohl er von anderen meist favorisiert wurde, denn mein zweiter Vorname ist Emil, was dazu führte, das Gerd von vornherein auf der Strecke blieb, erhöhte auf der anderen Seite aber meinen Bekanntheitsgrad, denn alle umstehenden drehten sich um, wenn jemand nach mir rief, weil sie wissen wollten, wer hier Emil heißt,

"in der DDR wäre das nicht möglich gewesen, sie gestattete nur einen Vornamen",

Es ist schon eine merkwürdige Sachen mit den Namen, denn auf den eigenen Namen hat man keinen Einfluss, sie werden uns von den Eltern gegeben, zumindest aber von älteren, was dazu führt, dass andere Menschen eher wissen, wie wir heißen, als wir selbst, zumindest war das bei mir so, und wie lange es gedauert hat, bis ich kapiert hatte, dass ich Gerd heiße, weiß ich nicht mehr, aber für meinen Führerschein brauchte ich auch einige Zeit, außerdem war ich mir im frühkindlichen Alter sicher, mein Vorname sei "lass das", denn das riefen sie am meisten, und immer war ich gemeint,

eher selten, doch nicht immer gefallen uns unsere Namen, hier sind besonders die Vornamen gemeint, und die Begründung unserer Namensgeber für unsere Vornamen sind vielschichtig, es kann sein, dass unsere Eltern sie einfach schön finden, oder sie passen so gut zum Familiennamen wie der Rembrandt zur Gardine,

man gibt seinen Sprösslingen den Namen der Großeltern, oder der Patentante, wir haben aristokratische Namen, oder das Gegenteil davon, wir heißen Tristan oder Isolde, wenn unser Vater ein Richard Wagner-Verehrer war
wir haben altmodische Namen, und welche, die in „unsere Zeit“ passen, es gibt Namen, die vielen Menschen so gut gefallen, dass sie in einem gewissen Zeitrahmen immer wieder gewählt werden,

so wurden Marlies und Peter die beliebtesten Namen in der Zeit von etwa 1942 bis 1950, in den USA galt dies zur gleichen Zeit für den Namen Joe,
was damals zu der Behauptung führte:

“Wenn irgendwo 5 amerikanische Jungen zusammen stehen, heißt immer einer Joe“,

zwei erfolgreiche amerikanische Filme mit dem jungen Schauspieler Macaulay Culkin nämlich „Kevin allein zu Haus“ aus dem Jahr 1990 und "Kevin allein in New York", aus dem Jahr 1992 sorgten nicht nur in den USA, auch in Europa dafür, das "Kevin" für einige Zeit zum beliebtesten Namen wurde,
das hielt allerdings nicht lange an,

als weiblichster aller Namen gilt nach wie vor "Eva"

zu Menschen, die den Namen Marlies tragen, fand ich im Internet den Hinweis, dass sie alle nett, liebenswert und temperamentvoll sind, das der Name eine Zusammenfassung von Marie und Liese, oder Marie-Luise sei, das bedeute "Gott geweiht", und nur ganz wunderbare Menschen hießen Marlies,
und das alles gleichzeitig

doch das wusste ich schon vorher, und kann es nur bestätigen

natürlich gelten für andere Vornamen die gleichen oder ähnlich schöne Attribute,

selbstverständlich

denn alle unsere Vornamen haben eine Bedeutung, nicht immer so leicht zu entschlüsseln wie im Märchen bei Schneewittchen oder Dornröschen

Favoriten in heutiger Zeit sind Ben und Leon, sowie Mia und Emma

mein eigener Name wurde und wird in der Literatur nur spärlich erwähnt,
jedoch, so heißt es, könne Gerd als "der Kühne mit dem Speer" gewertet werden,
also damit kann ich leben, hätte ja auch anders kommen können, z.B.

"der Rächer mit dem Becher", oder ähnlich

auch in der Poesie kennt man die Begriffe "Name" und "Namen",
so soll jemand auf die Frage:
"Wie sehr liebst du diese Frau"
geantwortet haben:
"Ich möchte auf einem Berg stehen, und immer ihren Namen rufen"

welche Rolle die so geliebte dabei spielen soll, bleibt unklar,

vielleicht soll sie mittags hochkommen, und ihm das Essen bringen,

bei "befreundeten" Sprachen können wir erkennen, ob ein Name weiblich oder männlich ist, obwohl wir ihn vorher noch nie gehört haben

Vornamen kann man nicht ablegen, sie begleiten und identifizieren uns ein Leben lang, bei Nachnamen ist das anders, die kann man ändern, zum Beispiel anlässlich der Hochzeit, das war nicht immer so,

bis 1976 hatte es wohl mehrfach folgenden Dialog gegeben:

"Herr Müller, für ein Glas Bier sage ich Ihnen den Namen Ihrer zukünftigen Frau"
neugierig geworden spendierte Herr Müller ein Glas Bier,
und erhielt als Antwort:

"Herr Müller, Ihre zukünftige Frau heißt……………..Frau Müller"

- funktionierte auch mit jedem anderen Nachnamen -

denn bis zur Eherechtsreform 1976/77 wurde anlässlich der Hochzeit immer der Name des Mannes der Name für die Eheleute;

danach war das nicht mehr automatisch der Fall, nun konnten Verlobte bei der Eheschließung entweder den Namen des Mannes oder den der Frau zum gemeinsamen Familiennamen bestimmen, der andere Ehepartner konnte den Geburtsnamen dem Namen zufügen.

mit der Neuregelung des Namensrechts 1993 wurde endgültig bestimmt, das jeder Ehegatte den zum Zeitpunkt der Eheschließung geführten Namen so lange behält, bis sie beide vor einem Standesamt erklären, sich einen gemeinsamen Namen zu geben,

allerdings kann man seinen Nachnamen ergänzen, ganz offiziell durch einen Titel wie Dr. oder Professor,

es gibt Namen, die niemals wirklich gebraucht wurden, und so weiß heute kaum noch jemand, wer Karl Martell war,
doch unter dem Namen "Karl der Große" ist er durchaus bekannt, aber mit diesen Namen sprach man ihn nicht an,

"Kaiserliche Hoheit" reichte ihm völlig

die englischen Royals änderten ihren Namen "von Coburg und Gotha" auf Anordnung Georg des 5. während des 1. Weltkriegs in den Namen Windsor, weil man sich vom Kriegsgegner Deutschland distanzieren wollte

es gibt Namen, die wohl nie wieder vergeben werden, um nicht an Menschen zu erinnern, die verwerfliches getan haben, ein Synonym dafür ist "Judas"

in den USA wurden bis ins 19. Jahrhundert überwiegend Namen aus der Bibel für den Nachwuchs ausgesucht

am 2. Februar 2015 wurde in Hannover ein kleines Mädchen geboren, ihre Eltern sind Flüchtlinge, und leben mit ihrer Tochter im ehemaligen Oststadtkrankenhaus, aus Dankbarkeit für die Hilfe der Kanzlerin bei der Eingliederung gaben sie ihr den Vornamen Angela Merkel, das Standesamt, als Hüter der Vornamen, stimmte zu, und alle wünschen ihr, das der Name Angela Merkel Adé ihr Glück bringt

aus aktuellem Anlass muss noch Walburga erwähnt werden, die sich seit dem Jahr 779 am 30. April immer wieder in Erinnerung bringt,

mit den alljährlich wiederkehrenden Bräuchen, hat sie, außer dass auch die Nacht zum 1. Mai ihren Namen trägt, eigentlich nichts zu tun,

denn bei dem "Ausflug" auf den Blocksberg im Harz kommen die Hexen dieser Welt zusammen, um sich einmal im Jahr mit dem Chef der Hölle teuflisch gut zu amüsieren,

und genau dann will man sie verbrennen, das man als Hexe da mucksch wird, kann ich gut verstehen,

"manche Namenstage sind wie verhext", sagt wohl so manche Hexe zu ihrem Besen, aber der kann auch nichts dafür.

es gibt geschriebene Empfehlungen zur Vornamensfindung, die bei der Karriere von Sohnemann hilfreich sein sollen

aber ob unsere Namen tatsächlich unsere Persönlichkeit bestimmen oder sie zumindest beeinflussen, ist durchaus umstritten, so behaupten Vertreter der Numerologie, das unser ganzen Leben, ja unser Sein kein Zufall ist, sondern logisch vorbestimmt und ausrechenbar sei, auch unser Name,
und unsere Eltern seien lediglich Erfüllungsgehilfen einer großen vorgegebenen Ordnung,

ein Gedanke, der nicht unbedingt glücklich macht, denn dass durch meinen Namen, an dem ich völlig unschuldig bin, mein Leben und mein Charakter vorbestimmt sei, nehm ich lediglich als Behauptung hin, zumal ich ja dann auch für nichts mehr verantwortlich bin,
das kann es nicht sein,
aber genau das meinen Vertreter der Numerologie,
nach dem Motto,

"sag mir deinen Namen, und ich sag dir, wer du bist"

Eine absolut überzeugte Vertreterin dieser Philosophie ist Gertrude Wirschinger, eine Sängerin und Autorin aus Österreich, die sich nach den Gesetzen der Zahlensymbolik einen neuen Namen zulegte, sie nannte sich Penny McLane, und war überzeugt davon, mit diesem Namen glücklicher leben zu können,

wie dem auch sei, unter diesem Namen wurde sie als Sängerin bekannt und mit Liedern wie "Lady Bump" oder der deutschen Version von "between two Lovers“, „Zwischen zwei Gefühlen“, durchaus erfolgreich,
ihren amtlich eigetragenen Namen behielt sie natürlich, aber den kannte kaum jemand, und das war auch so gewollt,

ob sie als Gertrude Wirschinger weniger erfolgreicher gewesen wäre, bleibt ungeklärt,
zumal auch Vertreter dieser Philosophie sagen, die hauseigene Seelenstruktur läge nur im Geburtsnamen verborgen, doch für die eigene Psyche könne es durchaus gut sein, wenn wir uns Namen geben, die uns gefallen,

doch wenn wir akzeptieren müssten, dass der Name unser Wesen, unser festgelegtes denken und handeln offenbart, und wenn mir insofern namentlich bestimmt ist, ein Nichtsnutz zu sein, könne ich das auch nicht ändern,

aber wenn man weiß, was einem aufgrund dieser Information erwartet, könnte man ja ein wenig gegensteuern, und sich schlechte Angewohnheiten abgewöhnen, und zum Beispiel nicht bei Rot über die Ampel fahren, weil das für uns und womöglich auch anderen Unglück bringt,

immerhin,

während es bei einem Namen, der dagegen immun ist, höchstens zu einem Bußgeldbescheid kommt, wenn überhaupt,

ein Grund jedenfalls, mich mit dieser Theorie zu befassen, zumindest ein bisschen,

"bestenfalls ein bisschen, mehr geht nicht"

sagten mir daraufhin Verfechter dieser Theorie, man brauche nämlich ein Jahrzehnte langes Studium, und viel Erfahrung, um hinter die Geheimnisse der Zahlen zu kommen, doch meinen Namen könne ich ruhig mal grob analysieren, dazu gehöre nicht viel, außerdem gibt es dafür Tabellen mit Gebrauchsanweisung,

allerdings könne es sein, das ich mich danach sehr wundern würde, vielen ginge das so, und wenn etwas fürchterliches dabei rauskommt, könne ich mich ja anders nennen, das sei relativ einfach, und der neue Name sollte dann so sein, dass er jeden Eignungstest besteht, gilt aber wie gesagt, nur für die Psyche

ich versuchte mich also an der Ermittlung meiner Namenszahl, und war gleich zu Anfang ein wenig geplättet, denn in der Info stand,

"Hier erfahren Sie, was Sie am besten können, ohne dass Sie sich groß anstrengen müssen"

ich überlegte, was kann ich also so ganz locker vom Hocher, ohne mich groß anstrengen zu müssen,

um es kurz zu machen, hinsichtlich Vielfalt war das Ergebnis nicht so berauschend,
das war schon die erste Erkenntnis,

um das nicht auch noch bestätigt zu kriegen, verschob ich erst mal tiefergehende Forschungen, zumal nun doch so viele Hin-und her-Rechnungen nötig sind, um ein Ergebnis zu bekommen, das mir halbwegs gefällt, und das dann doch mangels Erfahrung nicht stimmt, weil ich Fehler in der Auswertung mache, und die könnten nämlich so vielseitig sein, wie Horoskope, wie man mir sagte,

und an die glaube ich auch nicht so recht, Steinböcke sind nun mal skeptisch,

ein Gespräch darüber fand in einer Kneipe statt, und ein älterer Herr am Nebentisch, der wohl mit halbem Ohr zugehört hatte, sagte zu mir

"aber ein wenig abergläubisch bist du schon",

das stimmte, immer wenn mir die Straßenbahn vor der Nase wegfährt, sag ich mir,

"wer weiß, wozu es gut ist",
außer, wenn es Strippen regnet

"Rom ist auch nicht an einem Tag erbaut worden", meinte daraufhin unser Tischnachbar

ich nickte höflich,

Bernd brachte jetzt die Verkehrsampel nochmal ins Spiel, und sagte, hier hätte er eigentlich immer Glück, auch ohne Horoskop und Offenbarungen durch die Namensforschung, er wäre jedenfalls noch niemals an einer Ampel geblitzt worden,

wieder fühlte sich unser Nachbar vom Nebentisch angesprochen, sah Bernd gütig an und versprach ihm:

"das kommt schon noch"

irgendwie hatte er uns jetzt die Lust am Thema verhagelt, wir wollten unser Treffen beenden, und Bernd rief mit Handzeichen "zahlen bitte",

wieder meldete sich das Orakel vom Nebentisch und meinte:
"Unverhofft kommt oft"

Bernd sah zu ihm hinüber, runzelte die Stirn, schob dabei seinen Stuhl mit einem Ruck zurück und rempelte die Kellnerin an,

ich glaube, wir dachten jetzt alle das gleiche,
vielleicht sollten wir doch mal unsere Namen analysieren
um zu erkennen, dass wir manche Verhaltensweisen, an die wir ja nun mal namentlich gebunden sind, etwas überprüfen sollten, und sie vielleicht sensibler angehen, damit andere nicht zu Schaden kommen,
also, soweit das "zahlenmäßig" möglich ist,

irgendwann machen wir das auch,

zumal ja in der Gebrauchsanweisung stand:

"Die Berechnung der Namenszahl ist nur auf den ersten Blick kompliziert"

als wir gingen rief uns unser Kommentator, der wohl immer das letzte Wort haben musste, gut gelaunt nach:

"sag mir deinen Namen, und ich sag dir, wie du heißt"
und wollte sich kaputt lachen

manche Leute nehmen eben nichts ernst
also wirklich

Gerd Szallies

ein Nachtrag:

"in der DDR wäre das nicht möglich gewesen, sie gestattete nur einen Vornamen",

- das stimmt nicht, wie mir mehrfach versichert wurde -
diese Behauptung ziehe ich mit dem Ausdruck des Bedauerns zurück,
sie ist falsch,

und ich bitte um Entschuldigung

Bürgerreporter:in:

Gerd Szallies aus Laatzen

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