Barockes Schmuckstück auf dem Lechfeld

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Die Klosterlechfelder Kirche Maria Hilf ist immer noch begehrtes Ziel für Wallfahrer

Im dichten Nebel verirrte sich im Jahre 1603 Regina von Imhof, die Witwe des Augsburger Bürgermeisters Raimund von Imhof auf dem Rückweg von Augsburg zu ihrem Schloss in Untermeitingen. Der Lech war damals noch nicht reguliert und seine zahlreichen Nebenarme und Sumpfgebiete bildeten ein gefährliches Labyrinth. Verzweifelt gelobte sie den Bau einer Kapelle zu Ehren der Mutter Gottes, um wieder auf den richtigen Weg zu gelangen. Als sie plötzlich die Lichter ihres Schlosses in der Ferne sah, musste ihr Kutscher seine Peitsche in die Erde stecken, um den Standort der künftigen Kapelle zu markieren, so erzählen es die Geschichtsbücher.

Die Grundsteinlegung erfolgte am 7. April 1603. Als Vorbild für den Sakralbau diente Santa Maria Rotonda – das Pantheon in Rom. Den Entwurf zeichnete der berühmte Augsburger Baumeister Elias Holl. Das Deckengemälde in der Rotunde ist das Werk von Johann Georg Lederer aus Augsburg und zeigt die Heimsuchung Mariae. Auch die Wandgemälde im Chor stammen von ihm. Alle sechs Bilder beziehen sich auf die Gottesmutter, die unter anderem als Schutzmantelmadonna, Helferin in Seenot und Schützerin vor Feuersbrunst dargestellt wird. Der ursprünglichen Gnadenkapelle wurde 1656 im Westen das rechteckige Langhaus mit den runden Seitenkapellen angefügt. Einzigartig auch die drei 1690/91 hinzugefügten Kuppeln als Sinnbild für die Dreifaltigkeit. Der Hochaltar entstand 1748 nach Entwürfen des Laienbruders Concordius Scheidenberger. Ausführender Meister war Dominikus Bergmüller aus Türkheim. Im Mittelpunkt steht das Gnadenbild. Christus ist als Richter dargestellt, dem der Erzengel Michael und die Muttergottes beigegeben sind.
Schon während des Baus der Kirche ereignete sich das erste Mirakel. Ein Bauer hatte ein Opfer gelobt, damit es seiner kranken Tochter besser gehen würde, die tatsächlich bald darauf gesundete. Insgesamt wurden tausende wundersame Begebenheiten aufgezeichnet, die eine rege Wallfahrt auf das Lechfeld auslösten. Die Blütezeit der Wallfahrt war das 18. Jahrhundert. Klosterlechfeld war damals nach Altötting der zweitgrößte Wallfahrtsort Bayerns. Auch heute noch besuchen jedes Jahr rund 5000 Pilger die schmucke Kirche auf dem Lechfeld. Zudem startet in Klosterlechfeld die jährliche Nachtwallfahrt für Frauen nach Andechs und auch die Ettalpilger machen in Klosterlechfeld Rast.

Und die Mutter Gottes hilft auch heute noch, weiß Lechfeldpfarrer Thomas Demel von mehreren außergewöhnlichen Ereignissen in den letzten Jahren zu berichten. Ob es um die Erfüllung des Kinderwunsches oder die Heilung von schweren Krankheiten geht, immer wieder wenden sich Gläubige an die Gottesmutter. „Am 24. Mai 2013 lag eine Frau wegen einer kritischen Schwangerschaft mit der Gefahr, das Kind zu verlieren im Krankenhaus. Wir haben für Mutter und Kind zu Maria Hilf gebetet. Dann geschah etwas Wunderbares. Kurz nach dem Beten rief die Klinik an, sie hatten das Kind geholt. Es war 26 cm groß, 600 Gramm schwer – aber es atmete selbst und durfte leben“, erzählt der Geistliche sichtlich berührt.

Sehenswert auch der 1791 erbaute Kalvarienberg gegenüber der Kirche. Architekt war Franziskaner-Pater Sebastian Höß, der in Ermangelung eines Berges auf dem flachen Lechfeld den Kalvarienberg erbaute. Der Rundbau hat eine Höhe von sieben Metern, an der untersten Plattform, auf der eine Darstellung von Jesus im Grabe in einer künstlichen Tuffsteinkammer eingebracht ist, einen Durchmesser von neun Metern. Über die beiden Freitreppen zur ersten Etage sieht man im Innern des Baus Christus auf dem Ölberg. Auf der Plattform findet sich eine Kreuzigungsszene, unter dem Kreuz Jesu stehen Maria und Johannes.

Auf einen Blick:

Zentral im Ort liegt die Wallfahrtskirche Maria Hilf in Klosterlechfeld, mit dem Auto über die nahegelegene B 17 (Parkplätze auf dem Festplatz nach der Kirche), fußläufig vom örtlichen Bahnhof in wenigen Minuten erreichbar.

Baustil: Barock
Bauzeit: 1603-1604
Baumeister: Elias Holl
Konfession: römisch-katholisch
Broschüren: Schriftenstand in der Kirche
Kalvarienberg: Derzeit wegen Renovierung nur von außen zu besichtigen, ab Sommer ganztägig geöffnet
Gebetszeiten: ganztägig
Gottesdienste: Mittwoch, 9 Uhr, Freitag 19 Uhr (Winter 18 Uhr); 1.-3. Sonntag: 9 Uhr; 4. Sonntag im Monat 10.30 Uhr
Führungen für Wallfahrergruppen: nach telefonischer Vereinbarung
Anschrift: Franziskanerplatz 6, 86836 Klosterlechfeld, Telefon 08232/9619-0
Web: www.lechfeld-pfarreien.de

Bürgerreporter:in:

Susanne Raffler aus Klosterlechfeld

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