Vom tiefen Keller bis auf den Kirchturm

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Bei der Stadtführung tauchten wir ein in die Geschichte der Stadt Kirchhain und entdeckten auch das eine oder andere Geheimnis.

Mit zahlreichen Schlüsseln "bewaffnet" erwartete uns die Stadtführerin, Frau Bader, auf dem Kirchhainer Marktplatz. Ein wenig knarrend öffnete sich die Eingangstür des Wendeltreppenturmes am Kirchhainer Rathaus. Im historischen Saal konnte Frau Bader anschaulich darüber berichten, wie sich die Stadt Kirchhain von dem Dorf Werploh im Jahre 1146 bis heute entwickelt hat. Sie verstand es den Blick auf Kleinigkeiten zu richten, die sonst wohl kaum Beachtung finden, wie z. Bsp. die unterschiedlich dunklen Balken bzw. die beiden Vertiefungen in der Decke über uns.

Die Einstimmung hatte schon neugierig gemacht und so folgten wir bereitwillig der Stadtführerin über den Marktplatz, durch die City-Passage in den Blauen Löwen. Hier war es weniger die Geschichte des Geburtshauses des Dichters Eberhard Werner Happel (1647-1690) als vielmehr ein Detail im zweiten Geschoss, auf das Frau Bader hinwies: eine Stuckdecke. Unbekannte Handwerker hatten diese Arbeit ausgeführt und wenn man sich bei den Teilnehmern umhörte, so war immer wieder zu hören: "...ich war doch schon öfters hier, aber die Stuckdecke ist mir noch nie aufgefallen...".

Kaum war die Tür des Blauen Löwen hinter uns verschlossen worden, öffnete sich am Erbsenberg eine weitere Tür. Da die Tür recht niedrig war, traten wir gebückt ein in ein altes Kellergewölbe. Hier in diesem typischen alten Keller wurden einst die Vorräte gelagert und die Menschen fanden Schutz während Kriegszeiten.

Der weitere Rundgang führte nun vorbei an der "Hochzeitstreppe" hin zur "Gänseburg", vorbei am "Gillhof" und der "Deutsch-Ordens-Mühle", durch den Annapark, entlang der beschaulich dahin fließenden Wohra, zum Amöneburger Tor. Der Name der Straße weist schon darauf hin, dass sich hier einmal eines der Stadttore befand. Nur eine Zeichnung gibt heute noch Auskunft über das Aussehen der Tore.

Weiter ging es durch die Untergasse, vorbei am recht maroden alten Amtsgericht bis hin zu einem Fachwerkhaus an der Ecke der Brießelstraße. Am 20.9.1899 wurde hier der Philosoph Leo Strauss als Sohn des Kaufmanns Hugo Strauss und dessen erster Ehefrau Jenny geboren. Er verstarb am 18.10.1973 in den USA.

Die Entdeckungsreise durch die Geschichte der Stadt Kirchhain führte nun zur ehemaligen jüdischen Synagoge. Der Westteil der im neuromanischen Stil erbauten Synagoge wurde im Jahre 1975 unter Denkmalschutz gestellt. Dank des guten Willens des Besitzers und mit Hilfe von Zuschüssen der öffentlichen Hand erfolgte schließlich eine Totalrenovierung des Gebäudes, so dass die erhalten gebliebene Westhälfte heute ein würdiges Denkmal der ehemals blühenden jüdischen Gemeinde in Kirchhain darstellt.

Von hier führte uns die Stadtführerin eigentlich "auf der alten Stadtmauer" entlang zur Fußgängerzone. Da jedoch um das Jahr 1920 die letzten Reste der Stadtmauer bereits entfernt wurden, waren keine Kletterkünste notwendig um den Rundgang fortzusetzen.

Frau Bader öffnete mit einem weiteren Schlüssel die Tür zum Hexenturm. Erwartungsvoll warfen wir einen Blick hinein, sahen jedoch nur einen kargen und nicht sehr einladenden mittelalterlichen "Gefängnisraum". Schnell verließen wir diesen Ort und setzten unseren Weg fort. Vorbei an dem Burgtor und über den Scheffer-Platz gelangten wir schließlich zur Stadtkirche.

Sie überragt die Stadt und hat Kirchhain auch den Namen gegeben. Der heutige Kirchenbau stammt aus dem 15. Jahrhundert und der Chorraum wurde erst bei einer Renovierung 1929/36 angebaut. Der krönende Abschluss der Stadtführung war der Aufstieg im Inneren des Kirchturms hinauf bis zu einer Aussichtsplattform direkt unterhalb der Kirchturmuhr. Nun wohne ich schon so lange hier in Kirchhain und doch kam ich zum erstenmal in den Genuss dieses einzigartigen Blicks über die Dächer der Stadt !

Die richtigen Schlüssel öffnen halt eben doch so manche Tür und gewähren Einblicke und tolle Ausblicke.

Auf diesem Wege möchte ich mich noch einmal bei Frau Bader für diese unterhaltsame und informative Stadtführung bedanken. Der Heimat- und Geschichtsverein Kirchhain bietet mehrmals im Jahr Führungen an und so werde ich sicher bald wieder einmal teilnehmen.

Mit meinen Fotos möchte ich Sie mitnehmen auf eine Entdeckungsreise durch die Geschichte Kirchhains. Ich wünsche viel Spaß dabei und hoffe wir sehen uns einmal bei einer Stadtführung.

Bürgerreporter:in:

Hans-Christoph Nahrgang aus Kirchhain

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